21 luxuriöse Sportwagen unter dem Hammer

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Eine riesige Auswahl an Rennautos zum Angeben in allen Formen und Farben Foto: Nikolas Pelke
Eine riesige Auswahl an Rennautos zum Angeben in allen Formen und Farben Foto: Nikolas Pelke
Und zum Dritten für 123.000 Euro verkauft, plus 19 Prozent Mehrwertsteuer und 15 Prozent Courtage. Foto: Nikolas Pelke
Und zum Dritten für 123.000 Euro verkauft, plus 19 Prozent Mehrwertsteuer und 15 Prozent Courtage. Foto: Nikolas Pelke
 
Auktionator in Aktion Foto: Nikolas Pelke
Auktionator in Aktion Foto: Nikolas Pelke
 
Kunst von Rizzi kam vergleichsweise günstig unter den Hammer Foto: Nikolas Pelke
Kunst von Rizzi kam vergleichsweise günstig unter den Hammer Foto: Nikolas Pelke
 
Sportwagen ohne Ende - im Vordergrund ein silberner McLaren. Foto: Nikolas Pelke
Sportwagen ohne Ende - im Vordergrund ein silberner McLaren. Foto: Nikolas Pelke
 
Profi oder Amateur - 700 Bieter meldeten sich für die Auktion an Foto: Nikolas Pelke
Profi oder Amateur - 700 Bieter meldeten sich für die Auktion an Foto: Nikolas Pelke
 
Positionsliste mit Aufrufpreisen Foto: Nikolas Pelke
Positionsliste mit Aufrufpreisen Foto: Nikolas Pelke
 
Vielleicht wird es ja doch der Ferrari in weiß? Foto: Nikolas Pelke
Vielleicht wird es ja doch der Ferrari in weiß? Foto: Nikolas Pelke
 
 
Auktionator Bernhard Maier bei der Arbeit Foto: Nikolas Pelke
Auktionator Bernhard Maier bei der Arbeit Foto: Nikolas Pelke
 

Des einen Freud, des anderen Leid: Der imposante Fuhrpark eines mutmaßlichen Millionenbetrügers wurde am Samstag in Nürnberg versteigert. Über 700 Interessenten haben sich um die 21 Supersportwagen, wie Ferrari und Lamborghini gestritten.

Man könnte meinen, es ist Flohmarkt. Nur die Männer mit den Pistolen passen nicht ins Bild. Es ist Samstag, 10 Uhr. Wer bieten will, muss vorher parken. Rund um das Oldtimer-Zentrum "Ofenwerk" in der Klingenhofstraße kurven die Karossen auf der Suche nach einer Parklücke kreuz und quer durch die Gegend. Die Zeit drängt, der Andrang ist groß. Je näher die Versteigerung rückt, umso wilder stellen die illustren Gäste ihre nicht weniger illustren Gefährte ab. Mit dem Kleinwagen traut sich offensichtlich niemand zur Versteigerung der 21 Luxuskarossen.

Auf dem Parkplatz beginnt bereits der Nervenkrieg der Bieter. "Wer hat am meisten Geld und am wenigsten Geduld mitgebracht?", lautet die entscheidende Frage. Beim Spaziergang durch die Halle mit den 21 Sportwagen beäugen sich die Konkurrenten kritisch aus den Augenwinkeln. "An ein Schnäppchen glaube ich heute nicht", sagt ein Mann und zeigt mit dem Finger auf einen stadtbekannten Autohändler. Der lasse sich schon aus Prinzip nicht unterbieten, ist sich der Mann sicher.

Kaufmann soll 700 Privatanleger um 90 Millionen Euro geprellt haben
Während die Bieternummern wie warme Semmeln weggehen, plaudert man beim Rundgang durch die Fahrzeughalle über den ehemaligen Besitzer der verrückten Autosammlung: "Hast Du auch so eine Broschüre bekommen?", will der eine vom anderen wissen. "Zum Glück nicht", antwortet der Mann , der seine Locken wie Franjo Pooth schön gestriegelt trägt. Doof sei der angebliche Millionenbetrüger ja nicht gewesen, finden beide. Mit einem Schneeballsystem soll der 41-jährige Kaufmann aus Lauf rund 700 Privatanleger um insgesamt 90 Millionen geprellt haben. Schauspieler sollen darunter gewesen sein. Sicher sind auch einige "Opfer" heute zur Versteigerung gekommen, um sich einen Teil des Kuchens zurückzuholen, munkelt man.




Die Masche sei denkbar einfach gewesen. Der Mann habe mit Stammaktien gehandelt und Anleger mit hohen Renditen gelockt. Später habe er das Geld nicht mehr in Wertpapiere sondern gleich in Luxuskarren investiert. Selbst der Name seiner Firma klingt irgendwie nach Sportwagen: Concept 1. Seit Juni letzten Jahres sitzt der Mann in U-Haft. Beim Fachsimpeln über die Vorzüge des weißen Lamborghini Gallardo - "Das Auto ist cool, aber mir gefällt die Farbe nicht." - wird auch über das drohende Strafmaß des mutmaßlichen Hochstaplers gesprochen. Während die einen glauben, der vermeintliche Finanz-Guru sei in zwei Jahren wieder draußen, glauben andere der Autonarr müsse mit einer zweistelligen Haftstrafe rechnen.

Auch teure Uhren finden neue Besitzer
Wie auch immer: Die genauso beeindruckende wie verrückte Auto-Sammlung ist für immer futsch. Selbst die teuren Uhren wandern unter den Hammer. Uhrenfreunde rechnen sich auch hier kaum Chancen aus, den Zuschlag zu bekommen. Schließlich sei der "Rolex-Tobi" auch da. Der sei bei jeder Versteigerung dabei. "Da haben Hobby-Sammler keine Chance", gibt sich ein Rolex-Freund bereits vor der Versteigerung geschlagen. Dann geht die große Show mit dem kleinen Hammer endlich los. Die Bieternummer 631 hat es offenbar auf die Werke von James Rizzi abgesehen. Für 1100 Euro wechselt "The Romance of the Sea" den Besitzer. Viel Geld für ein kleines Bild. Dann geht es ans Eingemachte.

Das Anfangsgebot für den McLaren liegt bei 100.000 Euro. Schnell wirbeln die Bietertafeln durch die Luft. Die Augen von Auktionator Bernhard Maier wandern so flink von links nach rechts, als säße er beim Tennis auf der Tribüne von Wimbledon. In kleinen Schritten schraubt sich der Preis schnell in die Höhe. Schließlich fällt der Hammer bei 160.000 Euro. Ausgerechnet ein Schwabe hat die Auktion gewonnen. Bezahlt werden muss sofort. Natürlich versteht sich der Preis plus Mehrwertsteuer und Courtage. Insgesamt muss der Mann 214.400 Euro auf den Tisch legen. Schweißperlen haben deswegen die wenigsten auf der Stirn.

Auch der neue Eigentümer des Lamborghini gibt sich gelassen. Der Preis sei eigentlich egal. Überhaupt an die Autos zu kommen sei die Kunst. Probleme an Geld zu kommen, haben die erfolgreichen Bieter offensichtlich nicht. Am Ende brachte die Versteigerung insgesamt über eine Millionen Euro ein. Ein kleines Trostpflaster für die betrogenen Anleger. Aber ein Stich ins Herz des mutmaßlichen Hochstaplers, der teure Autos gekauft hat wie andere Unterhosen.

McLaren 12C - der schnellste Flitzer unter dem Hammer
Der Spurt von 0 auf 100 km/h dauert nur 3,3 Sekunden. Bis Tempo 200 vergehen gerade einmal 9,1 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt wahnwitzige 330 km/h. Angeblich verbraucht der Supersportwagen auf 100 Kilometer nur 11,7 Liter Super Plus. Der hohe Verbrauch dürfte die Besitzer bei einem Neupreis für über 200.000 Euro kaum interessieren. Die PS dagegen sehr: 600 Pferdestärken schöpft das Carbon-Gefährt aus dem 3,8 Liter Biturbo V8-Motor. 600 Newtonmeter beträgt das maximale Drehmoment. Der Clou des Wagens ist das leichte Carbon-Chassis. Damit bringt der McLaren nur schlappe 1300 Kilogramm auf die Waage.