Tote Frau in der Aisch: Angeklagter schweigt zum Prozessauftakt

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Angeklagter Roy E. mit Verteidiger Ralf Preisl beim Prozessauftakt in Nürnberg am Dienstag im Schwurgerichtssaal. Foto: Nikolas Pelke
Angeklagter Roy E. mit Verteidiger Ralf Preisl beim Prozessauftakt in Nürnberg am Dienstag im Schwurgerichtssaal. Foto: Nikolas Pelke

Ein 40-jähriger Mann aus dem Landkreis Neustadt/Aisch soll seine Verlobte kurz vor der Hochzeit erwürgt und die Leiche in den Fluss geworfen haben. Beim Prozessauftakt am Dienstag vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth schwieg der Angeklagte. Das Urteil soll am 15. Mai gesprochen werden.

Für schwache Nerven ist dieser Prozess nichts. Der angeklagte Gastwirt sitzt kopfschüttelnd im Schwurgerichtssaal 600, während Oberstaatsanwältin Jutta Schmiedel ihm vorwirft, seine Verlobte heimtückisch ermordet zu haben. Warum erwürgt ein Mann seine Zukünftige kurz vor der Hochzeit und wirft sie anschließend in einen Fluss? Der Angeklagte fühlte sich unter Druck gesetzt von seiner damals 32-jährigen Partnerin, behauptet die Staatsanwältin. Erstens finanziell: Die Gaststätte sei schlecht gelaufen. Zusätzlich drohten hohe Kosten für die Hochzeit. Zweitens sexuell: Die Lebensgefährtin hätte in der Tatnacht in Spitzenunterhöschen erfolglos versucht, ihren Ehemann in spe zu verführen.

Derweil schüttelt der Gastwirt mit der markanten Glatze, der Brille und dem Kinnbart auf der Anklagebank immer noch mit dem Kopf.
Sein Mandant wolle zunächst keine Angaben machen, kündigt der bekannte Strafverteidiger Ralf Peisl an. Daraufhin erhebt sich Richter Gerhard Neuhof und spielt den Anruf ab, mit dem der Angeklagte seine Verlobte bei der Polizei nach der vermeintlichen Mordnacht als vermisst gemeldet hatte. Auch auf dem Handy der Toten hatte der Angeklagte eine Nachricht teilweise zusammen mit der damals dreijährigen gemeinsamen Tochter hinterlassen. Auch Kurznachrichten mit den Worten "Wo bist Du? Wir vermissen Dich!" hatte der Angeklagte seiner Lebensgefährtin geschickt, die er in der Nacht zuvor ermordet haben soll.

Er habe eine Schlaftablette genommen

Während die Polizei das Auto der Toten am Flussufer entdeckt, hockt der Angeklagte am gleichen Morgen bei der Polizei in Neustadt/Aisch, um eine Vermisstenanzeige aufzugeben. Er erzählt dem Polizeibeamten, dass er am Vorabend das Kind ins Bett gebracht und anschließend eine Schlaftablette genommen habe, um besser schlafen zu können. Seine Verlobte wollte noch allerlei am Computer für die bevorstehende Hochzeit vorbereiten. Am nächsten Morgen sei er ohne seine Lebensgefährtin allein im Bett aufgewacht. Bei der Aufnahme der Vermisstenanzeige habe der Angeklagte auffallend ruhig gewirkt, berichtet der Polizist im Zeugenstand.

Kein Streit über Finanzprobleme

Roy E. Habe geschildert, dass seine Verlobte "alles perfekt" für die Hochzeit vorbereiten wollte. Schließlich stand der Polterabend direkt vor der Tür. Trotz der stressigen Hochzeitsvorbereitungen könne von Selbstmordgedanken aber keine Rede sein, hatte der Angeklagte gesagt. Der Beschuldigte habe zugegeben, dass es Probleme mit der Gaststätte gegeben habe. Die alten Stammgäste aus dem Sportverein seien nicht mehr bei ihm eingekehrt. Daraufhin habe er bei seiner Bank einen Kredit über 20.000 Euro beantragt. Streit über die Finanzprobleme habe es in der Familie aber nicht gegeben. Auch Existenzsorgen hätten ihn nicht geplagt. Schließlich stand die Kirchweih-Saison vor der Tür. Mit seiner Ochsenbraterei wollte er das Defizit wieder wett machen.

Als nächster Zeuge sagte der zuständige Kriminalkommissar aus. Er berichtete, wie die Polizei zunächst einen Ex-Freund der Toten verdächtigte. Der Mann sei sogar festgenommen worden. Später hätten sich jedoch Verdachtsmomente gegen den Verlobten ergeben. Der Ex-Freund wurde wieder auf freien Fuß gesetzt. Insbesondere aufgrund der Tatsache, dass der Angeklagte entgegen seiner Angaben in der Tatnacht nicht geschlafen habe, sei der Verdacht auf den Verlobten gefallen.

Ein Zeuge habe den Gastwirt in der Nacht am Straßenrand aufgelesen und mit dem Lkw ein paar Kilometer mitgenommen. Roy E. müsste demnach seine Ehefrau daheim erwürgt, anschließend mit dem Wagen zum Fluss gebracht und die Leiche dort versenkt und anschließend per Anhalter wieder nach Hause gefahren sein. Das Auto der Ermordeten fand man einen Tag nach der Tat direkt am Ufer der Aisch in einem kleinen Ort rund zehn Kilometer von der Gaststätte entfernt. Die Kleidung der Frau war überall rund um den Wagen verteilt. Die Leiche wurde erst einige Tage später aus dem Fluss geborgen.

In Gaststätte festgenommen

Der 40-Jährige wurde schließlich von einem Sondereinsatzkommando daheim in der Gaststätte festgenommen. Vor dem Ermittlungsrichter legte er anschließend ein Geständnis ab. Dies hat er mittlerweile widerrufen. Nun macht er offensichtlich drei bis vier maskierte Männer für die Tat verantwortlich. Die sollen seine Verlobte getötet und ihn anschließend gezwungen haben, die Leiche im Fluss zu beseitigen. Am Mittwoch wird man mehr erfahren. Dann wird der Ermittlungsrichter mit Spannung im Zeugenstand erwartet.

Derweil gehen die Spekulationen über das Motiv und den Tathergang weiter. Wiederholt schaute der Angeklagte während des ersten Prozesstages ins Publikum. Viele bekannte Gesichter könnte er darin entdeckt haben. Auch im Internet wird heftig über die Tat debattiert. Allein auf der Internet-Seite allmystery.dewird auf über 150 Seiten über die "Tote aus der Aisch" teilweise detailliert diskutiert. Der Anwalt des Angeklagten hat bereits angekündigt, acht neue Zeugen in den nächsten Verhandlungstagen aufrufen zu wollen.