Rund 130.000 Menschen haben am Samstag die Blaue Nacht erlebt. "Sehnsucht" lautete das Motto der 15. Museumsnacht. Geträumt haben viele Besucher wohl von wärmeren Temperaturen. Viele haben mit dicken Mützen und heißem Glühwein der Kälte ein Schnippchen geschlagen.
Ständig klingelt das Telefon. Christel Paßmann kennt das schon. "Ich bin von Anfang an dabei", sagt die Projektleiterin der Blauen Nacht mit dem blau blinkenden Ring im Ohr, während nebenan im Marmorsaal die "Jubiläumsnacht" feierlich eröffnet wird. Kulturreferentin Julia Lehner freut sich, dass die Anziehungskraft der nächtlichen Kulturveranstaltung auch nach 15 Jahren immer noch ungebrochen sei. Mittlerweile kämen immer mehr Gäste aus dem Ausland. Sogar aus München seien heuer besonders viele Tickets bestellt worden, sagt die Kulturreferentin augenzwinkernd.
Der Kartenvorverkauf habe mit über 10.000 Karten alle Rekorde gebrochen, sagt Lehner und lobt im gleichen Atemzug die "Miss Blaue Nacht" für die Meisterleistung an Organisation und Vorbereitung. Christel Paßmann freut sich über so viel Anerkennung und sagt: "Ein Jahr harte Arbeit für die Nacht des Jahres." Dann bimmelt schon wieder das Handy der "Königin" der Blauen Nacht. Einer der 250 Mitarbeiter ruft in der Kulturnacht garantiert immer an.
Burg als Projektionsfläche Derweil strömen die Besucher langsam in die Altstadt. Viele haben die Winterklamotten wieder aus dem Schrank geholt. Die Laternen gehen an und funkeln blau in der Nacht. Die Burg wird zur riesigen Projektionsfläche für die Farb- und Bilderphantasien der Künstlerin Anna Bittersohl. Auch auf dem Hauptmarkt gehen die Lichter an. Hier lockt ein Wald zum Verweilen und Nachdenken ein. Marktständer aus Metall bilden die Wurzeln und Stämme, Plastiktüten die Kronen der bunten Installation "Waldplastik", die den sorglosen Umgang mit Rohstoffen thematisiert. Derweil wird im Alten Rathaus fleißig auf Gummi gekaut. Die Künstlerin Simone Brühl verteilte Kaugummis nicht ohne Hintergedanken an die Besucher. Anschließend bastelte Brühl aus den durchgekauten Kaugummis eine DNA-Skulptur. Zum Formen des klebrig-nassen Kunstwerks trug die Künstlerin glücklicherweise weiße Handschuhe.
Glücklich schätzen konnten sich auch alle, die nicht ohne Mützen und Schals zur 15. Blauen Nacht gegangen sind. "Ich bin so froh, dass ich die Mütze heute dabei habe", sagt Paula und die beiden Freundinnen Cora und Lilian schauen ein wenig neidisch. Wer die warmen Winterklamotten im Schrank vergessen hatte, versuchte sich mit Glühwein warm zu halten. "Ich trink gleich noch einen Glühwein. Der schmeckt bei dieser Kälte auch noch im Mai", findet Monika Partsch und reiht sich erneut in die Schlange vor dem Glühweinstand ein.
Salsa, Tango und Glühwein Einige Besucher suchten auch Zuflucht in den zahlreichen Spielstätten zwischen Bahnhof und Burg. Andere Besucher versuchten sich an heißen Rhythmen aufzuwärmen. Eine Salsa-Party erwartete die Gäste im mondänen Gluck-Saal des Staatstheaters. Romantische Tango-Klänge ließen die Herzen im Fembohaus höher schlagen. Wer vor der Kälte partout nicht kapitulieren wollte, stieg in die Unterwelt hinab. Im Kunstbunker flehte man die NSA um Vergebung unserer Daten an. In der Tiefgarage der Arbeitsagentur zog ein Polka-Zug auf echten Gleisen endlose Bahnen. Wer rechtzeitig den Absprung schaffte, konnte hoffentlich noch den "Sommerplaneten" auf der Burgbastei erleben. Immergrün leuchten dort die Wiesen und immerbunt die Blumen. Ein Planet ohne Herbst und Winter. Viele wären in dieser eiskalt-blauen Mainacht sicher für immer gerne dort geblieben.