Unter der Erde fährt es sich sicherer

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U-Bahn VAG / Michael Köhle
U-Bahn VAG / Michael Köhle
Konrad Schmidt. Foto: Claus Felix
Konrad Schmidt. Foto: Claus Felix
 

Nach einem U-Bahnunfall am Mittwoch, bei dem drei Personen in Nürnberg verletzt wurden, fahndet Betriebsleiter Konrad Schmidt noch nach der Ursache. Fest steht trotz des Vorfalls für ihn: "Unterirdisch ist sicherer als oberirdisch." Auch wenn die gefühlte Sicherheit etwas anderes suggeriert.

Unfälle in der U-Bahn sind selten. Am Mittwoch rappelte es in der U1 in Nürnberg trotzdem gewaltig. Bei einem Spurwechsel auf der Strecke zwischen den U-Bahnhöfen Eberhardshof und Muggenhof verletzten sich drei Personen teilweise schwer. Ein sechsjähriges Mädchen soll sich sogar einen Arm gebrochen haben. Die anderen Geschädigten hätten sich Prellungen zugezogen. "Wir sind noch mitten in den Ermittlungen, um alle Fakten zusammenzutragen", sagt Betriebsleiter Konrad Schmidt am Freitag.

Trotz des jüngsten Vorfalls sei die U-Bahn jedoch eines der sichersten Massentransportmittel, erklärt der Betriebsleiter. Konrad Schmidt kennt das paradoxe Gefühl der Fahrgäste, die sich unter der Erde in die "Straßenbahn" setzen. "Die Engländer sprechen von Safety und Security.
Die gefühlte Sicherheit, die die Engländer Security nennen, ist in der künstlichen, unterirdischen Umgebung der U-Bahn nicht so hoch wie an der Oberfläche", sagt Schmidt. In der U-Bahn sei die objektive Sicherheit allerdings wesentlich höher, versichert der Betriebsleiter. Für die "Metro" in Nürnberg scheint sowieso die Goldene Regel zu gelten: Safety first.

Die Videoaufzeichnung im Fahrzeug hätten zu ersten Erkenntnissen über den Unfallhergang vom Mittwoch geführt. "Man sieht, dass es zu einer starken Querbeschleunigung gekommen ist und sich dadurch Fahrgäste anstoßen und verletzen", berichtet der 44-jährige Betriebsleiter, der seit sechs Jahren für die Sicherheit der U-Bahn in der Frankenmetropole zuständig ist. Derzeit würden noch die Fahrgäste befragt. Selbstverständlich müsse auch der Fahrer erklären, warum es zu dem Unfall am Mittwoch kommen konnte. Möglich wäre, dass der Fahrer zu schnell gefahren sei. Der Unfall ereignete sich bei einem baustellenbedingten Spurwechsel. Möglich wäre auch, dass der Fahrer ein falsches Signal von der Zugsicherung erhalten habe. Lichtsignale entlang der Strecke geben die Geschwindigkeit vor. Maximal sei Tempo 80 erlaubt. Der Baustellenbereich hätte nur mit 40 Kilometern pro Stunde befahren werden dürfen.

Auf der Strecke der U1 steuert noch ein Mensch aus Fleisch und Blut die U-Bahn. Auf der U2 und U3 sind seit 2008 beziehungsweise 2010 bereits automatische Züge unterwegs, die computergesteuert sind. Die automatische U-Bahn sei sogar noch sicherer als konventionelle U-Bahnen, weil der menschliche Faktor als Fehlerquelle entfalle, erläutert Schmidt. "Bei der automatischen U-Bahn gab es zum Glück noch keinen Unfall, bei denen Menschen verletzt wurden." Lediglich mit "Kinderkrankheiten" habe die automatische U-Bahn bei der Einführung zu kämpfen gehabt. "Wir hatten bei der fahrerlosen U-Bahn nie ein Sicherheitsproblem, sondern nur ein Pünktlichkeitsproblem."

Dazu sei es auch gekommen, weil einige Fahrgäste immer wieder versucht hätten, trotz schließender Türen noch in den Zug einzusteigen. Selbst dadurch könnten die Fahrgäste aber nicht gefährdet werden. "Selbst wenn Personen das Signal nicht beachten und noch einsteigen wollen, wenn sich die Türen bereits schließen, sind große Verletzungen ausgeschlossen", beteuert Schmidt. Die "Einklemmkräfte" seien einfach zu gering, erklärt der Betriebsleiter weiter.

Ob mit oder ohne Fahrer: An der Oberfläche sei die Unfallgefahr sowieso wesentlich größer. Die unterirdische U- müsse im Gegensatz zur oberirdischen Straßenbahn keine Kollisionen mit Autos oder Lastwagen fürchten. Rein rechtlich handle es sich bei der U-Bahn freilich auch um eine Straßenbahn. Im Bereich des Unfalls zwischen Eberhardshof und Muggenhof verkehrt die U1 zwar auch oberirdisch. Allerdings verläuft die Hochtrasse deutlich getrennt vom Straßenverkehr. Die Baustelle, in deren Bereich sich der Unfall am Mittwoch ereignete, sei bereits wieder aufgehoben worden. An der Stelle sei die Stromleitung erneuert worden.