600 Michelauer in Kulmbach
Das fand in Kulmbach statt. Der Gegner hieß Jahn Regensburg. "Wenn man von diesem Spiel spricht, kommen noch heute alle Beteiligten ins Schwärmen", erzählt Rosenbauer und schildert mit glänzenden Augen, wie sich sein Team in einen Rausch spielte und angefeuert von 600 Michelauern die Oberpfälzer bei strömenden Regen mit 2:0 bezwang.
So ging es zum Finalturnier nach Straubing und Dingolfing. In dieser Form und mit 250 Fans im Rücken rechneten sich die Michelauer selbst gegen die Münchner Löwen eine Chance aus. In Straubing hielten die Jungs vom Dorfverein gegen den ruhmreichen Klub prächtig dagegen, waren über weite Strecken das bessere Team, trafen jedoch nicht ins Tor.
FCM-Torhüter Bernhard Beierlein, der als einziger nicht aus Michelau, sondern aus dem 1978 eingemeindeten Schwürbitz stammte, hielt seinen Kasten sauber. Die in der zweiten Hälfte drückenden Michelauer hatten viele Chancen, Pech bei einem Pfostentreffer von Kolata und kassierten drei Minuten vor Schluss unglücklich das 0:1. Bei einem Eckball rutschte der Michelauer Hahn aus, was der Münchner Schmitt nutzte und über den Pfosten den Ball ins Tor bugsierte.
Nach dieser Enttäuschung ging es bereits tags darauf in Dingolfing um Platz 3 gegen den TSV Straubing - Anpfiff 9.30 Uhr. Beiden Mannschaften war die Müdigkeit anzumerken. 100 Michelauer Fans, die in der Nähe übernachtet hatten, peitschten die A-Jugend-Jungs nach vorn. Am Ende hieß es 1:1. Straubing und Michelau teilten sich Platz 3.
Den "Korbmachern" war das egal. Sie feierten ihre Spieler überschwänglich. Die Dorfbewohner standen an der Straße und empfingen ihr Erfolgsteam überschwänglich. Die Männer der ersten Mannschaft, damals gerade auf dem Sprung in die Landesliga Nord, warteten mit einer schönen Geste auf und überreichten jedem Spieler einen Blumenstrauß.
Mannschaft zerfällt
Die Erfolge der Michelauer Talente weckten natürlich Begehrlichkeiten bei "großen" Vereinen. Und so zerfiel das A-Jugend-Team zu großen Teilen. "Einige wechselten zum VfB Coburg, nach Bamberg oder Lichtenfels", sagt Rosenbauer, der selbst noch zwei Jahre in der Michelauer Jugend spielte, sich dann aber auch auswärts in Ebersdorf und Coburg ausprobierte. "Unser Vorsitzender Rudi Bayer unternahm Mitte der 70er Jahre eine Rückholaktion. Einige kehrten zurück und spielten für Michelau in der Bezirksliga", berichtet Rosenbauer.
Der gute Ruf, den der FC Michelau damals besaß, und der Ruhm von rund 15 Jahren Landesliga-Zugehörigkeit mit Tausenden Zuschauern am Maindamm ist inzwischen verblasst. Die Männer spielen in der Kreisklasse und stehen ligamäßig im Schatten der Frauen, die jahrelang in der Landesliga oder Bezirksoberliga aufliefen.
Erfolge wie 1970 sind heutzutage für einen Dorfverein nicht mehr möglich. Talente werden früh gesichtet, in Nachwuchsleistungszentren geholt und wechseln - wenn es reicht - zu höherklassigen Klubs. So dürfte ein Triumphzug wie der der FCM-Jugend durch Michelau vor 50 Jahren nicht mehr zu wiederholen sein.
In Erinnerungen darüber schwelgen, ist aber erlaubt. Dies wird demnächst - angesichts der Corona-Lockerungen - sicher wieder passieren, wenn sich die verbliebenen Fußballer von damals treffen.