Wiederauferstehung der Kantorei?

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Auf der Empore der Untersteinacher Kirche herrschte drangvolle Enge. Die Stadtsteinacher Kantorei, die sich vor drei Jahren offiziell aufgelöst hatte, fand sich mit 30 Sängern wieder zusammen - und gab ein beeindruckendes Konzert. Fotos: Sonja Adam
Auf der Empore der Untersteinacher Kirche herrschte drangvolle Enge. Die Stadtsteinacher Kantorei, die sich vor drei Jahren offiziell aufgelöst hatte, fand sich mit 30 Sängern wieder zusammen - und gab ein beeindruckendes Konzert. Fotos: Sonja Adam
Ein einzigartiges Konzert präsentierte Christian Büttner in der Kirche Mariä Heimsuchung.
Ein einzigartiges Konzert präsentierte Christian Büttner in der Kirche Mariä Heimsuchung.
 

Vor drei Jahren löste sich die Stadtsteinacher Kantorei offiziell auf. Jetzt fand sich das Ensemble als Projektchor wieder zusammen und verzauberte das Publikum in Untersteinach. Eventuell ist damit der Grundstein für einen Neuanfang gelegt.

30 begeisterte Sängerinnen und Sänger aus Stadtsteinach und Untersteinach haben sich zusammengefunden und hinter den Kulissen monatelang geprobt: still, heimlich, ohne großes Aufhebens. Jetzt präsentierte die "ehemalige" Stadtsteinacher Kantorei ein beeindruckendes Ergebnis. Es war, als ob sie noch mindestens so lebendig ist wie damals, es war, als ob sie sich nie aufgelöst hätte.

"Die Proben fanden in Nürnberg statt, in Untersteinach, wir hatten sogar eine Probe in Pegnitz auf dem Plan", erzählt Christian Büttner. Das Ergebnis konnte sich hören lassen. Denn die Kantorei zeigte sich kein bisschen eingerostet, im Gegenteil: Das Ensemble hat offenbar wieder richtig Lust bekommen, die Mitglieder nahmen sogar weite Probenwege in Kauf und waren mit Feuereifer bei der Sache.


"Zu viel Stress - aber..."

Die Anreisen wurden mit Privatautos organisiert, viel Engagement war zu
spüren. Und der Chorleiter? "Ich bin ja beruflich in Nürnberg, das hat sich auch nicht geändert", sagt Christian Büttner, der die Gesamtregie für das Konzert übernommen hat und mit Markus Kühnlein - wie schon früher - wieder einen versierten Partner gefunden hat. "Ich komme vielleicht alle zwei Monate einmal nach Hause nach Stadtsteinach. Nein, ich könnte auch in Zukunft nicht jede Woche eine Probe in Stadtsteinach halten, das ist einfach zu viel Stress", sagt Christian Büttner.

Doch er fügt sogleich ein "aber..." hinzu. "Aber vielleicht lässt sich der Chor als Projektchor weiterführen."
Dann könnte man die Probenarbeit auf einige wenige Termine konzentrieren, könnte die Proben nicht nur in Stadtsteinach oder Untersteinach durchführen, sondern, wie dieses Mal auch, in Nürnberg, vielleicht auch in Pegnitz. "Der Chor ist einfach zu gut, als dass man ihn so sang- und klanglos auflösen könnte", sagt Büttner und gibt offen zu, dass er wieder sehr viel Lust hat, in seiner alten Heimat etwas auf die Beine zu stellen. "Ich könnte mir gut vorstellen, jedes Jahr ein Projekt zu machen. In diesem Jahr haben wir das Projekt aber dann schon", sagt Büttner. Denn Christian Büttner ist natürlich auch in seiner neuen Heimat als freischaffender Kirchenmusiker tätig. Und für dieses Jahr Weihnachten ist er bereits ausgebucht.

Auch die Sänger selbst waren von ihrer "alten" Kantorei begeistert und würden gerne weiter projektbezogen arbeiten.


Programm zum Jubiläum

Für das Jubiläumskonzert zum 150. Geburtstag der Johann-Wolf-Orgel hat Christian Büttner ein facettenreiches, äußerst harmonisches Konzertprogramm zusammengestellt. Markus Kühnlein erwies sich als engagierter Dirigent. Der Chor konzentrierte sich auf Weisen des zeitgenössischen englischen Chorleiters und Komponisten John Rutter. Die berühmtesten Lieder waren wohl "A clare benediction" - der legendäre Wunsch "Möge Gott euch seine Barmherzigkeit schenken" und "This ist the day" - "Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat. Wir werden frohlocken und glücklich sein".

Vielleicht war es kein Zufall, dass ausgerecht "This ist the day" zum Motto des Konzerts deklariert worden war, denn möglicherweise kann die Kantorei tatsächlich wieder auferstehen. Der Chor brachte "I will sing with the spirit", ein Lied, das sich an eine Bibelstelle aus dem Korintherbrief orientierte, in englischer Sprache und "The Lord bless you and keep you" in deutscher Sprache zu Gehör.


Solisten und Zauberer an der Orgel

Als Solisten brillierten Nora Günther und Markus Kühnlein bei "Schau auf die Welt" von John Rutter. Und auch das solistisch dargebotene "Unser Vater" kam bestens an. Außerdem bot die Kantorei Sanctus und Benedictus aus der "missa festiva" von Christopher Tambling dar, wobei Christian Büttner an der Orgel regelrecht zauberte.
Er eröffnete das Konzert mit dem "Grand Choer" von Theodore Dubois. Gedämpfte Töne dominierten bei Sigfrid Karg-Elerts "Nun sich der Tag geendet hat".
Und bei Johann Sebastian Bachs "Präludium in Es", "Alle Menschen müssen sterben" und "Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ" zog Büttner die verschiedenen Register der kleinen, einmanualigen Johann-Wolf-Orgel und begeisterte einmal mehr das Publikum mit dem Facettenreichtum, den diese Orgel zu bieten hat.