Streit um den geplanten Solarpark Dörnhof

3 Min
Wo jetzt noch Mais wächst, soll Ende des Jahres bereits ein Solarpark stehen. Udo Petzoldt (Foto) ist von der Idee wenig begeistert. Foto: Jürgen Gärtner
Wo jetzt noch Mais wächst, soll Ende des Jahres bereits ein Solarpark stehen. Udo Petzoldt (Foto) ist von der Idee wenig begeistert. Foto: Jürgen Gärtner

An der Grenze zwischen Kupferberg und Wirsberg soll ein 14 Hektar großer Solarpark entstehen. Dagegen gibt es auf Wirsberger Seite Widerstand.

Es sind gleich mehrere Dinge, die Udo Petzoldt am geplanten Solarpark Dörnhof stören. Dabei ist es nicht einmal die Tatsache, dass sich die Anlage in der Nähe - aber außerhalb der Sichtweite - seines Wohnsitzes in Birkenhof befindet.

Nein, Petzoldt hat vor allem die Sorge, dass mit der großflächigen Photovoltaikanlage auf Kupferberger Gebiet und direkt an der Grenze zu Wirsberg etwas losgetreten wird, das weitere Projekte nach sich zieht. Dass die Landschaft verbaut, dass Flächen für die Lebensmittelproduktion verloren gehen. "Ich will mir meine Heimat nicht zerstören lassen. Wir haben schon Windräder, Biogasanlagen und Photovoltaik. Was sollen wir noch alles kriegen?", fragt er mit Blick auf Planungen in seiner Nachbarschaft.

Hinter einem Hügel - rund zwei Kilometer östlich der Stadtmitte - liegt das Sondergebiet "Solarpark Dörnhof" der Stadt Kupferberg. Dort soll eine 12,8 Hektar große Solaranlage auf einem rund 14 Hektar großen Gelände entstehen.

"Die passt dort nicht hin", sagt Udo Petzoldt im Brustton der Überzeugung und verweist darauf, dass die Region erst vor kurzem als Nationalpark Frankenwald im Gespräch war. Den Rotmilan hat er dort gesehen und den Schwarzstorch, berichtet Petzoldt und verweist auf den Landesbund für Vogelschutz, der seine Beobachtungen bestätigt hat. "Jetzt sollen dort Solarzellen hin?!" Er hält es für besser, solche Anlagen auf Dächer von Häusern oder Betrieben zu installieren statt auf einer landwirtschaftlich genutzten Fläche..

Dass das Projekt überhaupt realisiert werden kann, ist dem bayerischen Wirtschafts- und Energieministerium zu verdanken, sagt Petzoldt voller Ironie. Denn das Ministerium hat es erst ermöglicht, dass in strukturschwachen Gebieten, Solaranlagen auf Acker- und Grünlandflächen errichtet werden dürfen.

Auch der Regionalplan Oberfranken Ost, den sich Petzoldt sehr genau angeschaut hat, spreche gegen das Projekt. Denn die Fläche befinde sich im Vorbehaltsgebiet 29 "Frankenwald", in dem den Belangen des Naturschutzes und der Landschaftspflege besonderes Gewicht zukommen soll. "Hier ist eine Stellungnahme der Regierung notwendig."

"Außer dem Investor, dem Anlagenbauer, dem Verwalter und den Verpächtern hat keiner was von dem Projekt. Für die Region bleibt nichts", so Petzoldt weiter. Nur wenige würden verdienen, der Rest könne das neue Landschaftsbild "genießen".

Wenige Begeisterung auch bei der Nachbargemeinde Wirsberg: Der Markt hat sich bei Photovoltaikflächen grundsätzlich für die Nutzung von Dach- oder anderweitig versiegelter Flächen ausgesprochen und ist auch von den Plänen nicht angetan.

Bürgermeister Hermann Anselstetter (SPD) verweist auf die Sitzung vom 6. März dieses Jahres, in der ein "klarer Beschluss" gefasst worden sei: Der Rat beantragte die Prüfung, ob die Auswirkungen der PV-Anlage auf das Landschaftsbild mit den Leitzielen des "Markenkerns Frankenwald" vereinbar sind. Der Frankenwald sei landschaftlich geprägt von offenen Hochflächen, dichten Waldhängen und tiefen Wiesentälern. Fraglich sei, ob das Projekt mit der landschaftstypischen und touristischen Bedeutung vereinbar ist. Von einer Verschandelung der Landschaft war damals sogar die Rede.

Nach Ansicht der Wirsberger ist für den Bau von Photovoltaikanlagen eine regionalplanerische Abstimmung erforderlich. Ohne die Abstimmung geeigneter Standorte in möglichen Planungsgebieten und die Vergabe an den jeweils günstigsten Bieter sei die Gefahr eines künftigen ruinösen Wettbewerbes gegeben.

Kupferbergs Bürgermeister Alfred Kolenda sieht das natürlich anders. "Es spricht nichts gegen das Projekt.. Schließlich brauchen wir alle Strom", sagt er. Mit der Anlage werde nicht nur dem Landwirt geholfen, der sich ein weiteres Standbein schaffen könne, sondern auch dem Land Ruhe gegönnt. Die Fläche werde die nächsten 20 Jahre nicht bewirtschaftet, gedüngt und bearbeitet. "Und natürlich haben wir im Stadtrat abgewogen, ob die Anlage optisch in die Landschaft passt."

Kolenda verweist darauf, dass es außer aus der Nachbargemeinde keinerlei Kritik an dem Vorhaben gibt - weder aus Reihen der Kupferberger Bevölkerung, noch seitens der Behörden. Mittelfristig - wenn die Anlage einmal bezahlt sei - profitiere die Stadt sogar durch Gewerbesteuereinnahmen.

Seit kurzem liegen die Pläne aus, können Einwände gegen das Projekt geltend gemacht werden. Wenn alles wie geplant verläuft, soll laut dem Kupferberger Bürgermeister noch heuer der Solarpark aufgestellt werden.

Seinen Grund für den Solarpark stellt Martin Willert zur Verfügung. Er ist einer der beiden Landbesitzer, die ihre Fläche dafür verpachten wollen. Der Dörnhofer ist von der Richtigkeit seiner Entscheidung überzeugt und verweist darauf, dass die die Anlage fast nicht einsehbar ist und auch seitens des Naturschutzes nichts gegen das Projekt spricht - im Gegenteil. "Das ist besser als reine Acker- oder Maisflächen, weil solche Solarparks Platz für Kleinlebewesen bieten. "Die Anlage wird eingegrünt, der Zaun ist so angelegt, dass sogar Hasen rein und raus können. Das wird eine wertvollere Fläche als vorher."

Auch von rechtlicher Seite sei das Vorhaben "einwandfrei zulässig", betont er. Mehr noch: Die bayerische Staatsregierung habe eigens ein Programm für benachteiligte ländliche Räume aufgelegt, damit solche Projekte überhaupt erst möglich sind, betont Willert.

Dass es Kritik gibt, überrascht ihn nicht. "Egal, ob es sich um einen Hühnerstall, ein Windrad oder eine Photovoltaikanlage handelt, es wird sich immer jemand finden, den es stört", sagt Martin Willert, der nicht glaubt, dass weitere Anlagen folgen werden. "Da sind ja auch die Gemeinde- und Stadträte hinterher, dass das nicht zu viel wird."

Willert ist auch weiterhin an einem guten Miteinander mit den Nachbarn gelegen. "Wir bauen ja niemandem so eine Anlage vor das Wohnzimmerfenster und wollen weiter zusammenleben", sagt er.



Gesetzeslage

Gemäß des Erneuerbare-Energien-Gesetzes werden Photovoltaik-Freiland-Anlagen nur noch gefördert, sofern sie innerhalb von Gewerbe- oder Industriegebieten, in einer Entfernung bis zu 110 Metern an Autobahnen oder Schienenwegen, auf versiegelten Flächen oder Konversionsflächen errichtet werden.
Zusätzlich können die Bundesländer die Förderung auf landwirtschaftliche Flächen in sogenannten benachteiligten Gebieten ausdehnen (das ist beim Solarpark Dörnhof der Fall). Maximal 30 Projekte sind jährlich erlaubt.