Auf Du und Du mit dem Auto sein

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Sicher unterwegs - ob es regnet, stürmt oder schneit. Dieses Gefühl sollen Autofahrer vermittelt bekommen, die sich auf den Sicherheitsparcours begeben.

"Und dann simulieren wir überfrierende Nässe und feuchtes Laub", sagt Fahrlehrer Karl Brendel. Diese Absicht hat eine Vorgeschichte und mehrere Absender: Kreisverkehrswacht, Polizeiinspektion Lichtenfels, Landrat Christian Meißner (CSU) und die Sparkasse Coburg-Lichtenfels. Sie alle laden zu dem Programm "Könner durch Er-Fahrung" ein.

In den Aktionsstunden werden die Teilnehmer rutschen, schlittern, bremsen. Und Frank Ziegler wird am Ende des Tages sagen, dass er kaputt und hundemüde ist. Er führt Aufsicht und gibt ehrenamtlich Anweisungen von Fahrlehrer Karl Brendel weiter. Dafür ließ er sich vor einiger Zeit schulen.


Unterschiedliches Bremsen

Jetzt am Morgen packt er mit Brendel an und zieht zentnerschwere, vollgesogene Planen von einer Ladefläche. Es wird nicht lange dauern, da wird Brendel diese Plane mit Schmierseife und Ziegler diese mit Wasser behandeln.
15 000 Mark soll sie mal in der Anschaffung gekostet haben.

An je vier Tagen im Frühling und im Herbst ist er für das Programm unterwegs. Er weiß, wie man "degressiv und progressiv" bremst und wie man das sogenannte Stotterbremsen handhabt. Was er sagt, stimmt mitunter bedenklich, geht es doch in die Richtung, dass manche Autofahrer überhaupt nicht wüssten, was ihr Vehikel kann.
"Manche sagen, ich weiß gar nicht, ob ich ABS habe." Es klingt fast ein bisschen so, als ob der Fahrer nicht immer mit dem technischen Fortschritt des Wagens mithalten würde. Und in der Schulung wird sich zeigen, dass auch die Autos auf unterschiedlichem technischem Stand sind: Manche Räder werden auf nasser Plane durchdrehen, andere nicht.

Jenny Nützel gibt Gas. Was sie genau erwarten wird, weiß sie nicht. Manchmal deutet Frank Ziegler einen Sprung auf die Fahrbahn an, manchmal wirft Karl Brendel einen Kegel in die Spur herannahender Fahrzeuge. "Ich bin aufgeregt vorm Bremsen", sagt die 18-jährige Fahranfängerin. Vor allem aber gibt sie zu: "Ich weiß die Formel von der Fahrschule nicht mehr."


Kopfstütze richtig einstellen

Ihr Citroen C1 ist ein kleiner Wagen und es ist erstaunlich, wie schnell er zum Stehen kommen kann. Etwas überrascht sei sie vom Brief der Kreisverkehrswacht gewesen. "Aber ich habe mir gleich gedacht: Warum nicht?" Jenny Nützel wird von der Ferne herangewunken, sie fährt an, der Tacho geht auf 30, 40, 50 km/h, sie ist in Höhe des Ziels und macht eine Vollbremsung. Kein Schleudern, kein einschneidender Gurt, bei optimaler Höhe der Kopfstütze. Thomas Schwarzmann ist ein umsichtiger Familienvater aus Großziegenfeld. "Ich lege Wert darauf, dass mein Sohn teilnimmt", sagt er.

Der würde schon sehr gut Auto fahren, aber: "Das Problem ist doch, dass man sich übernimmt - man denkt, man kann fahren", sagt er. Hier würden die Gefahren lauern, die man nicht einschätzen kann.

Sein Sohn versucht sich auch auf der rutschigen Plane. Er staunt, als er erkennt, dass das Auto bei einer Vollbremsung auf solchem Untergrund nicht ausbricht und man davor kaum Angst zu haben braucht. Wer an diesem Tag ohne ABS unterwegs ist, ist Fabian Geuß. Der 18-jährige Schüler vom Gymnasium in Lichtenfels ist mit einem Golf aus den 80ern als Untersatz beim Training. "Ich bin mal gespannt, ob ich vier Hütchen mitnehme oder fünf", sagt er schmunzelnd vor der Übung, bei der er auf rutschigem Untergrund kontrolliert bremsend und lenkend aus einer Abgrenzung fahren soll. Fehlendes ABS hin, fehlendes ABS her - Geuß nimmt trotz Vollbremsung nicht ein Hütchen mit. Die Bilanzen der rund 20 Teilnehmer nach stundenlangen Übungen sind positiv.
Sie klingen zumeist wie die von Jenny Nützel: "Ich fühle mich insgesamt sicherer. Wenn ich mal bremsen muss, weiß ich jetzt, wie ich es richtig mache. Ich habe jetzt keine Angst mehr auf Eis und Schnee zu fahren."