Betrug? Was geschah wirklich in einer Kulmbacher Spielothek?

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Normalerweise wirft man Geld in einen Spielautomaten - in einer Kulmbacher Spielothek holten Unbekannte jedoch durch Manipulationen 3000 Euro aus den Geräten. Symbolfoto: Ole Spata/dpa
Normalerweise wirft man Geld in einen Spielautomaten - in einer Kulmbacher Spielothek holten Unbekannte jedoch durch Manipulationen 3000 Euro aus den Geräten. Symbolfoto: Ole Spata/dpa

Im Diebstahls-Prozess gegen den Mitarbeiter einer Kulmbacher Spielothek sollen jetzt die Aufzeichnungen einer Überwachungskamera ausgewertet werden.

Auch am vierten Verhandlungstag gelang es dem Amtsgericht nicht, aufzuklären, wie eine dreiköpfige Bande 3000 Euro durch die Manipulation von Spielautomaten in einer Kulmbacher Spielothek ergaunern konnte. Während das Trio längst über alle Berge ist, muss sich der 46-jährige Mitarbeiter der Spielothek wegen Diebstahls in einem besonders schweren Fall und wegen Sachbeschädigung verantworten. Er soll den drei Männern geholfen haben.


Zeugenaussage dauert mehrere Stunden


Auch nach der mehrere Stunden dauernden Einvernahme eines Informationselektronikers des Automatenherstellers blieb der Angeklagte dabei, keinerlei Manipulationen vorgenommen und auch sonst nichts wahrgenommen habe.

Laut Anklage hatte die dreiköpfige Bande Anfang Mai in der Spielothek in der Innenstadt mehrere Automaten so geschickt manipuliert, dass sie fast 3000 Euro erbeuten konnte und noch dazu einen Sachschaden an den Automaten von noch einmal gut 2000 Euro anrichtete.

Als Beweis liegt den Ermittlern eine Videoaufnahme vor, auf der zu sehen sein soll, wie die Täter die Automaten anbohren und mit Drähten und Batterien manipulieren. Zu sehen sein soll auch, wie der Angeklagte sich zunächst mit der Bande einlässt und wie er dann angeblich bewusst wegsieht.


Heftiger Widerspruch


Dem hatte der Angeklagte bereits in den zurückliegenden Verhandlungstagen heftig widersprochen. Er habe die Manipulationen gar nicht wahrgenommen, die Personen seien ihm nicht bekannt, er habe keinen Verdacht geschöpft und auch nicht bewusst zu den Tätern geblickt. "Ich habe nur meinen Job gemacht", sagte der Mann. Den hat er jetzt erst einmal verloren, ein entsprechender Arbeitsgerichtsprozess läuft.

Der jetzt geladene Techniker erläuterte sämtliche Details über etwaige Fehlermeldungen, berichtete von Spielerschutz und Punktespeicher, erklärte Protokollauswertungen und zeigte, wie Lichtschranken kurzgeschlossen werden können, um zu verhindern, dass Auszahlungen registriert werden. Einen Aufschluss über eine mögliche Tatbeteiligung des Angeklagten brachte das alles nicht.
Der Zeuge sagte auch, dass derartige Manipulationen in letzter Zeit enorm zugenommen hätten. "Es gibt reisende Banden, die das mittlerweile gewerblich machen und sich darauf spezialisiert haben."


Winzige Löcher gebohrt


Deshalb würden die Aufsichtspersonen in den Spielotheken mittlerweile gesondert geschult und über verdächtiges Verhalten aufgeklärt. Der Mann hatte jede Menge Anschauungsmaterial im Gepäck, an dem er der Richterin Sieglinde Tettmann erläuterte, wie die Täter durch das Bohren winziger Löcher in die Automaten an das große Geld kommen.

Allerdings sagte der Zeuge zu, dass er aufgrund der Videoaufnahmen eventuell Licht ins Dunkel bringen könnte. Anhand der Handbewegungen der Täter, anhand von Leuchtdioden, die immer dann aufleuchten, wenn ein Täter beim Anbohren der Automaten die richtige Stelle getroffen hat, könne er entsprechende Aussagen treffen. Also kopierte das Gericht die zwei bis drei Stunden dauernden Überwachungsaufnahmen auf einen USB-Stick und beauftragte den Zeugen, den Film auszuwerten. Der Prozess wird am 2. und 23. November fortgesetzt.