Johanna Pech gehört zu den Fahrern, die für 50 Jahre unfallfreies Fahren ausgezeichnet wurden. Allerdings machte das Ehrungsdokument aus ihr einen Johann.
Ein liebenswürdiger Eklat, eine bedingt bessere Statistik und jede Menge Ehrungen - eine Jahreshauptversammlung geschieht nicht nur in Wiedergabe reiner Zahlen. Am Montag im großen Sitzungssaal des Landratsamtes jedenfalls nicht.
Drei Tote 2015. Gegen diese Zahl verblassen etwaige Erfolge gegenüber 2014. Beispielsweise die, wonach sich weniger Drogen- und Alkoholunfälle ereigneten oder Verkehrsunfälle mit Personenschaden um sechs Prozent rückläufig waren. Ansonsten wies die von Polizeioberrat Willibert Lankes verlesene Statistik zu den Verkehrsunfällen des vergangenen Jahres im Landkreis auch jede Menge weitere Anstiege auf.
Ein Mehr an Kleinunfällen etwa, ein Mehr an Sachschaden, ein Mehr an Unfallfluchten zudem. 403 insgesamt.
403 Fälle, bei denen Lankes in einer Ansprache bemerkte, dass sich zu ihnen Überlegungen anstellen ließen, "wie in der Gesellschaft Verantwortung übernommen wird".
Aber dass Verantwortung übernommen wird, ist auch klar, festgehalten von Alfons Hrubesch, Erstem Vorsitzenden der Kreisverkehrswacht. So sind es 800 Schulweghelfer im Kreis, die Verantwortung für die Sicherheit von Kindern übernehmen. Tendenz steigend, denn in Marktzeuln hätten sich spontan 13 Weghelfer gemeldet. Alles in allem leisten diese Helfer 20 000 ehrenamtliche Stunden im Landkreis und sie sollen helfen, eine ministeriale Maßgabe zu erfüllen: 20 Prozent weniger Verkehrstote bis 2020.
Mittel dazu könnte auch das Projekt "Könner durch Erfahrung" sein, bei dem Fahrlehrer Kurse zu Bremsverhalten u. ä. bieten. Derlei Kurse richten sich auch an Senioren, wobei Einladung durch die Sparkasse Coburg-Lichtenfels ergeht.
"Hier ist die Beteiligung der über 60-Jährigen bei fast 100 Prozent", so Hrubesch angetan.
"Man lernt nie aus", findet auch Johann Walluch. Der 92-jährige Lichtenfelser ist der älteste unter den 21 Geehrten und sein alter, grauer, abgegriffener Führerschein hatte Schauwert. Seit 50 Jahren, so die Urkunde über ihn, fahre er unfallfrei. Noch heute fährt er täglich pendelnd nach Bad Staffelstein, ist überhaupt "jeden Tag unterwegs" und fährt er mit dem eigenen Auto nach Südtirol in den Urlaub, dann tue er das noch in einem Rutsch.
Doch eigentlich sagt die Zahl auf der Urkunde nicht alles über seine Karriere als Kfz-Teilnehmer aus, denn er fuhr schon vor 1966 Auto. Doch in den Kriegswirren habe er seinen Führerschein verloren und selbigen 1966 erneut gemacht.
Ab da begann seine Statistik zur Unfallfreiheit.
Sie hätte auch für Johann Pech so sein können, wenn Johann Pech existieren würde. Laut Urkunde tat er das, aber in Wirklichkeit stellte sich Johann Pech als Johanna Pech heraus. Launig Beschwerde führend, trat die humorvolle Seniorin vor Alfons Hrubesch und brachte auch diesen zum Lachen. Sie erhält eine Neuausfertigung ihrer Urkunde.
Geehrt wurden an diesem Abend für 30 Jahre bewährtes Kraftfahren: Gerd Backer, Rainer Förtsch. Für 40 Jahre wurden geehrt: Erich Dünninger, Christine Lengfeld, Eva Schaube und Horst Walder.
Urkunden für 50 Jahre bewährtes Fahren erhielten: Elisabeth Backer, Herbert Beier, Manfred Dürr, Gottfried Fischer, Walter Jandy, Georg Jäger, Georg Krauß, Konrad Kraus, Robert Lamm, Oskar Lieb, Johanna Pech, Dieter Seidel, Elisabeth Träger, Johann Walluch und Dieter Wieland.