Im Vorfeld hatten 250 Senioren Bedarf für den Transportservice angemeldet, genutzt hat ihn fast keiner.
Maria Nikol will Vorbild sein für ihre älteren Mitbürger. "Ich fahre zwar noch Auto, aber irgendwann kommt die Zeit, wo es nicht mehr geht. Darauf will ich mich jetzt schon einstellen und andere ermuntern, es mir gleich zu tun. Deshalb habe ich mich mit dem Bürgerbus zum Fachmarktzentrum in der Friedrich-Baur-Straße fahren lassen", sagte die 77-Jährige, die einst Seniorenbeauftragte in Weismain gewesen war und in Altenkunstadt eine zweite Heimat gefunden hat. So wie sie denken allerdings nicht alle. Die Resonanz auf den Bürgerbus, der gestern früh um 8.30 Uhr vom Rathaus zu seiner "Jungfernfahrt" aufgebrochen war, ließ noch zu wünschen übrig.
Kommt wie gerufen
Immer wieder musste Busfahrer Herbert Sachs, der kurzfristig für Herbert Mahr eingesprungen war, unverrichteter Dinge weiterfahren.
Nicht so in Woffendorf: Anna Raab wartete an der Bushaltestelle neben der Kapelle, bereits sehnsüchtig auf ihren Chauffeur. "Ich möchte Einkaufen im neuen Einkaufszentrum in Altenkunstadt", erzählte die Seniorin. Dass es jetzt in Altenkunstadt einen Bürgerbus gibt, kommt für die 77-Jährige wie gerufen. "Im vergangenen Jahr verstarb mein Mann. Da ich keinen Führerschein besitze, finde ich den Bus super!" Raab will das Angebot nicht nur zum Einkaufen nutzen, sondern auch für Friedhofs- und Arztbesuche.
Für Nikol, die in der Caritas-Wohnanlage "In der Heimat wohnen" lebt, trägt der Bürgerbus dazu bei, Gemeinschaft zu leben: "Man trifft andere Leute und hilft ihnen vielleicht auch noch beim Einkaufen." Zudem zeige die Gemeinde damit, dass sie ihre älteren Mitbürger nicht vergessen habe.
Bürgermeister Robert Hümmer ist überrascht von dem geringen Interesse an dem neuen Angebot der Gemeinde
Altenkunstadt: "Wir haben alle Bürger über 70 Jahren angeschrieben. 250 Senioren hatten Bedarf angemeldet. Eigentlich hätten mehr da sein müssen." Für das Gemeindeoberhaupt ist das Ganze aber kein Beinbruch: "Ich denke, das muss sich noch einspielen." Nikol teilt die Sichtweise Hümmers.
Konzept ist ausbaufähig
Ebenso wie er, hält sie das Konzept für ausbaufähig. "In meiner einstigen Heimatstadt Weismain werden die älteren Mitbürger vom dortigen Bürgerbus direkt von Zuhause abgeholt. Außerdem gibt es einen Beifahrer, der den Fahrgästen beim Ein- und Aussteigen hilft." Der Bürgermeister hingegen kann sich vorstellen, bei steigendem Bedarf, einen zweiten Fahrtag einzurichten.
Damit der Bürgerbus in Zukunft mehr genutzt wird, rührte Seniorenbeauftragte Almut Schuhmann, die ebenfalls an der ersten Fahrt des Busses teilgenommen hatte, bei einem Treffen des Seniorenclubs am Nachmittag noch einmal kräftig die Werbetrommel: Sie verteilte Handzettel an die älteren Mitbürger.
srö