Wie Marco Birner aus Stadtsteinach ein Leben gerettet hat

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Lorenz Popp (28) aus Otterfing (rechts) und Marco Birner (40) aus Stadtsteinach sind sich äußerlich kein bisschen ähnlich. Aber die Stammzellen der beiden passten optimal zueinander. Birner hatte 2013 Stammzellen gespendet, jetzt traf er den Empfänger. Foto: Sonny Adam
Lorenz Popp (28) aus Otterfing (rechts) und Marco Birner (40) aus Stadtsteinach sind sich äußerlich kein bisschen ähnlich. Aber die Stammzellen der beiden passten optimal zueinander. Birner hatte 2013 Stammzellen gespendet, jetzt traf er den Empfänger. Foto: Sonny Adam

Marco Birner hat vor knapp zwei Jahren Stammzellen gespendet. Jetzt hat er den Empfänger kennengelernt: einen Oberbayern mit fränkischen Wurzeln.

Als Marco Birner vor einigen Wochen seine E-Mails abrief, staunte er nicht schlecht. "Hallo Lebensretter", stand im Betreff einer Nachricht. Der 40-jährige Stadtsteinacher las weiter.

"Es freut mich, mit dir Kontakt aufnehmen zu dürfen. Nur durch deine Stammzellenspende ist es möglich gewesen, die in meinem Körper wütende Leukämie effektiv zu behandeln und mich letztendlich am Leben zu erhalten", schrieb der bislang unbekannte Spenden-Empfänger namens Lorenz Popp.

Popp ist 28 Jahre alt, er kommt aus Otterfing bei Holzkirchen in Oberbayern und hat fränkische Wurzeln. Seine Eltern stammen aus Unterfranken, eine seiner Tanten lebt sogar in der Nähe von Kulmbach.


Schon ein bisschen komisch


"Ich habe mich in den vergangenen Monaten oft gefragt, wie es dem Stammzellenempfänger wohl gehen würde", sagt Marco Birner.

Aus diesem Grund habe er auch gehofft, irgendwann einmal zu erfahren, wer "seine" 2013 zur Verfügung gestellten Stammzellen bekommen hat. Jetzt hat er sich sogar mit dem Spende-Empfänger getroffen. Und das Beste: Es geht ihm gut.

"Anfangs war das ein bisschen komisch für mich. Denn ich kann eigentlich nur Danke sagen. Mehr nicht. Aber die Begegnung mit dem Spender war sehr emotional - auch, weil meine Eltern dabei waren", erzählt Lorenz Popp und lacht.


"Ich hatte eine sehr aggressive Form von Leukämie"


Lorenz Popp war eigentlich immer kerngesund. Im Frühling 2013 bekam er dann plötzlich eine Grippe, die nicht mehr verschwinden wollte. "Bei der Untersuchung erlebte ich dann den Schock: Ich hatte eine sehr aggressive Form von Leukämie", erinnert sich Popp.

Er hat zwei Chemotherapien bekommen, schnell stand fest, dass er in jedem Fall eine Stammzellenspende brauchen würde. Eventuell wäre auch seine Schwester in Frage gekommen, doch die Merkmale haben nicht optimal gepasst. "Es war einfach ein Glück, dass wir einen Spender gefunden haben", sagt Popp heute.

"Die Übertragung ist eigentlich unspektakulär, aber die Therapie ist schon sehr heftig", erzählt der 28-Jährige. Das gesamte Immunsystem werde hheruntergefahren. Inzwischen geht es dem Oberbayern wieder gut. "Ich habe 99,5 Prozent Stammzellen vom Spender, das ist sehr gut", so Lorenz Popp.

Die Untersuchungen und Kontrollen dauern freilich an. Im ersten Jahr ist die Rückfallquote am häufigsten, nach zweieinhalb Jahren kann man von einer Heilung sprechen. Für Lorenz Popp sieht es gut aus, dass er den Krebs besiegt hat. Doch er ist vorsichtig, er will sich nicht zu früh freuen.


Auch der Sport hat geholfen


Der Oberbayer mit fränkischen Wurzeln hat zwischenzeitlich sein Studium in pharmazeutischer Bioprozesstechnik abgeschlossen, aktuell sucht er eine Stelle. "Ich hatte einen sehr schönen Sommer, ich war oft in den Bergen unterwegs. Das mag ich sehr", erzählt Lorenz Popp und schwärmt von Skitouren, vom Mountainbiking, vom Klettern, Wandern und Rennradfahren - alles Sportarten, die er
liebt.

"Der Sport hat mir auch geholfen, die Therapie so gut zu überstehen. Ich mache sehr viel in der Natur", sagt der 28-Jährige. Auf jeden Fall möchte er mit seinem Spender aus Stadtsteinach in Kontakt bleiben. Das erste Treffen im Himmelkroner Fichtelgebirgshof war erst der Anfang. "Ich hätte die Krankheit ohne Stammzellenspende nicht überstanden. Definitiv nicht", ist Popp sicher.
Marco Birner möchte ebenfalls mit dem Empfänger in Kontakt bleiben. "Es ist schön, dass ich den Empfänger jetzt kennengelernt habe, und es ist noch schöner, dass es ihm gut geht. Das ist für mich eine Bestärkung, dass es gut war, mich für eine Stammzellenspende registrieren zu lassen und und letztlich auch zu spenden", sagt Birner. Der Stadtsteinacher will damit auch allen anderen Menschen Mut zu diesem Schritt machen.


Kontakt ist freiwillig


Die Sache mit der Kontaktaufnahme liegt übrigens in den Händen des Empfängers und des Spenders. "Nach zwei Jahren bekommt man eine Anfrage über die Stammzellendatenbank. Und dann werden die Kontaktdaten ausgetauscht", erklärt Birner das Prozedere. Es kann aber auch sein, dass der Spendeempfänger keinen Kontakt möchte. "Aber ich freue mich riesig, dass ich weiß, wem ich helfen konnte. Es ist etwas Besonderes, wenn man sieht, wer die Spende bekommen hat", sagt der Stadtsteinacher und wünscht dem Empfänger alles Gute.