Die Wahl ist vorbei, der Sieger steht fest. Trotzdem sind die Kommunalwahlen in Nürnberg damit längst noch nicht gegessen. Die Statistiker analysieren den Ausgang des großen Wahlerfolges von Ulrich Maly (SPD) haargenau. Keine Überraschung: Wahlgewinner Maly war besonders bei Frauen erfolgreich.
Nicht die Themen, sondern die Gesichter haben die Wahl in Nürnberg entschieden. Das sagen zumindest die Zahlen, die das Amt für Stadtforschung und Statistik am Wahltag in Befragungen herausgefunden hat. "Die kontroversen Themen Volksbad oder Konzertsaal waren nicht wahlentscheidend. Verkehrsthemen wie der Ausbau des Frankenschnellwegs haben die Wähler viel stärker beeinflusst", sagt Wahlleiter Wolf Schäfer. Die Spitzenthemen überhaupt seien Schule und Bildung gewesen. Alles entscheidend waren aber die Persönlichkeit der Oberbürgermeister-Kandidaten. Über 60 Prozent haben sich aufgrund der Zuneigung zur Person des Spitzenkandidaten bei der Wahlentscheidung beeinflussen lassen. Die Kommunalwahlen in Nürnberg sind eine große Persönlichkeitswahl gewesen.
Ein weiterer entscheidenden Faktor sei die geringe Wahlbeteiligung gewesen. Die Grundformel lautet hier: Je höher die Bildung und je größer der Verdienst, desto größer die Wahlbeteiligung. "Erschreckend" findet Dorothea Deinlein vom Statistikamt dieses Ergebnis der Befragung am Wahltag. Eine Tatsache ist auch, dass mit dem Alter die Bereitschaft zunimmt, überhaupt zur Wahl zu gehen. "Je älter die Wähler sind, desto häufiger nehmen die Wähler an der Wahl teil", interpretiert Dorothea Deinlein die ermittelten Zahlen aus der Wählerbefragung. Dadurch hätten die älteren Wähler ein überproportionalen Einfluss auf den Wahlausgang. 40 Prozent der Wähler waren bereits über 60 Jahre alt. Dagegen seien nur sechs Prozent der Erstwähler überhaupt zur Kommunalwahl gegangen. Bei den Wählern mit Migrationshintergrund war die Wahlbeteiligung ebenfalls äußerst dürftig.
Selbst viele CSU-Anhänger wählten Maly Das herausragende Ergebnis für den wiedergewählten Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) siegelt sich auch in den Zahlen wieder, die das Statistikamt am Wahltag ermittelt hat. Maly sei selbst von vielen CSU-Anhängern gewählt worden. Über zehn Prozent der Unionswähler hätten bei Maly ihr Kreuzchen gemacht. Sogar fast 90 Prozent der Grünen-Anhänger hätten dem SPD-Oberbürgermeister ihre Stimme gegeben. Damit hat Maly ein Drittel seiner Wählerstimmen aus dem feindlichen Lager bekommen. Maly konnte auch besonders bei Alleinerziehenden, EU-Bürgern und Angehörigen nicht-christlicher Religionen punkten. Überdurchschnittlich ist Oberbürgermeister Maly auch bei den Frauen angekommen. Über 70 Prozent der weiblichen Wähler wählten Maly. "Ulrich Maly ist für viele Wählergruppen wählbar gewesen", fasst Wolf Schäfer die Zahlen zusammen.
Am Wahltag wurden für die Wahltag-Befragung rund 1300 Fragebögen verteilt. Jeder vierter Wähler sei angesprochen worden. Die Fragebögen wurden freiwillig beantwortet und anonym ausgewertet. Die Wahltag-Befragung hat die Stadt Nürnberg in Auftrag gegeben. Die Kosten dafür beziffert Wolf Schäfer auf rund 5000 Euro.