Die seltenen Bäume stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten und sollen nun in der Rodachaue heimisch werden. 2014 starteten die "Freunde des historischen Marktzeuln e. V." mit der Pflanzung ein biologisches Projekt.
VON Thomas Neder
Stürme und Überalterung des alten Erlen-, Wildkirschen- und Pappelbestandes haben der idyllischen "Liebesinsel" am Marktzeulner Ortseingang im Laufe der Jahre sichtbar zugesetzt. Klaffende Lücken im einst geschlossenen Auwaldbestand sind die unschöne Folge.
Um einer weiteren Auskahlung der grünen Marktzeulner Visitenkarte vorzubeugen, wurden in den letzten Jahren vom Verein "Feunde des historischen Marktzeuln e. V. " in mehreren Pflanzaktionen zahlreiche Traubenkirschen, Eschen und Weiden neu gesetzt. Ergänzend pflanzte nun Bürgermeister Gregor Friedlein-Zech (FWG) mit zwei Mitarbeitern des Bauhofs 20 Schwarzpappeln (Populus nigra). Es ist eine der typischen Charakterbaumarten der Weichholzaue auf der Liebesinsel. Fünf weitere Jungpflanzen sollen im Umfeld des "Runzengrabens" eine neue Heimat finden und das zukünftige Gesicht der Marktzeulner Rodachaue prägen.
Die Aktion basiert auf einer Kooperation mit dem Wasserwirtschaftsamt Kronach. Mit GPS-Gerät werden die Pflanzstandorte der wertvollen Bäume vom Wasserwirtschaftsamt aufgenommen und für die Zukunft festgehalten.
Reliktbestände stehen nicht in Bayern, nur noch in anderen Bundesländern Im Gegensatz zu den bei uns meist verbreiteten Hybridpappeln sind die im Alter mächtigen Schwarzpappeln nur noch in größeren Reliktbeständen an der Elbe, Oder und am Rhein vertreten. In Deutschland ist der Baum des Jahres 2006 mittlerweile auf der Roten Liste der gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen zu finden.
Wie das Wasserwirtschaftsamt Kronach mitteilt, wurden nach Untersuchungen des Biologen Hermann Bösche im oberfränkischen Raum vor allem in Pettstadt, Hirschaid und in Unterbrunn noch Bestände gefunden.
Die in der Marktzeulner Flur gepflanzten Setzlinge stammen aus Steckhölzern, die in Lohnaufzucht vom Botanischen Garten in Bayreuth zu Jungpflanzen im Topf herangezogen wurden. Um ganz sicher zu gehen, dass es sich nicht um bastardisierte Pappeln handelt, wurden Pflanzenproben vorab an das Bayerischen Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht in Teisendorf geschickt und untersucht.
Die kleinen Schwarzpappeln sollen nun die Nachfolge der noch wenigen verbliebenen Hybridpappeln antreten. Diese stammen wohl noch aus Nachkriegspflanzungen und grünten die damals völlig abgeholzte Halbinsel wieder ein. So mächtig sich auch die Hybridpappeln entwickeln und so sehr sie als sichere Rast-, Nist-, und Brutplätze in luftiger Höhe bei zahlreichen Vogelarten begehrt sind, so bekannt sind auch die Probleme, die sie bereiten.
Bedenklich sind vor allem die Blätter, die sich schwer zersetzen und am Gewässergrund oft dicke, lästige Schlammschichten in stehenden Gewässern hinterlassen.
Junge Schwarzpappeln können sich nur schwer gegen Konkurrenten durchsetzen Obwohl die Schwarzpappel ausgewachsen die meisten Baumarten überragt, ist ihre Konkurrenzkraft gegenüber anderen Baumarten in der Jugend eher begrenzt. Ihre Stärke spielt sie vor allem im Übergangsbereich von der Weichholz- zur Hartholzaue aus. Wie andere Pappelarten ist die Schwarzpappel zweihäusig. Auf einem Baum findet man deshalb nur weibliche oder männliche Blüten. Die Blüten werden durch den Wind bestäubt und von ihm verbreitet. Auch das Wasser trägt die Samen in die Umgebung.
Problematisch ist die Tatsache, dass die Samen nur etwa acht Tage keimfähig sind und zum Wachsen einen sandigen Rohboden benötigen. Da man diese Biotope nur noch selten an heimischen Flussläufen findet, geht eine natürliche Verjüngung des stark geschrumpften Bestandes nur schleppend voran. Pflanzungen wie auf der Marktzeulner Liebesinsel und des Runzengrabens sollen einen kleinen, aber wichtigen Beitrag zum Erhalt der im Alter mächtigen Baumriesen leisten.
Die Nutzholztauglichkeit der Schwarzpappel ist eher bescheiden. Früher wurden die Stämme als Brennholz, zum Schnitzen, zur Herstellung von Holzpantoffeln oder zum Flechten verwendet. Hierzu wurden entgegen der natürlichen Wuchsform mancherorts, wie bei Kopfweiden üblich, auch richtige Kopfpappeln gepflanzt und regelmäßig "beerntet". Im medizinischen Bereich werden aus den Baumriesen noch Gerbstoffe und ätherische Öle sowie Salicin und Populin
gewonnen.
Passt der Standort, können Schwarzpappeln dennoch über 150 Jahre alt werden und einen Stammdurchmesser von über zwei Metern erreichen. Typisch für alte Schwarzpappeln ist die im Alter borkige Rinde mit tiefen Furchen. Das Jahr 2114 wird zeigen, wie viele Methusalems dann noch ihren 100. Geburtstag in der Rodachaue feiern und ihre mächtigen Kronen in den Marktzeulner Rodachhimmel werden recken können.