Nur noch wenige Tage ist die unterfränkische Traditionsmetzgerei Bald geöffnet. Ihr Gründer erfand einst das Ursprungsrezept für "Opa's Weißer", der inzwischen seinen festen Platz in vielen Supermarktregalen hat.
- Gemündener Metzgerei Bald schließt aus "vielschichtigen Gründen"
- Fachkräftemangel, Inflation, Neuorientierung: Paar erklärt Entscheidung
- "Opa's Weiße" nimmt ihren Anfang in den 70ern - als Hausmacherwurst
- So geht es mit dem Vertrieb und der Metzgerei weiter
Im Juli 1962 begann die Geschichte der Metzgerei Bald aus dem Main-Spessart Kreis. Sie endet nun am 30. Juni 2023 mit der Schließung des Ladens im Gemündener Stadtteil Wernfeld. So haben es der Sohn des Gründers Gerold Bald und seine Frau Tina beschlossen. In den letzten Tagen erlebt das Paar deshalb einen Ansturm auf den bekannten Verkaufsschlager: "Opa's Weiße".
Gemündener Metzgerei schließt nach über 60 Jahren - und stellt Produktion von "Opa's Weiße" ein
Wie Tina Bald inFranken.de erklärt, habe ihr Schwiegervater Erwin "das Rezept für 'Opas Weiße' Mitte der 1970er als Hausmacherwurst entwickelt". Der Mitgründer der Fleischerei Mehlig & Heller habe in dieser Zeit bei den Balds gearbeitet und an der Entwicklung mitgewirkt. "Irgendwann ist Herr Heller gegangen und hat sich mit Herrn Mehlig zusammengetan." Während das Unternehmen begann, die Wurst selbst - mit "r" am Ende - zu produzieren, hätten die Balds ebenfalls "im ganz klassischen Sinne wie vor 35 Jahren" mit dem beliebten Produkt im Darm, geräuchert, im Sülzmantel und im Glas weitergemacht. "Was die Firma Mehlig & Heller daraus gemacht hat, wissen wir nicht", so Bald.
Jedenfalls ist das Produkt aus Schweinefleisch mit dem Zusatz-"r" im Glas weiterhin in gängigen Supermärkten wie Rewe, Aldi oder Edeka zu finden. "Bei uns wird die Produktion komplett eingestellt", verkündet die Mutter eines 14-jährigen Sohnes im Gespräch. "Vielschichtige Gründe" stünden hinter der Entscheidung zur Schließung. Zum einen gehe es um den im Metzgerwesen "schon sehr lange" herrschenden Fachkräftemangel, der sich immer mehr zuspitze. "Die Inflation spielt auch mit hinein, weil es schwieriger wird, die gestiegenen Kosten von Roh- oder Betriebsstoffen im Preis abzubilden". Die Toleranzgrenze der Kundschaft sei eben endlich. Zudem sei es "ein sehr zeitintensiver Job. Man arbeitet von Montag bis Samstag. Und zusätzlich bieten wir zur Kostendeckung den Partyservice an."
Dieser mache dem Paar viel Spaß, weshalb es ihn weiterhin betreiben wolle - mit Fleisch, das nicht selbst produziert werden müsse. Gerold Bald werde sich beruflich umstellen, wie er ausführt: "Ich bin eigentlich gelernter Metallblasinstrumentenbauer und weil mein Bruder aus gesundheitlichen Gründen im elterlichen Betrieb nicht mehr weitermachen konnte, bin ich eingestiegen." Der 54-Jährige werde künftig als Produktionshelfer fernab seiner vorherigen Tätigkeitsfelder arbeiten. Auch wenn sich die Familie auf ein etwas ruhigeres Leben freue: "Die Begegnungen mit den Kunden werden uns auf jeden Fall fehlen, wir haben einen ganz tollen Kundenkreis. Hier auf dem Land kennen wir viele persönlich", sagt Tina Bald. Eine der vier Mitarbeiterinnen aus dem Wernfelder Ladengeschäft werde in Rente gehen und auch einer der beiden Produktionsmitarbeiter sei eigentlich schon im Rentenalter.
Der bekannte Wursthersteller Wolf vertreibt indes seit der aktuellen Grillsaison vegane Bratwürste. Vorbild bietet ein sehr beliebtes Produkt in Franken. Weitere Nachrichten aus Main-Spessart findest du auf unserer Übersichtsseite.