Um den Alltag im fremden Land zu erleichtern, schenken viele Ostheimer ihren neuen Mitbürgern offene Ohren und tatkräftige Unterstützung.
In den vergangenen Wochen wurden verschiedene syrische Flüchtlingsfamilien im Landkreis Rhön-Grabfeld in sogenannten dezentralen Unterkünften untergebracht. So unter anderem in Stetten, Nordheim, Sandberg oder auch in Ostheim. Dort bekamen sie entsprechende Wohnungen zugewiesen, in denen alle notwendigen Einrichtungen wie Mobiliar und auch eine Küche vorhanden sind. Doch fehlende Kontakte und die fremde Sprache erschweren den Alltag der Familien. Ein weiteres Problem sind schulpflichtige Kinder. Schulrat Walter Volkmuth hat es sich hier zur Aufgabe gestellt, mit seinen Lehrkräften, aber auch pensionierten Lehrern zu helfen. Er denkt unter anderem an kleine Sprachkurse schon in den Unterkünften, um Grundkenntnisse der deutschen Sprache zu vermitteln.
Hilfe kommt von allen Seiten
In Ostheim sind die zwei Flüchtlingsfamilien aus Syrien, Kamal und Shik bakry, im Stadtkern untergebracht, waren
zunächst aber auf sich alleine gestellt. Freiwillige Helfer aus der Notunterkunft stellten in Windeseile Kontakt zu Elke und Jean Bassil her. Strahlende Augen gab es bei den Familien nicht nur wegen der schnellen Hilfe, sondern vor allem deshalb, weil Jean Bassil ihre Landessprache spricht und man sich so unkompliziert unterhalten konnte. "Es ist einfach schön, jetzt jemanden in dieser Stadt zu kennen", sagte Hanady, eine Zahnärztin aus Syrien, der Jean viele offene Fragen beantworten konnte.
Bereits zuvor waren Ehrenamtliche, die bei der Betreuung in Bad Neustadt geholfen hatten, bei den Familien und sorgten unter anderem dafür, dass der Fernseher, den der Vermieter zur Verfügung gestellt hatte, mit einem Receiver aufgerüstet wurde. "Außerdem habe ich erst einmal die Spülmaschine erklärt, etwas, was die Menschen in Syrien offensichtlich nicht kennen", sagt Anna Bötsch.
Bürgermeister Ulrich Waldsachs hat für seine neuen Bürger ebenfalls ein offenes Ohr. Er selbst konnte der Familie von Hanady bereits helfen, die im Rathaus vorgesprochen hat und dort nach der korrekten Anschrift ihrer Wohnung in Ostheim fragte. Dies sei wichtig, da sie ihren Mann in Syrien davon unterrichten möchte.
Hilfe bei der Integration "Wir haben in Ostheim schon seit einiger Zeit ausländische Mitbürger, die sich hier wohlfühlen", sagt der Bürgermeister und ist sich sicher, dass dies auch den Familien aus Syrien so gehen wird. Elke Bassil, Stadträtin von Ostheim, zuständig dort im Ressort Kultur- und Partnerschaft hat sich bereits Gedanken gemacht, wie man die Flüchtlingsfamilien integrieren kann. Als erstes wurden Handynummern ausgetauscht. Ihre Überlegungen gehen auch dahin, eine Art "Kennlern-Cafe" ins Leben zu rufen.
"Die Familien aus Syrien sollen sich hier in Ostheim bei uns wohl und angenommen fühlen." Derzeit sei in der Stadt weitgehend noch nicht bekannt, dass hier vom Landkreis Rhön-Grabfeld Flüchtlingsfamilien untergebracht sind, sagt Elke Bassil. Etwas, das natürlich wichtig wäre, damit die Ostheimer auch darüber Bescheid wissen und helfen können.
Dr. Jörg Geier von der Stabstelle des Landratsamtes Rhön-Grabfeld, zuständig für die Pressearbeit im Bereich Flüchtlinge, sagt, dass man schnell erkannt habe, dass es wichtig ist, die Familien in den dezentralen Unterkünften nicht alleine zu lassen. Das gilt auch für die Kinder, die in Kindergärten kommen könnten, oder schulpflichtige Kinder. Erfreulich nennt er es, dass sich zwischenzeitlich viele pensionierte, aber auch aktive Lehrkräfte gemeldet haben und für Deutschunterricht bereit stehen. Dr.
Geier nennt die angebotenen Hilfen aus der Bevölkerung des Landkreises. Das alles gelte es jetzt erst einmal zu koordinieren. Schulrat Walter Volkmuth vom Schulamt Rhön-Grabfeld in Bad Neustadt ist seit einigen Tagen bei den täglichen Besprechungen im Landratsamt. Ihm geht es zunächst darum in den Unterkünften in Bad Neustadt deutsche Grundkenntnisse zu vermitteln. Seine Idee ist nicht nur Unterricht, sondern auch Plakate im Bereich der Essensausgabe anzubringen, auf denen die deutschen Begriffe wie Messer, Gabel, Löffel, Wurst, Käse oder Gurke erklärt werden.
"Zum einen lernen sie damit Grundbegriffe der deutschen Sprache, zum andern können sie diese auch sofort anwenden." In der Unterkunft in Bad Neustadt ist deshalb ein kleiner Schulraum geplant, in dem diese Kenntnisse vermittelt werden. Dazu werden noch Tafel oder auch Bilderbücher gesucht.
Mehrgleisig möchte der Schulrat fahren und hat deshalb Listen von Asylbewerber-Kindern vorliegen, um aus deren Alter zu ermitteln, in welche Schule und welche Klassen sie kommen könnten. Grund- und Mittelschulen müssen sich darauf einstellen, künftig mehr Kinder zu bekommen. Schulrat Walter Volkmuth denkt auch an sogenannte Übergangsklassen in Mellrichstadt, Bad Königshofen und Bad Neustadt, wo ebenfalls Grundkenntnisse vermittelt werden, damit dann ein schnelles Integrieren in die Klassen erfolgt. Sein Vorteil: Viele pensionierte Lehrer, aber auch aktive Lehrkräfte sowie Abiturienten, die auf einen Studienplatz warten, haben sich bereit erklärt zu helfen.
Weitere Überlegungen gehen dahin, was mit Jugendlichen zu tun ist, die eigentlich berufsschulpflichtig sind. Auch hier müssen noch Lösungen gefunden werden. Im Gespräch mit den Flüchtlingsfamilien in Ostheim stellte sich heraus, dass es wichtig ist, den Asylsuchenden, die dezentral untergebracht sind, Informationen über den Ort, aber auch Telefonnummern von Ansprechpartnern für den Notfall an die Hand zu geben.