Und Hagen Hartmann? Reibt sich der AfD-Mann jetzt die Hände, weil er auf mehr Protestwähler hofft, die ihr Kreuz zu seinen Gunsten machen? Er macht zumindest keinen Hehl daraus, dass die Affäre seinem Wahlkampf hilft: "In dieser Stadt liegt unheimlich viel im Argen", meint er. "Das, was hier ins Rollen kommt, ist nicht vom Himmel gefallen."
Kein wichtigeres Thema für AfD
Deshalb gebe es für ihn kein wichtigeres Thema als: Was wird hier gespielt? Welcher Schaden ist entstanden? Das muss aufgeklärt werden."
Hat Hartmann selbst, der einen Hausmeisterservice betreibt und Baudienstleistungen anbietet, den Eindruck, die Stadt würde, wie behauptet, bestimmte Unternehmer bevorzugen? fragt Markus Weber. Er könne sich nicht erinnern, schon für die Stadt tätig gewesen zu sein, "aber wer nicht ganz blind durch Kulmbach läuft, der wird das eine oder andere beobachten, wo welche Fahrzeuge oder Baugerüste häufig stehen..."
Die Andeutung führt der AfD-Mann nicht zu Ende, aber Henry Schramm steht bereit und erklärt, wie Auftragsvergaben zustande kommen. Es sei oft gar nicht so einfach, überhaupt Angebote auf Ausschreibungen zu bekommen. "Das Baugewerbe hat gut zu tun. Von denen, die sich bewerben, wird der günstigste genommen. Das regelt das Vergaberecht und wird auch genauestens geprüft."
Hartmann ist keiner, der sich durch Argumente überzeugen lässt: "Man weiß ja nicht, wie geprüft wird..."
Und schon ist die Diskussion wieder zurück bei Schramm. Der gibt sich trotz des Drucks, der seit Wochen auf ihm lastet, gelassen und kontert: "Ich hoffe doch, dass Sie zumindest unserem Rechtssystem vertrauen, und wenn dann die Staatsanwaltschaft eine Entscheidung getroffen hat, dass Sie die dann auch akzeptieren."
Henry Schramms Anwalt Karsten Schieseck, hat sich kürzlich optimistisch geäußert, dass die Vorwürfe Ende Februar vom Tisch sind. Henry Schramm würde das freuen, sagt er: "Freilich braucht man ein dickes Fell als OB, aber so wie es jetzt läuft - das ist schon extrem. Jeder kann alles behaupten, auch wenn's nicht stimmt."
In den sozialen Medien werde wild spekuliert, alle Beteiligten werden abwechselnd angegriffen. Alexander Müller bittet die Kandidaten um eine Einschätzung: Läuft die Debatte aus dem Ruder? "Die Entwicklungen in den sozialen Medien lassen sich nicht steuern. Viele Menschen können sich dort äußern, aber es ist wichtig, dagegen zu halten", sagt Lehmann. Er persönlich hoffe, "dass Henry Schramm juristisch von den Vorwürfen frei gesprochen wird".
Aber der SPD-Kandidat macht auch deutlich, dass er die Grundstücksgeschäfte der Städtebau nicht richtig findet: "Die Städtebau ist eine 98-prozentige Tochter der Stadt. Sie ist dafür da, sozialen Wohnraum zu schaffen, nicht Grundstücke zu verschieben. Das würde ich anders machen als Sie", sagt er an Schramm gerichtet.
"Kein rechtsfreier Raum"
Null-Toleranz gibt es für Dagmar Keis-Lechner, wenn's um Online-Diffamierungen geht: "Hetze im Netz ist kein rechtsfreier Raum und muss geahndet werden. Ich erhoffe mir, dass da der Gesetzgeber bald eingreift."