Ärztehaus in der Lichtenfelser Mainau bereitet Stadträten Bauchschmerzen

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Hinter dem Getränkemarkt in der Mainau soll das neue Fachärztehaus entstehen. Foto: Andreas Welz
Hinter dem Getränkemarkt in der Mainau soll das neue Fachärztehaus entstehen.  Foto: Andreas Welz

Die Bandbreite in der Diskussion um das Projekt schwankte zwischen Skepsis und Zustimmung.

Über Bauchschmerzen klagten am Dienstag die Mitglieder des Bau- und Umweltausschusses. Grund der Beschwerden war ein Bauantrag der Ärztehaus Mainau Lichtenfels GmbH. Sie möchte ein Ärztehaus an der Mainau 9, hinter dem Getränkemarkt Sagasser, errichten.
Eigentlich nur ein Verwaltungsakt, dem die Stadträte zustimmen sollten. Aber es geht um viel mehr. Das Gremium befürchtet, dass sich niedergelassene Ärzte in dem neuen und behindertengerechten Haus einrichten und die Innenstadt weiter verwaist. Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD) stellte zunächst fest, dass nur ein Radiologe, Orthopäde und Neurologe Interesse an dem neuen Haus hätten. Somit sei auch der Name Ärztehaus nicht korrekt, sondern es müsse Fachärztehaus heißen.
"Wir haben uns mit dem Thema ausführlich und lange beschäftigt", sagte Hügerich.


Praxensterben befürchtet

Das Haus habe eine enorme Bedeutung für die Entwicklung der Innenstadt. Bereits in der Sitzung des Ältestenausschusses sei das Fachärztehaus diskutiert worden. Auch dort wurde die Sorge geäußert, dass in den historischen Mauern die alt eingesessenen Praxen schließen könnten. Selbstverständlich habe man möglich Standorte in der Stadtmitte geprüft, erläuterte Hügerich. Aber die Grundstücke entsprachen in der Größe und Beschaffenheit, zum Beispiel was Barrierefreiheit angeht, nicht den Vorgaben. "Wir haben keine andere Möglichkeit gefunden als im Mischgebiet Mainau, und dort ist mir das Fachärztehaus lieber als in einer Nachbarkommune", sagte er.
Er wolle Anfang des kommenden Jahres mit den Ärzten der Innenstadt, insbesondere der Allgemeinmedizin, über die ärztliche Versorgung in der Zukunft diskutieren. Dietmar Heinkelmann (SPD) gab als einziger keine Zustimmung zu dem Bauantrag. Er befürchtete Umzüge der Ärzte in die Mainau. Auch nach dem Hinweis, dass die übergeordnete Behörde, das Landratsamt, den korrekten Bauantrag genehmigen werde, änderte er seine Meinung nicht. In den Reihen der Ausschussmitglieder reichte die Beurteilung von Skepsis bis großer Zustimmung. Johannes Oppel von der Wählervereinigung Leuchsental Jura sah in dem Fachärztehaus ein positives Signal für Lichtenfels. Er wies darauf hin, dass einige Ärzte in der Innenstadt keine neuen Patienten mehr aufnähmen. Frank Rubner (CSU) nahm die Ansiedlung von Ärzten der Allgemeinmedizin in Kauf. "Wir können es den Praxisinhabern der Innenstadt nicht verübeln, wenn sie in neue Räume umziehen", sagte er. Viele Praxen seien in die Jahre gekommen und verfügten über keinen Fahrstuhl. "Wenn ein Allgemeinarzt in das neue Haus einziehen möchte, ist das ok", sagte er. Außerdem betrage die Entfernung vom Stadtkern knapp 400 Meter. Von der Kronacher Straße oder der Post sei es auch nicht weiter. Günther Lorenz erläuterte das Bauvorhaben. Geplant ist ein zweigeschossiges behindertengerechtes Gebäude mit vier Praxen, die jeweils 225 bis 300 Quadratmeter groß sind.