ImHeilpädagogischen Zentrum der Caritas wird in Lichtenfels auf Schautafeln präsentiert unter welchen Bedingungen Menschen weltweit in Lohn und Brot stehen.
Im Mehrzweckraum der Außenwohngruppe 3 des Heilpädagogischen Zentrums der Caritas am Kirchplatz 3 ist noch bis 30. März die Wanderausstellung "world wide work - bekommen wir was wir verdienen?" der Essener Organisation "Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit" zu sehen.
Auf Schautafeln werden Menschen mit und ohne Behinderung aus Deutschland, Afrika, Asien und Lateinamerika vorgestellt, die einen Einblick in ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen geben. Sie berichten darüber, was Arbeit für sie bedeutet. Zur Ausstellungseröffnung konnte HPZ-Gesamtleiterin Maria Wiehle neben den Bewohnern der Außenwohngruppe zahlreiche Gäste begrüßen.
Auf niedrigstem Niveau
Neben drei Marktverkäuferinnen aus Ecuador, die mit ihrem geringen Verdienst kaum ihre Familien über Wasser halten können, berichtet auch eine taubstumme Lehrerin aus Pakistan über ihr Leben und eine der Näherinnen aus Bangladesch, die bei der Rana-Plaza-Katastrophe einen Arm verlor.
Von den weltweit rund drei Milliarden Arbeitsplätzen gelten 1,8 Milliarden als unsichere Jobs ohne soziale Absicherung. Eine Besonderheit der Ausstellungseröffnung lag darin, dass neben den Schicksalen auf den Schautafeln auch einiges über die Situation vor Ort zu erfahren war.
Hans Vonbrunn, Geschäftsführer der Werkstätten Sankt Joseph der Regens-Wagner-Stiftung sah in der Ausstellung weder die Werkstätten als Einrichtung noch geistig behinderte Menschen repräsentiert.
"Wir haben Menschen, die nicht reden können, die gefüttert werden müssen und die auf Fahrdienste angewiesen sind. Menschen, die eine Stunde brauchen, um unter Anleitung einen Kugelschreiber zusammenzubauen." In den Werkstätten Sankt Joseph erhielten sie zum ersten Mal in ihrem Leben die Möglichkeit, zu arbeiten.
Vonbrunn wiedersprach der Ansicht des UN-Ausschusses für die Rechte von Menschen mit Behinderungen, der eine schrittweise Abschaffung der Werkstätten für behinderte Menschen fordert, da auch Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf in Unternehmen arbeiten können. Im Arbeitsalltag werde jeder Job an den Bestqualifizierten vergeben und nicht nach der sozial besten Lösung, gab Vonbrunn dazu zu bedenken.
Arbeit für 408 Menschen
An den drei Standorten der Werkstätten Sankt Joseph in Michelau, Burgkunstadt und Lichtenfels arbeiten 408 Menschen mit Behinderung. Während der Durchschnittslohn für diese Personengruppe in Deutschland bei etwa 170 Euro liegt, erhalten die Mitarbeiter der Werkstätten Sankt Joseph im Durchschnitt 205 Euro. Die wöchentliche Arbeitszeit liegt je nach Grad der Behinderung zwischen 30 und 35 Stunden.
"Die Arbeit ist mir sehr wichtig, weil ich mir etwas gönnen kann", erklärt Franz Schmitt. Der 43-jährige kam im September 1993 in die Werkstatt nach Lichtenfels. Zunächst besuchte er ein zweijähriges Arbeitstraining, danach arbeitete er in der Produktion. Seine Arbeitsgruppe verpackte Autoleisten für einen bekannten Automobilzulieferer.
Seit Mai 2014 arbeitet Franz Schmitt im neuen Werkstattgebäude in Neuensee.
"Mit unserer Arbeit sorgen wir dafür, dass die Produktion beim Automobilkunden schneller geht, dass auf den Dächern Solarmodule halten, dass man Kindersitze wechseln kann und dass man Visitenkarten unbeschadet verschicken kann", berichtet Franz Schmitt über seine Arbeit.
Vor zwei Jahren wurde der 43-Jährige als Vorsitzender in den Werkstattrat gewählt. Mit seinem Verdienst kann er sich etwas Schönes gönnen, kann auf Reisen gehen und sein Auto unterhalten. Wie Geschäftsführer Hans Vonbrunn erläuterte, können Mitarbeiter der Werkstätten nach 20 Jahren mit einer EU-Rente rechnen, die gemeinsam mit der Werkstattrente rund 1000 Euro beträgt.
"Jeder, der den ganzen Tag wie auch immer arbeitet, sollte vom Lohn seiner Arbeit leben können", sagt Markus Kleinhenz. Der 41-Jährige ist als Abteilungsleiter für alle Außenwohngruppen des HPZ zuständig.
Auch wenn nicht jeder Arbeitstag gleich ist, freut er sich besonders über die kleinen Ereignisse des Lebens. Über ein fröhliches "guten Morgen" seiner Schützlinge und über das Kompliment "ein wunderschöner Mensch" zu sein.
Besucher der Ausstellung werden gebeten, sich unter Tel. 09571/9475988 oder mit einer E-Mail an mkleinhenz.hpz@caritas-bamberg.de anzumelden.