"Wirtschaftlich ist es so, dass wir, wie viele andere, schauen müssen, was es unter dem Strich bedeutet. Es wäre natürlich schon wichtig, dass die Saison noch beendet wird", sagt Kevin Schmidt, Sportlicher Leiter beim HCE, der auch die Wirtschaft abseits des Profisports im Blick hat: "Das größere Problem sehe ich eher vor der nächsten Saison: Viele Sponsoren werden sich zweimal überlegen müssen, ob sie sich ein Sponsoring noch leisten können." Die Situation sei eine "große Herausforderung für uns alle", sagt Schmidt. Das gilt auch für die Spieler, die sich zu Hause fit halten müssen: "Laufen gehen darf man ja zum Glück noch. Den ausländischen Spielern haben wir empfohlen, in der Region zu bleiben. Quentin Minel ist als Franzose zum Beispiel ja schon von Grenzschließungen betroffen und wer weiß, wie sich das noch entwickelt."
Medi Bayreuth ohne Trainingshalle
"Im Moment geht gar nix", sagt Medi-Pressesprecher Sven Ammon, schließlich sind alle Trainingsstätten in Bayreuth geschlossen. Um die Form seiner Bundesliga-Basketballer macht sich Ammon aber keine Sorgen: "Das sind Profis, die machen sowieso jeden Tag was für sich." Wie es weitergeht, wird am Mittwoch entschieden, wenn sich die Mannschaft mit der Sportlichen Leitung und dem Trainerteam zur Besprechung trifft. Ammon geht nicht davon aus, dass weitere von den ausländischen Spielern dem Beispiel von Center Reid Travis folgen und angesichts der Corona-Krise Deutschland verlassen wollen. "Wir können aber natürlich keinen zwingen, zu bleiben", so Ammon.
Club-Spieler und Betreuer unter Quarantäne
Spieler, Trainer und Betreuer des 1. FC Nürnberg - insgesamt fast 40 Personen - sind noch bis zum 27. März in häuslicher Quarantäne, weil Verteidiger Fabian Nürnberger positiv auf das Coronavirus getestet worden war. "Auch ihm geht es gut, er hat keinerlei Symptome. Er hat zwar das Virus, ist aber nicht erkrankt", erklärt Pressesprecher Christian Bönig. Erst nach Ablauf der Frist stellt sich für manchen ausländischen Zweitligaprofi die Frage, ob er seine Familie in der Heimat besuchen kann oder umgekehrt. Inzwischen wurden alle Akteure mit Fitnessgeräten wie Laufbändern und Hanteln ausgerüstet, um sich daheim fitzuhalten.
In der Geschäftsstelle am Valznerweiher ist es seit gestern um 12.30 Uhr ruhig. Die Club-Fanshops haben seit 16 Uhr geschlossen. "Inzwischen ist für alle Mitarbeiter Home-Office, eingerichtet", berichtet die Leiterin für Unternehmenskommunikation, Katharina Fritsch. Sie selbst arbeitet schon seit ein paar Tagen von zu Hause aus, nachdem sie ihren einwöchigen Spanien-Urlaub mit Flug über Madrid vorzeitig abgebrochen hatte. Einige ihrer 97 Kollegen aus der Geschäftsstelle nähmen Resturlaub oder bauten Überstunden ab, für sieben gibt es ein ganz neues Tätigkeitsfeld: Als Einkaufshelfer beliefern sie Menschen aus Corona-Risikogruppen im Nürnberger Stadtgebiet. "Unsere Hotline ist täglich von 9.30 bis 12.30 Uhr geschaltet, dort nehmen zwei Personen die Bestellungen entgegen. Zwei Leute packen ab 16 Uhr bei Kaufland die Pakete. Drei Kollegen fahren am Abend die Waren aus und stellen sie vor die Tür. Das Geld nehmen sie später in Kuverts entgegen", erzählt Fritsch. Ausgerüstet sind sie mit Handschuhen, Mundschutz und Desinfektionsmittel. "Ein paar Menschen haben auch Medikamente bestellt. Andere wollten einfach nur reden", berichtet die 40-Jährige von den ersten Erfahrungen.
Auswirkungen auf Amateurclubs
Im Amateurfußball ist man durch die Verlängerung der Spielpause bis zum 19. April - der Bayerische Fußball-Verband ist am Freitag noch von einer Saisonunterbrechung nur bis 23. März ausgegangen - noch ohne Plan. Thomas Neckermann, Vorsitzender des Fußball-Landesligisten FC Lichtenfels sagte unserer Zeitung auf Nachfrage: "Als ehrenamtlicher Vorsitzender kann ich die Ausfälle noch gar nicht beziffern. Fixe Ausgaben entstehen dem Verein durch den Betrieb des Clubheims und vielleicht durch die Verträge mit den Trainern. Da unsere Spieler nur erfolgsabhängige Aufwandsentschädigungen erhalten und wir sonst keine Angestellten im Verein haben, kommen wir diesbezüglich ganz gut weg." Ganz ohne finanzielle Ausfälle kommt aber auch der Landesligist nicht davon. "Einbußen haben wir natürlich durch fehlende Zuschauereinnahmen, der Absage des Ragnarök-Festivals, der wir stets Teile unseres Vereinsgeländes vermietet haben und durch eventuell ausfallende Familienfeiern im Clubheim", sagt Neckermann.
Amateurfußball ruht mindestens bis 19. April
Der Bayerische Fußballverband BFV hat auf den gestern ausgerufenen Katastrophenfall, der jeglichen Sportbetrieb verbietet, reagiert: Eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs von der Bayernliga abwärts erfolgt frühestens nach dem 19. April und auch nur mit einer Vorankündigung von mindestens 14 Tagen. Aufgrund der Sperrung sämtlicher Sportanlagen ist bis auf eiteres kein Trainingsbetrieb möglich. "Der heutige Tag zeigt, wie dynamisch die Situation ist, wie schnell sich das Lagebild grundlegend ändert, aber auch, wie schnell wir auf die Änderungen reagieren. Alle Entscheidungen des BFV müssen nicht zuletzt aus haftungs- und versicherungsrechtlichen Gründen mit staatlichen Vorgaben und Anordnungen einhergehen", erklärte BFV-Präsident und DFB-Vize Rainer Koch gestern. Die Vereine und deren mehr als 1,6 Millionen Mitglieder könnten sicher sein, dass der Verband die Situation permanent beobachtet und alle Szenarien von einer Fortsetzung des Spielbetriebs bis zum vollständigen Saisonabbruch im Blick hat. red