Aus bunten Plastikrohren will die 20-Jährige aus Müll etwas schaffen, was vier Meter hoch, fünf Meter lang und drei Meter breit ist.
Es ist schön hier oben. Nach Süden hin ist über das Rapsfeld hinweg Mistelfeld zu sehen, nach Norden hin die Kreisstadt. Hier oben ist Linda Wagner als Kind und Jugendliche oft entlanggestreift, für hier oben setzt sie gerade eine Idee um: den Dinosaurier von der Moritzkappl.
Linda Wagner hat etwas Freundliches und Offenes an sich. Wenn sie sich in ihrer Latzhose und Gummistiefeln in der Wiese niedersetzt und erzählt, dann macht sie dabei gedanklich manchmal den zweiten Schritt vor dem ersten. Das ist ihrer Begeisterung geschuldet. Die wiederum ist jugendlich, mitunter auf ungewollt Komischem basierend. Der Frage danach, wann genau ihr die Idee zum Dinosaurier kam, begegnet die angehende Bildhauerin präzise ungenau: "Es war noch kalt." Jedenfalls sei es kein "Oh-mein-Gott-Gedanke" gewesen, mit dem sich darum ein Datum verbinden lässt. Sie habe über den Begriff Gottesgarten sinniert und da kam ihr für diesen Garten ein Dinosaurier in den Kopf.
Ähnlich einem Brontosaurus
Es ist Montagnachmittag, so gegen 14 Uhr. Gerade wurde ein Container randvoll mit Plastikrohren nahe eines Rapsfeldes unweit der im Volksmund "Moritzkappl" genannten prominenten Stätte hinter dem Altenheim abgestellt. Mit städtischer Genehmigung. Die Rohre sind bunt, anders bunt als das kleine Modell, welches die Kunststudentin Wagner (20) zur Veranschaulichung gebaut hat. Es zeigt ein Wesen, das einem Brontosaurus noch am ähnlichsten sieht.
Wenn alle Rohre planmäßig zu diesem Dinosaurier gefügt worden sind, wird dieser vier Meter hoch, fünf Meter lang und drei Meter breit sein und auf fünf kleinen Betonfundamenten fußen. Auch mit städtischer Genehmigung. Zudem soll ein Metallseil von einem der dort befindlichen Bäume sichernd gespannt werden. Der Baum dient als Abstützung. In Kunstkreisen spricht man von einer Installation und die soll Ende Mai stehen, eine Woche lang.
Mit dabei werden auch Werke eines oberbayerischen Künstlers namens David Grimm sein, der Skulpturen aus Holz beisteuert. Sie selbst, so Wagner über sich, sei schon immer künstlerisch interessiert gewesen. "Als Kind habe ich eine der Unterführungen in Bad Staffelstein angemalt", so die Mistelfelderin. Zwischendurch hatte die junge Frau Zeichnungen in einer Kis-Ausstellung (Kultur-Initiative Bad Staffelstein), wurde sie mit dem hiesigen Bildhauer Clemens Muth bekannt, der ihr ermöglichte, im berühmten Dresdener Zwinger bei Restaurationsarbeiten zu helfen. Dann, nach dem Abitur, zog es sie zum Kunststudium nach Nürnberg.
Bruder Benedikt hilft
Die Kunststudentin ist dieser Tage nicht alleine. Wenn sie die Stichsäge bedient oder die Plastikrohre mittels Draht oder Seil zu einer Form fügt, dann hilft ihr dabei Bruder Benedikt. Das klingt mönchisch, ist aber ihr Bruder Benedikt Wagner. Auch Kumpel Aaron Heil ist dabei, und auch Udo Hartung wird hier oben Zeit zugebracht haben.
Der Mann, der in seinem Erscheinungsbild dem Harpunier Quiqueg aus Melvilles Roman "Moby Dick" nicht unähnlich sieht, ist interessant. Eigentlich ist er Fahrer beim Entsorgungsfachbetrieb Panzer. Was er fährt, sind Mulden und Container. Aber weil Panzer die Rohre nicht nur kostenlos zur Verfügung stellt, sondern auch noch anliefert, war er eben hier oben und half mit beim Stichsägen, beim Sortieren der Rohre und Plastikschläuche, beim Zusammenbinden.
Wow ... Plastikinstallation in Lichtenfels. Das ist echt ein Kontrastprogramm zum einheimischen Gartenzwerg.