Leere Fenster spiegeln in Lichtenfels

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Die Fassade des ehemaligen Müllermarktes spiegelt den Säumarkt. Direkt gegenüber liegt der Eingang zur Weka. Foto: Tim Birkner
Die Fassade des ehemaligen Müllermarktes spiegelt den Säumarkt. Direkt gegenüber liegt der Eingang zur Weka.  Foto: Tim Birkner
Ein Blick aus dem Fenster zeigt, woran es momentan mangelt: Weniger Kunden als noch vor einem Jahr gehen in die Weka zum Einkaufen.
Ein Blick aus dem Fenster zeigt, woran es momentan mangelt: Weniger Kunden als noch vor einem Jahr gehen in die Weka zum Einkaufen.
 
Wer dem Wegweiser "Alle Richtungen" folgt, kommt über die neue Innenstadtanbindung von hinten auf den Parkplatz des Life-City-Centers. Dort ist auch der neue Müllermarkt.
Wer dem Wegweiser "Alle Richtungen" folgt, kommt über die neue Innenstadtanbindung von hinten auf den Parkplatz des Life-City-Centers. Dort ist auch der neue Müllermarkt.
 
 
 

Weka-Geschäftsführer Paul Schnell beobachtet jeden Tag seine Umsätze. Das ist sein Job. Doch was er sieht, ist alles andere als jobsichernd für Lichtenfels. Er bereitet seine Mitarbeiter auf das Schlimmste vor.

"Die Schließung eines Kaufhauses dauert sechs bis sieben Monate." Ganz allgemein gilt das für Kaufhäuser. "Wir kommen zu unserem Wunschtermin aus dem Mietvertrag, wenn wir uns dafür entscheiden, das Haus zu schließen." Ganz konkret gilt das für das Kaufhaus Weka in Lichtenfels. Geschäftsführer Paul Schnell malt die Zukunft in düsteren Farben.

Noch ist nichts entschieden, doch die Alarmglocken schrillen: "In der ersten Woche nach der Eröffnung des neuen Einkaufzentrums hatten wir ein Minus von 30 Prozent." Schnell kennt die Zahlen von jedem Tag. Wie viele Menschen kaufen ein, wie viel Umsatz machen sie? Am vergangenen Sonntag war verkaufsoffen, mit Autoschau und Hamburger Fischmarkt: "20 Prozent weniger als im vergangenen Jahr", sagt Schnell.

Nachmieter gesucht

Vom Büro des City-Managers Werner Schiffgen zum Säumarkt sind es 75 Meter. Schiffgen geht dort immer wieder entlang. Auch weil er helfen möchte, einen Mieter für die Räume zu finden, in denen bis zum 12. Oktober der Müllermarkt Deo, Streichhölzer und Musik-CDs verkaufte. "Ein Drogeriemarkt braucht heute größere Flächen, wir denken bei den Nachmietern an Geschäfte im Bereich Textil, Spielwaren oder Baby- und Kinderbedarf."

So umreißt Schiffgen den momentanen Stand der Dinge. Der Zeitpunkt ist nicht so geeignet, "weil Expansionsexperten in der Jahreszeit keine Neueröffnungen planen". Das geschehe erst wieder ab Februar, weiß der City-Manager. Also ist seine Devise "positives Abwarten". Bis zum Jahresende zahlt der Müllermarkt für seine alten Räume noch Miete. Der Vermieter aus dem Großraum München möchte das Gebäude in der Innenstadt behalten, sagt Schiffgen, und suche seit dem Bekanntwerden des Auszugs mit einem Makler neue Mieter. Bislang ohne Erfolg.

Der neue Laden ist gut besucht

Müller hat mit Marco Buff hingegen einen Nachfolger gefunden. Buff ist seit Montag neuer Marktleiter in der Mainau. Bislang war er Stellvertreter in Coburg, nun ist er aufgestiegen und kann von seinem Büro aus durch ein Fenster auf die neue Verkaufsfläche schauen: "Der Laden ist voll, gut besucht", sagt er.

Zur gleichen Zeit muss man am Säumarkt jeden Passanten mit der Lupe suchen. "Ich sehe in der Frequenz am Säumarkt keinen Unterschied zu vorher", sagt City-Manager Schiffgen. "Ich sehe genauso viele Kunden beim Fuchs. Ich sehe genauso viele Kunden beim Molendo. Ich sehe genauso viele Kunden bei Roberto Bauer." Die Weka nennt er nicht bei seinen Beobachtungen, aber er findet es sei "ein gut geführtes Kaufhaus".

Dort trifft Geschäftsführer Paul Schnell schon erste Vorkehrungen, falls die täglichen Zahlen weiterhin so schlecht bleiben. "Wir haben in das Kaufhaus investiert und umgebaut. Wir machen Werbung, die die Menschen zu uns in die Innenstadt zieht." Knapp 30 Menschen arbeiten bei der Weka. Sie bekommen natürlich die sinkenden Umsätze mit, die auch für sie Auswirkungen haben. "Wir sprechen mit unseren Mitarbeitern und versuchen, die Lage so transparent wie möglich zu machen", sagt Paul Schnell. Er beobachtet eine große Treue: "Da ist keiner mit der Eröffnung des Fachmarktzentrums abgewandert. Die Mitarbeiter stehen alle zu uns."

Beobachtungen in Erlangen

Noch mehr als das Geld sei die Zeit der Kunden ausschlaggebend, findet Schnell. "Jeder hat die Zeit für einen Einkaufsbummel nur einmal." Diese Zeit verbringen die Kunden heute verstärkt in der Mainau. Schnell beobachtet eine ähnliche Verschiebung auch in anderen, größeren Städten: "Sie können sich in Bayreuth oder Erlangen ansehen, wie sich die Innenstädte entwickelt haben. Es findet eine Verlagerung statt, die Innenstädte veröden." Schnell befürchtet das auch für die Lichtenfelser Innenstadt. "Der Niedergang kommt leider nicht mit einem Crash, sondern schleichend. So können sich die Politiker immer gut rauswinden."

Das klingt nicht so, als ob er noch lange warten könnte, bis die letzten sieben Monate des Kaufhauses beginnen.