Günter Seifert hat immer eine knusprige Brez`n und ein freundliches Wort parat. Dafür lieben die Nürnberger ihn.
                           
          
           
   
          Mit seinem Brezelstand gehört Günter Seifert zum Hauptmarkt wie das Alte Rathaus und der Schöne Brunnen. "Ich stehe seit über 30 Jahren mit meinem Wagen hier", sagt Seifert und zeigt auf den Holzkarren mit dem rot-weißen Dach. 
Im Bauch des Wagens warten die knusprigen Laugenkringel auf die hungrige Kundschaft. Der "Brez`n-Mann", wie ihn die Nürnberger liebevoll nennen, wartet gelassen auf Kundschaft hinter seinem hölzernen Verkaufsstand mit den großen Rädern. Ein Marktschreier ist Seifert nicht. Stoisch wie ein Buddha schaut er den Passanten zu, die ohne anzuhalten an seinem Stand vorbei zur Museumsbrücke eilen. Bis zum nächsten Kunden muss Seifert meistens nicht lange warten. Schon steuern zwei Damen schnurstracks auf seinen Stammplatz unter den Arkaden an der Südseite des Hauptmarktes zu. 
"Wir freuen uns immer, dass Sie da sind!", sagen die beiden Stammkundinnen unisono. 
Seifert lächelt genauso freundlich wie zurückhaltend und fragt höflich: "Mit oder ohne Salz, die Damen?" Derweil hat er schon seine Zange gepackt und zwei formschöne Exemplare mit seinen Argusaugen ins Visier genommen. 
Der Greifarm taucht hinab in den brezelgefüllten Bauch des Wagens. In Windeseile fischt er zwei Brezen heraus und verstaut sie in einer kleinen Papiertüte. "Das macht dann bitte 1,20 Euro", sagt Seifert, der immer einen Vorrat an kleinen Münzen zum Wechseln auf seinem Wagen parat hat. 
Seifert schwört noch auf eine kleine Marotte. "Ich esse jeden Morgen und jeden Nachmittag eine Brezel", sagt er. Schließlich sei das Laugengebäck mit den verschlungenen Armen gesund. Seifert selbst ist freilich der beste Beweis dafür. Immer wenn der Brez`n-Mann erzählt, dass er 86 Jahre alt sei, erntet er ungläubige Blicke. "Meine Arbeit hält` mich fit", antwortet Seifert dann immer. 
Durch den Brezelstand würde seine grauen Zellen nicht einrosten, sagt er. Außerdem habe er eine Aufgabe, die ihm Spaß macht. Ohne knallharte Disziplin ist das wohl nicht zu schaffen. Jeden Morgen steht er bei Wind und Wetter schon da, wenn die anderen noch auf dem Weg zur Arbeit eilen. Selbst Oberbürgermeister Ulrich Maly darf er zu seiner treuen Kundschaft zählen. Und jeden Tag kommen neue Fans dazu. 
Ans Aufhören denkt Seifert übrigens noch nicht. "Ich mache so lange weiter, wie mein Körper es mitmacht", sagt der selbstständige Brezel-Unternehmer und fischt die nächste Breze aus seinem Wagen. "Ohne Salz, bitte!", sagt der Papa der fünfjährigen Chiara, die Sekunden später schon herzhaft zubeißen kann. 
Seifert winkt der Kleinen zu und wünscht dem Papa "noch einen schönen Tag". Für die Nürnberger hat er immer ein freundliches Wort auf den Lippen. 
Dafür verehren sie ihn. Wie er das geschafft hat, dass alle ihn mögen? "So wie man in den Wald hineinruft, tönt es auch wieder heraus", ist sich der Brez´n-Mann sicher und begrüßt den nächsten Stammkunden, der "immer eine mitnimmt" wenn er am Hauptmarkt vorbeikommt.