Der Lichtenfelser Hannes Wagner schildert sein Erlebnis Europameisterschaft und den Gewinn der Bronzemedaille.
Der Star des Abends war klar Frank Stäbler. Der deutsche Ausnahmeringer aus Musberg holte sich in Rom souverän den Europameisterschaftstitel in der 72-Kilo-Klasse. Angefeuert von rund 80 Fans gewann der 30-Jährige, der nach den Olympischen Spielen im Sommer seine Ringerschuhe an den Nagel hängen wird, souverän das Finale gegen den Georgier Iuri Lomadze mit 6:2.
Nach diesem Gold-Triumph hielt es Stäbler nicht auf der Matte. Der neue Europameister stieg euphorisiert auf die Zuschauertribüne, küsste seine Frau Sandra und hob Töchterchen Alia stolz in die Höhe. In der Gladiatorenstadt Rom war der Ausnahme-Kämpfer über sich hinausgewachsen und hat bei der letzten EM seiner Karriere noch einmal den Titel gewonnen. "Der große Titel Nummer fünf ist da, unglaublich", sagte er. Nun beginnt für Stäbler die Mission Medaillengewinn bei Olympia. "Das ist die beste Vorbereitung auf dem Weg zu Olympia", sagte er. Bis Tokio muss Stäbler aber nach einem "Masterplan" noch bis auf 67 Kilo abnehmen.
Wagner im Schatten von Stäbler
Im Schatten des großen Ringer-Stars ging der Lichtenfelser Hannes Wagner zwei Kämpfe nach Stäblers Triumphzug auf die Matte in Ostia. Gegen den Weißrussen Stanislau Shafarenka, gegen den er im Vorjahr im kleinen Finale noch verloren hatte, war Wagner diesmal der Bessere. Nach eineinhalb Minuten drehte der Lichtenfelser seinen Gegner einmal durch und führte mit 3:0. Der Weißrusse wehrte sich aber, verkürzte auf 2:3, ehe Wagner mit einem Hüftangriff in der zweiten Runde die Weichen auf Medaillengewinn stellte.
"Hofpenspeicher wieder aufgefüllt"
Mit 8:3 war der Triumph für den 24-Jährigen perfekt. "Ein unglaubliches Gefühl", sagte Wagner am Tag nach seiner ersten Medaille im Männerbereich. Am Mittwochabend feierte der Ringertross um die Trainer, Frank Stäbler, Hannes Wagner mit ihrem Anhang und Fans in Ostia in einer Pizzeria die Medaillen. "Da hab' ich dann meine Hopfenspeicher wieder aufgefüllt", sagte Wagner, der bei Bier und Pizza nicht mehr aufs Gewicht achten musste.
Zweimal auf die Waage
"Das war schon unmenschlich, dass man auch am zweiten Kampftag früh noch einmal auf die Waage geht und 82,0 Kilo bringen muss", erzählte der 24-Jährige, der nach seinen Duellen am Dienstag noch abends in die Sauna ging, um das Limit auch am zweiten Tag noch einzuhalten.
Immerhin konnte Wagner dann am Mittwoch bis zum Abend seine Energiespeicher wieder auffüllen und ausgiebig trinken. "Man ist schon sehr angespannt über den ganzen Tag", beschrieb Wagner seine Gefühlslage, bis er am Abend kurz nach 20 Uhr auf die Matte durfte.
Taktischer Fehler im Halbfinale
Im Nachhinein ärgerte es ihn schon ein wenig, dass er das Halbfinale gegen den Bulgaren Daniel Aleksandrov mit 3:7 verlor. "Da habe ich einen kleinen taktischen Fehler gemacht. Der wurde bestraft", sagte der Klosterlangheimer, der sich - wie viele Fans - wunderte, dass der Mattenleiter bei seiner Aufholjagd am Mattenrand sehr früh abpfiff, als der Deutsche zum zweiten Durchdreher ansetzte.