Keine wilden Tiere: Fabelhafte Menschen, die der Schwerkraft trotzen, sind die Stars beim Cirque du Soleil. Lais Camila ist eine von ihnen. Ein Probenbesuch.
Ein bisschen Angst hat man schon, wenn man Lais Camila bei der Arbeit zuschaut. Unter dem Dach der Arena hängt sie tatsächlich nur an einem seidenen Faden. Mit ihren Händen hält sich die zierliche Brasilianerin dabei an einem Hulahoop-Reifen fest, der hoch oben unter der Decke baumelt. "Zum Glück bin ich noch nie heruntergefallen", ruft die Artistin aus der Zirkuskuppel den Menschen auf der Erde zu. Dann lässt sie sich kopfüber, als sei es das Normalste von der Welt, in einen Spagat fallen. Die schwarzen Haare gehorchen der Schwerkraft und verdecken jetzt die dunklen Augen.
"Das sind auf jeden Fall mehr als fünf Meter!" Ein Arbeiter hinter der Bühne hat wohl ein Einsehen und lässt die Artistin wieder auf den Bühnenboden herunter. Mit einem Satz springt Lais Camila den letzten Meter auf die Matte.
Jetzt steht die 25-jährige Artistin aus Sao Paulo wieder mit beiden Beinen auf den Brettern, die für sie die Welt bedeuten. "Ich wollte schon immer zum Zirkus", erzählt Lais und strahlt über beide Ohren. Seit zweieinhalb Jahren sei sie mit dem "Cirque du Soleil" auf Tour.
Ein großer Traum sei damit Wirklichkeit geworden. Hart ist das Leben unter der Zirkuskuppel trotzdem. "Das ist der Preis, den ich bezahle", sagt sie und zeigt die Hornhaut auf ihren Händen. "Das kommt vom vielen Training", sagt sie. Aber das tägliche Turnen in luftiger Höhe müsse sein. "Das Wichtigste ist natürlich bei jeder Show die Sicherheit." Ein bisschen Risiko sei aber immer dabei, wenn sie durch die Luft wirbelt.
Auch Lais Camilla ist aufgeregt
Als Entschädigung wartet neben der Gage der Moment, wenn der Vorhang aufgeht.
Dann sperren alle Zuschauer die Augen auf und können doch nur fassungslos staunen über die schwindelerregende Akrobatik. An diesem Abend ist es wieder soweit. Dann wird Lais Camilla für sieben schweißtreibende Minuten an ihrem Reifen durch die Luft schweben und der Schwerkraft eine lange Nase zeigen. "Obwohl ich mich auf jede Premiere freue, bin ich gleichzeitig auch sehr aufgeregt", sagt sie während sich die Kollegen im Hintergrund dehnen und stretchen. Hinter der Bühne geht es zu wie in einem Ameisenhaufen
. Menschen nehmen sich an den Händen und wirbeln sich mühelos in die Luft. Andere hocken vor dem Spiegel und schminken sich die Lippen rot. Männer mit Muskeln vor denen Schwarzenegger wie ein Waschlappen ausschauen würde, tragen Frauen spielerisch auf ihren Händen. In einer Ecke legen Schneiderinnen letzte Hand an die Kostüme.
Über 45 Artisten aus 18 Ländern wirken bei der Show "Quidam" am Abend in der Arena in Nürnberg mit. Im Gegensatz zu anderen "Cirque du Soleil"-Shows geht es bei Quidam nicht um Märchenfiguren, sondern um normale Menschen, deren Sorgen und Wünsche.
Langeweile buxiert sie in eine Traumwelt
Der jungen Zoé ist es langweilig. Ihre Eltern vernachlässigen sie und ihr Leben scheint ohne Bedeutung. Aus dieser Leere entflieht sie in eine Traumwelt, wo sie auf Charaktere trifft, die sie ermutigen und inspirieren. Seit 1996 hat der "Cirque" schon Millionen von Zuschauern auf fünf Kontinenten mit dem Programm begeistert. Nun kommt auch Nürnberg in den Genuss dieses Spektakels aus Akrobatik, Tanz und Musik. "Die Show ist wirklich magisch", sagt Lais bevor sie wieder unter der Zirkuskuppel verschwindet.
Der Cirque du Soleil gastiert noch bis Sonntag in Nürnberg.
Nähere Infos unter www.arena-nuernberg.de.
Das 1984 aus einer Gruppe von 20 Straßenkünstlern entstandene Unternehmen Cirque du Soleil mit Sitz in Québec bietet zirzensisches Entertainment der Spitzenklasse und beschäftigt mehr als 5.000 Mitarbeiter, darunter mehr als 1.300 Künstler aus über 50 Ländern.