Wo steht der rote Stuhl? Der Möbelriese XXXLutz plant einen Einkaufs- und Abholmarkt in Himmelkron. Allerdings sieht man das im Oberzentrum Bayreuth skeptisch, die Stadt wolle angeblich selber die Ansiedlung. Jetzt sagt ein Projektentwickler aus der Wagnerstadt: Die Entscheidung sei insgeheim zugunsten Bayreuths gefallen. Foto: XXXL
"Darüber wurde ich nicht informiert." Himmelkrons Bürgermeister Gerhard Schneider (CSU) zeigt sich überrascht von Meldungen aus Bayreuth, wonach sich die XXXL-Unternehmensgruppe bereits für die Wagnerstadt - und damit gegen Himmelkron - als Standort für einen neuen XXXL-Möbelmarkt entschieden habe. Überrascht von dieser angeblichen Wende ist auch Pressesprecher Julian Viering. "Mir ist nicht bekannt, dass Himmelkron aus dem Rennen sei. Ich kann sagen, dass unser Unternehmen an dem Projekt in der Gemeinde festhält. Anders lautende Pläne kenne ich nicht."
Die Gerüchteküche angefacht hat der Bayreuther Projektentwickler Erich Hailfinger. Wie der Nordbayerische Kurier berichtet, will Hailfinger aufgrund einer Detailänderung in einem Vertragswerk Rückschlüsse auf eine Entscheidung des Unternehmens zugunsten Bayreuths ziehen.
Seine Begründung: Die NH-Immobilien GmbH, die für XXXLutz angeblich in Sachen Neuansiedlung tätig ist, und das Unternehmen EEW, Eigentümer eines mehrere zehntausend Hektar großen Geländes in Bayreuth, sollen seit längerem einen Optionsvertrag miteinander geschlossen haben - mit jährlicher Verlängerung.
Neu sei nun: Die Befristung sei aufgehoben. Für den Projektentwickler, der im Auftrag der EEW tätig ist, ein untrügliches Zeichen, dass die Entscheidung gefallen sein soll. Nun hänge es, so wird er zitiert, nur noch daran, dass die Stadt ein Baurecht für das Grundstück einräumt. Den Flächennutzungsplan entsprechend zu ändern, das sei nicht das Thema.
Verfahrensausgang abwarten Die Gemeinde Himmelkron hat diese Handhabe auf ihrem Gebiet definitiv nicht: Sie ist auf einen positiven Bescheid aus dem Finanz - und Heimatministerium
angewiesen, denn der Landesentwicklungsplan sieht nicht vor, dass eine 3500-Seelen-Gemeinde ein derartiges Handelsobjekt ansiedeln darf. Über die von der Gemeinde beantragte Änderung, das so genannte Zielabweichungsverfahren, ist in München aber noch nicht entschieden worden, wie ein Sprecher des Ministeriums der BR auf Anfrage mitteilte.
"Diese Entscheidung gilt es natürlich abzuwarten", heißt es dazu aus dem Bayreuther Rathaus. Stadtpressesprecher Joachim Oppold schreibt: "Ich nehme auch an, dass die Gemeinde Himmelkron als Antragsteller früher informiert würde als die Stadt Bayreuth."
Nichts geändert habe sich aber an der ablehnenden Haltung der Stadt gegenüber einer Möbelhausansiedlung in Himmelkron: "Großflächiger Einzelhandel ist nach dem Landesentwicklungsplan Bayern an einem Standort wie Himmelkron unzulässig." Begründet wird es damit, dass der Einzelhandel im Oberzentrum durch das breit
gestreute Angebot im Möbelhaus auf der grünen Wiese unbotmäßige Konkurrenz bekäme.
Das wiederum bringt Bürgermeister Gerhard Schneider ins Grübeln. "Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, wieso ein XXXLutz mit seinem Sortiment 15 Kilometer von Bayreuth entfernt Gift für den Handel sein soll, mitten in der Stadt aber nicht."