Der bunte Umzug in Weismain lockte wieder Tausende von Narren an. Kein Wunder, die Weismainer schrecken vor weiten Entfernungen nicht zurück und manche Probleme, die durch den Kakao gezogen wurden, haben sie auch nicht alleine.
"Kaulhazia Helau" schallte es am Sonntagnachmittag aus Hunderten Kehlen durch die Straßen des Jurastädtchens Weismain. Ausgelassen feierten Tausende Zuschauer den diesjährigen Gaudiwurm und Till Eulenspiegel bei seiner Büttenrede vor dem historischen Rathaus.
Einmal mehr waren in der Faschingshochburg die Narren beim Tanz um den überdimensionalen Kaulhaaz, dem großmäuligen Grundfisch aus der quellfrischen Weismain, außer Rand und Band. Alles was im Weismainer Fasching Rang und Namen hat, war auf den Beinen und vergnügte sich ausgelassen in der fünften Jahreszeit. Die Spenden der Geschäftswelt und die Einnahmen des Faschingskomitees sorgten für einen Dauerregen von Süßigkeiten.
Bonbons, Chips und Schokolade Die Bürgermeister aus Weismain, Burgkunstadt und Altenkunstadt warfen gemeinsam mit dem stellvertretenden Landrat Helmut Fischer (CSU) unermüdlich Bonbons, Chips und Schokolade von den bunt geschmückten Wagen, die sich im Schritttempo ihren Weg durch die jubelnde Menge bahnten.
An närrischen Themen mangelte es wahrlich nicht. Unter dem Motto "Lidl ade" eröffneten die Stadträte den Shopping-Wanderweg nach Altenkunstadt, eine Bewegungstherapie, die Alois der Große den Weismainern verordnet hat.
Weismain und der demografische Wandel Dass die Weismainer vor großen Entfernungen nicht zurückschrecken, bewiesen die "Närrischen Weiber", die den Karneval in Venedig in die Jurametropole geholt hatten. In farbenprächtigen Kostümen und venezianischen Masken waren sie einer der optischen Höhepunkte im diesjährigen Zug. Doch der demografische Wandel macht auch vor Weismain nicht Halt, darauf wies die Rentnertruppe des FCN-Fanclubs Marc Oechler hin: "Wir arbeiten bis zum Ende, dann spart der Staat sich die Rente."
Musikalisch aufgepeppt wurde der Gaudiwurm durch die Weismainer Blasmusik und den Musikverein Altenkunstadt und natürlich durften da auch die "Modschille Pflooma", die Blasmusik Modschiedel, nicht fehlen. Ihre eigene Musik hatten die Jugendfeuerwehr Weismain und der SCW Obermain mitgebracht. Während sich letztere als Ritter des Waldstadions präsentierten, ging die Jugend als "Bauer sucht Frau" auf Brautschau.
Nachwuchsprobleme bei den Majestäten Allerdings hätte das Motto wohl besser "Prinzessin sucht Prinz" heißen müssen, haben doch sowohl der Weismainer Turnverein als auch der MCC Mainleus in dieser Hinsicht Nachwuchsprobleme. Eigentlich unverständlich angesichts der Lieblichkeit ihrer weiblichen Majestäten.
Auch unter den Zuschauern wimmelte es nur so von gutaussehenden, prächtig kostümierten jungen Damen, und auch die Sister-Act-Nonnen der Fit und Fun-Gruppe des TV Weismain wären durchaus eine Sünde wert gewesen. Doch der neue Pfarrer von Weismain wird wohl wissen, was das Wort Zölibat bedeutet, auch wenn es hieß: "Kaum is a schöne Pfarra dou, sin die Nonna a scho dou."
Verzückende Damenwelt Zumindest was die holde Weiblichkeit anbelangt, konnte man sich so der Botschaft des Kapellenbauvereins Giechkröttendorf "In Weismain wird alles schlechter" nicht anschließen. Doch diese Kritik bezog sich sicher auch nicht auf die Damenwelt.
Vielmehr sorgt neben vielen anderen Themen das Thema "Kastenboden" im Jurastädtchen für Gesprächsstoff. So widmete die Schützengesellschaft ihren Wagen der Zufahrt zum Kastenhof, während sich der Skiverein Weismain närrische Gedanken über die Ausmaße des dazugehörigen Tores machte.
Doch auch die Auswärtigen haben ihre Aufreger, die sich hervorragend für einen Faschingsgag eignen. Seit Jahren erhitzt ja das Thema "Lehrschwimmbecken" die Gemüter und wohl deshalb präsentierte die Freiwillige Feuerwehr Weidnitz ihr mobiles Cabrio-Bad als fantasievolle Alternative.
Das dicke Ende kam wie immer zum Schluss: Die "G'schwollna Ärsch" von Gabi und Heiner als Antwort auf die "blödsinnich Bürokratie": "Unsera Ärsch sinn scho ganz wund, weilst da fer Formulare ausfüllen zu kaaner Ärbert mer kummst."