Trotz und auch wegen Corona wurde in Bad Staffelstein der "Tag der Nachbarn" zelebriert. Es war ein "Dankeschön" für nachbarschaftliche Hilfe.
Kein Fest, keine Bratwürste, keine Einladung zu Kaffee und Kuchen: Was sonst selbstverständlich wäre, ist heuer anders. Heuer ist Corona. Und: Nachbarn sind wichtiger denn je. Sie helfen einander, übernehmen Einkäufe, Besorgungen und Fahrdienste und haben immer Zeit für einen Gruß, für ein Lächeln. Sie gießen die Blumen in der Urlaubszeit oder während eines Klinikaufenthaltes. Sie nehmen Pakete an, organisieren Straßenfeste oder helfen mit einem guten Rat.
Viele machen das seit Jahren, für ein herzliches Dankeschön, unentgeltlich. Um ihnen ganz offiziell einmal "Dankeschön" zu sagen, wurde im Jahr 2004 in vielen Ländern Europas, unter anderem in der Schweiz, Österreich, Frankreich und den Niederlanden ein "Tag der Nachbarn" ins Leben gerufen. Seit 2018 macht auch Deutschland mit. Am letzten Freitag im Mai, heuer war es der 29. Mai, wird üblicherweise mit vielen Aktionen gefeiert: Gegrilltes und Gebackenes wird bei einem gemütlichen Plausch miteinander verzehrt, auf Kinder warten Luftballons und Spiele. Jedoch nicht heuer.
Karten, Blumenstöckchen, Rosen
Doch sollte man wirklich einfach gar nichts machen? Das war für die "nebenan.de"-Stiftung nicht denkbar. Sie ist eine Stiftung, die sich für lebendige Nachbarschaften in Deutschland einsetzt und Projekte zur Förderung und Stärkung nachbarschaftlich-gesellschaftlichen Engagements vorschlägt und unterstützt. So auch am vergangenen Freitagvormittag in Bad Staffelstein: Von 9 bis 13 Uhr war vor dem E-Center ein Stand aufgebaut, an dem es Karten, Blumenstöckchen, Rosen und Süßes gab. "Gerade jetzt ist die Nachbarschaftshilfe sehr wichtig. Wir sollten den Tag der Nachbarn nicht ohne Aktivität verstreichen lassen", sagte Katja Prade. Sie und ihre Kollegin Nadja Motschmann sind vom Quartiersmanagement von "In der Heimat wohnen", Standort Bad Staffelstein.
Walter Mackert, Seniorenbeauftragter der Stadt, ist ebenfalls vor Ort. Auch er schenkte den Passanten Blumen, reichte ihnen Naschtütchen und Karten, die sie ihren Lieblingsnachbarn in den Briefkasten stecken oder in die Zeitungsrolle legen können: "In der Seniorenarbeit ist Nachbarschaftshilfe mit das Wichtigste", sagt Mackert.
Jeder profitiert von jedem
Christoph Bäumel von der Volks- und Raiffeisenbank meinte schmunzelnd: "Als Genossenschaft sind wir quasi ein Selbsthilfeverein." Und "In der Heimat wohnen" sei auch quasi eine Selbsthilfegruppe, in der jeder von jedem profitiere. Hier habe im Vorjahr ein schönes Nachbarschaftsfest stattgefunden.
Keine Anonymität
Auch Katharina Schenk, stellvertretetende Marktleiterin des E-Centers, bestätigte: "Das brauchen wir freilich! Gerade in der ländlichen Region, wo manche Menschen kein Auto haben oder alters- oder krankheitsbedingt nicht mehr fahren, ist es ganz schön, wenn man jemanden hat, der hilft. Das kommt zu Corona-Zeiten besonders raus."
Was es mit guten Nachbarn nicht gibt, ist Anonymität: Unbemerkt verstorben und wochenlang in der Wohnung liegen, das gebe es bei guten Nachbarn nicht. Außerdem, sagte Walter Mackert, seien aufmerksame Nachbarn ein prima Einbruchschutz: "Ihnen fällt alles auf - das ist gut."