Der Australier Michael Vdelli und seine Band schafften es mit leidenschaftlichem Können zwei Musikwelten zusammenzuführen. Ein fulminantes Rockgewitter ging im Lichtenfelser Stadtschloss hernieder.
"In Australien landest Du im Krankenhaus, wenn Du nicht gut spielst", scherzte Michael Vdelli, Kopf der australischen Band "Vdelli". Dergleichen musste er im Lichtenfelser Stadtschloss nicht befürchten, schwebten doch die weit über 100 Fans von Beginn an auf Rock- und Blueswolke 7.
Kein Wunder bei einem Trio, das den Spagat zwischen beiden musikalischen Welten mit Leidenschaft und Können perfekt meisterte. Die Frage "Wollen Sie Rock'n'Roll oder Blues?" hätte sich der Sänger sparen können, schlugen doch zwei Herzen in der Brust der Zuhörer. Eingeladen in die Korbstadt hatten das famose Trio die St.-Georgs-Pfadfinder und die Stadt Lichtenfels.
Den Schalk im Nacken "Alles kommt vom Blues und geht zum Blues", wusste schon der legendäre Muddy Waters. Bei der Band aus dem australischen Perth hatte ebenfalls alles vor 18 Jahren mit dem Zwölftakter begonnen.
"Two By Two", hieß der allererste Vdelli-Song. Ein langsamer Blues schleicher, der den Besuchern ob seiner leidenschaftlichen Inszenierung wohlige Schauer über den Rücken jagte. Sänger Michael Vdelli saß dabei gehörig der Schalk im Nacken, als er die Ruhe, die im Slow-Blues innewohnt, für einen kurzen Moment, einem Pantomimen gleich, mit wortlosen Verrenkungen und synchronen Lippenbewegungen durch den Kakao zog.
Doch damit nicht genug: Meisterhaft unterstützt von Ric Whittle am Schlagzeug und Leigh Miller am Bass baute Bandleader Vdelli im zweiten Teil des Songs Spannungsbögen mit fließenden Übergängen, in denen laute und leise Passagen wunderbar austariert wurden. Die Gruppe verstand es aber auch, in epischer Breite ein einziges Rockgewitter zu erzeugen, das zur Freude des Publikums nie überladen oder gar überdreht wirkte.
Es wurde aber auch nach der Devise "kurz, knapp, bündig" musiziert, die den Musikfreunden hitverdächtige Ohrwürmer, wie das wunderbare "My Baby Does It Better" bescherte.
Nicht nur als kompakte Einheit, auch solistisch wussten die einzelnen Akteure zu überzeugen: Miller zum Beispiel erschuf dumpf-düstere Basslinien, die sich gewaschen hatten. Man spürte sie regelrecht in der Magengrube hämmern.
Nach der Pause, die für beide Seiten einer kurzen Verschnaufpause gleichkam, setzten die Musiker zu einem weiteren kreativen Höhenflug an: Im akustischen Gewand schenkten sie den Zuhörern Momente voller Melancholie. Darunter befand sich auch die exzellente Ballade "A Dark And Lonely Place", die nicht zu Herzen, sondern auch zu Ohren ging - kein Wunder bei dem eingängigen Refrain.
Wem das Ganze zu sanft war, der kam im Schlussteil des Konzertes noch einmal voll auf seine Kosten.
Der Song "Catatonic" klang wie eine ungehobelte Mischung aus "Royal Blood", "Mustasch" und "ZZ Top". Die Gitarren kreischten, sägten, dröhnten, gingen dem Zuhörer durch Mark und Bein. Ebenso das furiose Finale, bei dem Gitarrist Vdelli mit einem Bottleneck, einer Art Flaschenhals, seine Klampfe zum Weinen brachte.
Und das Publikum? Es war aus dem Häuschen, ob der kreativen Purzelbäume, die das Trio zwei Stunden lang in der Korbstadt geschlagen hatte.
Diesen Termin sollten sich alle Musikliebhaber schon jetzt im Kalender ganz dick anstreichen: Am Samstag, 25. April, gibt es lupenreinen Rock im Lichtenfelser Stadtschloss mit der fränkischen Band "Space Truckers", die die Musik der Hardrocklegende "Deep Purple" auf hohem Niveau nachspielen. Karten sind im Vorverkauf bei der Stadtverwaltung Lichtenfels, Abteilung Touristinformation (Tel. 09571/7950102) erhältlich.