Weka-Geschäftsführer Paul Schnell beobachtet jeden Tag seine Umsätze. Das ist sein Job. Doch was er sieht, ist alles andere als jobsichernd für Lichtenfels. Er bereitet seine Mitarbeiter auf das Schlimmste vor.
"Die Schließung eines Kaufhauses dauert sechs bis sieben Monate." Ganz allgemein gilt das für Kaufhäuser. "Wir kommen zu unserem Wunschtermin aus dem Mietvertrag, wenn wir uns dafür entscheiden, das Haus zu schließen." Ganz konkret gilt das für das Kaufhaus Weka in Lichtenfels. Geschäftsführer Paul Schnell malt die Zukunft in düsteren Farben.
Noch ist nichts entschieden, doch die Alarmglocken schrillen: "In der ersten Woche nach der Eröffnung des neuen Einkaufzentrums hatten wir ein Minus von 30 Prozent." Schnell kennt die Zahlen von jedem Tag. Wie viele Menschen kaufen ein, wie viel Umsatz machen sie? Am vergangenen Sonntag war verkaufsoffen, mit Autoschau und Hamburger Fischmarkt: "20 Prozent weniger als im vergangenen Jahr", sagt Schnell.
Nachmieter gesucht Vom Büro des City-Managers Werner Schiffgen zum Säumarkt sind es 75 Meter. Schiffgen geht dort immer wieder entlang. Auch weil er helfen möchte, einen Mieter für die Räume zu finden, in denen bis zum 12. Oktober der Müllermarkt Deo, Streichhölzer und Musik-CDs verkaufte. "Ein Drogeriemarkt braucht heute größere Flächen, wir denken bei den Nachmietern an Geschäfte im Bereich Textil, Spielwaren oder Baby- und Kinderbedarf."
So umreißt Schiffgen den momentanen Stand der Dinge. Der Zeitpunkt ist nicht so geeignet, "weil Expansionsexperten in der Jahreszeit keine Neueröffnungen planen". Das geschehe erst wieder ab Februar, weiß der City-Manager. Also ist seine Devise "positives Abwarten". Bis zum Jahresende zahlt der Müllermarkt für seine alten Räume noch Miete. Der Vermieter aus dem Großraum München möchte das Gebäude in der Innenstadt behalten, sagt Schiffgen, und suche seit dem Bekanntwerden des Auszugs mit einem Makler neue Mieter. Bislang ohne Erfolg.
Der neue Laden ist gut besucht Müller hat mit Marco Buff hingegen einen Nachfolger gefunden. Buff ist seit Montag neuer Marktleiter in der Mainau. Bislang war er Stellvertreter in Coburg, nun ist er aufgestiegen und kann von seinem Büro aus durch ein Fenster auf die neue Verkaufsfläche schauen: "Der Laden ist voll, gut besucht", sagt er.
Zur gleichen Zeit muss man am Säumarkt jeden Passanten mit der Lupe suchen. "Ich sehe in der Frequenz am Säumarkt keinen Unterschied zu vorher", sagt City-Manager Schiffgen. "Ich sehe genauso viele Kunden beim Fuchs. Ich sehe genauso viele Kunden beim Molendo. Ich sehe genauso viele Kunden bei Roberto Bauer." Die Weka nennt er nicht bei seinen Beobachtungen, aber er findet es sei "ein gut geführtes Kaufhaus".
Dort trifft Geschäftsführer Paul Schnell schon erste Vorkehrungen, falls die täglichen Zahlen weiterhin so schlecht bleiben. "Wir haben in das Kaufhaus investiert und umgebaut. Wir machen Werbung, die die Menschen zu uns in die Innenstadt zieht." Knapp 30 Menschen arbeiten bei der Weka. Sie bekommen natürlich die sinkenden Umsätze mit, die auch für sie Auswirkungen haben. "Wir sprechen mit unseren Mitarbeitern und versuchen, die Lage so transparent wie möglich zu machen", sagt Paul Schnell. Er beobachtet eine große Treue: "Da ist keiner mit der Eröffnung des Fachmarktzentrums abgewandert. Die Mitarbeiter stehen alle zu uns."
Beobachtungen in Erlangen Noch mehr als das Geld sei die Zeit der Kunden ausschlaggebend, findet Schnell. "Jeder hat die Zeit für einen Einkaufsbummel nur einmal." Diese Zeit verbringen die Kunden heute verstärkt in der Mainau. Schnell beobachtet eine ähnliche Verschiebung auch in anderen, größeren Städten: "Sie können sich in Bayreuth oder Erlangen ansehen, wie sich die Innenstädte entwickelt haben. Es findet eine Verlagerung statt, die Innenstädte veröden." Schnell befürchtet das auch für die Lichtenfelser Innenstadt. "Der Niedergang kommt leider nicht mit einem Crash, sondern schleichend. So können sich die Politiker immer gut rauswinden."
Das klingt nicht so, als ob er noch lange warten könnte, bis die letzten sieben Monate des Kaufhauses beginnen.
Nun soll das FMZ an die Innenstadt angebunden werden. Dazu wird ein Wettbewerb ins Leben gerufen und eine Jury soll aus den Vorschlägen die beste Idee heraussuchen.
Sehr interessant, sehr löblich… und sehr sinnlos. Jetzt wird sehr wahrscheinlich wieder ein Haufen Geld denen hinterhergeworfen, die weder von Lichtenfels noch von den Bedürfnissen der Bürger eine Ahnung haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Herrschaften das umsonst machen und sich hinsetzen, um etwas „auszusuchen“.
Denn die Frage ist eigentlich nicht, wie binden wir Innenstadt und FMZ an. Die Frage ist eigentlich: Was binden wir ans FMZ an? Die Diaspora von Lichtenfels? Wenn man liest, dass die WEKA möglicherweise (mal wieder) schließen wird, kann man nur noch leere Schaufenster anbinden. Und ob man dafür wirklich so viel Geld ausgeben will sei mal dahingestellt.
Dabei wäre die Lösung des Problems recht einfach: Man ordne den Verkehr neu, das heißt eine Einbahnregelung vom oberen Tor an. Dann könnte man:
A) Die Bürgersteige verbreitern
B) Parkplätze an der Innenstadt schaffen
C) Den Fußgängern mehr Platz einräumen
D) Die Unterführung wesentlich angenehmer für gehbehinderte Menschen und Kinderwagen gestalten
E) Plätze zum Ausruhen mit Parkbänken etc. ausstatten
F) Und ein „Leitsystem“ für sehbehinderte Menschen integrieren
Aber das ist wahrscheinlich wieder zu banal.
Da kommt sie auch her, Back to the Roots.
Touristen, keine Konkurenz, anderer Einzugsbereich und Plannungsfreiheit
Als wir noch keine Fußgängerzone hatten,war noch Leben in Lichtenfels.
Jede menge Geschäfte,man konnte dort Parken.
Zwar mit "Groschengräber",aber das war egal.
Da war immer soviel los das man 2-3 mal um die Parkplätze fahren musste um einen zu bekommen.
Aber jetzt?
Die wo sich die Fußgängerzone ausgedacht haben,die können nicht darauf stolz sein.
Den hab ich noch NIE gesehen. Der macht doch garnichts. EGAL, das war abzusehen. Die Stadt (Bürgermeisterin) wollte das so! Wer will den in der Innenstadt ein Geschäft eröffnen? KEINER! Ist doch alles beim Fachmarktzentrum anzufinden. Man bekommt dort alles was man braucht. Die Innenstadt kann man so leider nicht retten. SORRY!
Die Lichtenfelser Innenstadt hat doch seit vielen Jahren schon nichts mehr zu bieten, v.a. nicht für junge Leute! Früher gab's noch einen Aldi oder Deichmann direkt am Marktplatz, aber schon seit einiger Zeit kann doch nur doch dort einkaufen, wer es sich auch leisten kann. Die Ansiedlung von günstigen, jungen Modemärkten, wie sie in fast allen anderen Innenstädten zu finden sind, hätte das Dilemma verhindern können, doch offensichtlich gibt es weder geeignete Flächen dafür (biem WEKA-Neubau hat man die Chancen nicht genutzt) noch Interesse bei den Ketten - eben weil die großen Händler schon lange erkannt haben, dass die Lichtenfelser Innenstadt keine positive Zukunft hat. Das liegt sicher unter anderem an der Parkplatzsituation, aber bestimmt auch an weiteren Faktoren, die man frühzeitig hätte erkennen müssen.
Das Fachmarktzentrum ist jedenfalls nicht Schuld an den Auswirkungen der miserablen Innenstadtplanung, sondern gibt den Menschen in Lichtenfels etwas Lebensqualität, auf die sie viele Jahre verzichten mussten!