Hexenwerk? Nein, so sieht Maria Löffler guten Lokaljournalismus nicht.
Kreatives Schreiben, Klarheit und die Erhellung von Zusammenhängen lassen sich ihrer Ansicht nach erlernen und kombinieren. Im Blick hat sie dabei all die freien Mitarbeiter und Lesereporter, auf die inFranken.de-Gemeindeseiten angewiesen sind. Eindrücke zu einem ganztägigen Workshop mit der Mediengruppe Oberfranken.
Kraut und Rüben auf dem Blatt
Wer kennt das nicht: Man sitzt vor einem weißen Blatt Papier, den Kopf voll, das Blatt aber leer. Oder schlimmer: Der Kopf voll, das Blatt auch, aber alles recht Kraut und Rüben und ohne Struktur. Diese Erfahrungen haben die sieben Teilnehmerinnen von Maria Löfflers Workshop so oder so ähnlich alle schon gemacht.
Jetzt sitzen sie in einem Seminarraum des Hotels Sonnenblick und begegnen einer Frau, die schon seit mehr als 30 Jahren an der Front der Berichterstattung steht, an der Schnittstelle zwischen lokalem Zeitgeschehen und der Bewertung durch den Leser. Aber das alleine wäre noch nicht so besonders, denn verdiente Mitarbeiter gibt es bei der Mediengruppe einige. Was die 54-jährige Gemeindereporterin (Kronach und Haßberge) auszeichnet, ist der Umstand, dass sie all die gemachten Erfahrungen gesammelt und ausgewertet hat, dass sie dazu vor Zeiten eine lang ersehntes Seminar erarbeitete, welches freie Mitarbeiter in vielen Fragen des Lokaljournalismus auf der sicheren Seite stehen lässt.
Wo beginnt und endet das Recht am eigenen Bild? Wie schreibt man einen Vorspann? Wie viel Raum besteht innerhalb eines sachlichen Artikels für Kreativität? Wie sieht es mit einem Spannungsbogen aus? Ist meine Sprache verständlich oder trägt sie eher zur Verschleierung des Themas bei? Welche Möglichkeiten der Recherche habe ich? Fragen, deren Erörterung so wertvoll sein kann.
Maria Löffler bringt Leidenschaft für diese Themen auf. Wenn man mit ihr spricht, dann stellt man schnell fest, dass da jemand leidenschaftlich eine Lanze für Lokaljournalismus bricht. "Es ist die Nähe zu den Themen, denn im Lokalen bin ich immer am Thema, es ist nix abstraktes und trifft mich ja auch fast immer persönlich", erklärt sie das, was für sie den Charme von Gemeindereportagen ausmacht.
Wie die Zeitung "tickt"
Aber der Lokaljournalismus bietet noch mehr als nur
Lokalpolitisches. Dann, wenn es um spannende Reportagen geht. "Ich habe in der Hauptsache Reportagen gemacht und spannende Leute kennengelernt. Einmal, bei einer Reportage über das Fliegen, habe ich mich in alles gesetzt, was Flügel hatte. Und das alles auf Höhe des Lokaljournalismus." An dieser Stelle korrigiert sich die 54-Jährige und hält fest, dass ihre Seminare nicht nur von freien Mitarbeitern im Lokaljournalismus besucht werden, sondern auch von Menschen, die ihre Autobiografie schreiben möchten, oder von solchen, die in PR-Abteilungen von Unternehmen sitzen und etwas darüber erfahren wollen, wie die "Gegenseite so tickt", wo Zeitungen bei Nachrichten Gewichtungen setzen.
Auch schlage ihr Interesse von Seiten jener Menschen entgegen, die glauben, sie könnten nur "nüchterne ZDF-ler sein". Bei diesem Begriff muss die Reporterin lachen, gebrauchte sie doch ein ihr liebgewordenes Chiffre, bei dem Z für Zahlen, D für Daten
und F für Fakten stehen. Aber ein Artikel ist eben mehr als die Summe dieser drei Buchstaben und dass Menschen nur rein nüchtern schreiben könnten, träfe ihrer Erfahrung nach tatsächlich nur in den wenigsten Fällen zu.
Wie nah sich Maria Löfflers didaktisch aufbereitetes Ganztagesseminar, mit der die Presseaufklärerin im gesamten Verbreitungsgebiet des FT "auf Tour" ist, an der Wirklichkeit bewegt, erweist sich an einer der Fragen, die am häufigsten gestellt werden. "Was Teilnehmer immer sehr interessiert, sind Urheber- und Bildrechte. Ja natürlich muss man da für Klarheit sorgen."
Doch neben anschaulich gestalteter Theorie hielt das Seminar auch einen i praktischen Teil parat. So war jede Teilnehmerin aufgefordert, sich an einem eigenen Artikel nach freier Themenwahl samt fesselndem Vorspann zu probieren. Manöverkritik inklusive.