Kulmbacher Kinder und die Revolution auf dem Fußballplatz

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Fortuna-Trainer Tobias Eckert muss die F2-Junioren (von links) Benjamin Spindler, Moritz Heiß, Nico Kraft, Hannah Eckert und Leon Geier (verdeckt) aus Untersteinach und Stadtsteinach darauf vorbereiten, dass sie in der Fair-Play-Liga ohne Schiedsrichter spielen. Fotos: Stephan Tiroch
Fortuna-Trainer Tobias Eckert muss die F2-Junioren (von links) Benjamin Spindler, Moritz Heiß, Nico Kraft, Hannah Eckert und Leon Geier (verdeckt) aus Untersteinach und Stadtsteinach darauf vorbereiten, dass sie in der Fair-Play-Liga ohne Schiedsrichter spielen. Fotos: Stephan Tiroch

Bei den F2-Junioren beginnt nächste Woche eine neue Zeitrechnung: Fußball-Knirpse spielen ohne Schiedsrichter und sollen auf dem Platz alles selber regeln. Trainer und Betreuer sehen das Pilotprojekt eher skeptisch.

Es ist bitterkalt am Stadtsteinacher Sportplatz. Doch die F2-Junioren aus Untersteinach und Stadtsteinach trainieren draußen. Die Fußball-Knirpse wollen fit sein für die Rückrunde, und sie wissen schon, dass es eine besondere Saison wird: Sie sollen ohne Schiedsrichter spielen, strittige Fragen selber regeln, notfalls mit Hilfe ihrer Trainer.

"Das geht schon", glaubt Nico Kraft. Und wer sagt, ob's Elfmeter ist? "Da sprechen wir halt mit den anderen", erklärt der Siebenjährige. Dass die Eltern vom Spielfeldrand verbannt werden sollen, findet Benjamin Spindler gar nicht mal schlecht: "Dann können sie uns nicht ablenken." Und wer hilft, wenn ein Schnürsenkel aufgeht? Sophie Eckert weiß die Lösung: "Schuhe selber binden."


Tabelle wäre besser
Für die Kinder ist das, was nach Revolution auf dem Fußballplatz klingt, offenbar gar kein Problem. Kein Schiedsrichter - selber entscheiden, ob's Elfmeter war oder nicht. Wenn das nicht klappt, helfen die zwei Trainer. Fans sind zwar nicht verboten, sollen aber mit Sicherheitsabstand zuschauen. Und Tabellen wird es in der Fair-Play-Liga auch nicht mehr geben. Was Moritz Heiß nicht ganz recht ist. "Tabelle wäre schon besser", meint er.

Ganz so unbekümmert wie die Kinder sind ihre Trainer natürlich nicht. Tobias Eckert wird konkret: Es gibt ein Foul, einer fällt hin, die andere Mannschaft spielt aber weiter, und es fällt ein Tor. "Was ist dann? Da wird's bestimmt Probleme geben." Und Thomas Kraft bedauert es, "dass wir keinen Betreuer mehr nebens Tor stellen dürfen, was dem Keeper Sicherheit gab".

"Wir müssen es probieren", sagt Fortuna-Abteilungsleiter Uwe Stöcker, räumt aber ein, dass er skeptisch ist. Er sieht ein Problem, wenn eine Mannschaft einen dominanten Spieler hat, der alles regelt. "Schüchterne Kinder haben dann einen Nachteil", sagt er und fragt: "Greifen hier die Trainer ein?" Oder: Thema Eltern. "Sie fahren ihre Kinder überall hin und gehören auch dazu", betont Stöcker.


Das Beste draus machen
Sein Kollege vom VfB Kulmbach, Stefan Popp, hält den Zeitpunkt für nicht glücklich gewählt, "da die Herbstrunde unter Wettbewerbsbedingungen durchgeführt wurde". Er glaubt auch, dass die Kinder sehen möchten, wo sie in der Tabelle stehen, und rechnet mit Schwierigkeiten, wenn Vereine keinen guten Draht haben. Trotzdem solle man gemeinsam versuchen, jetzt das Beste draus zu machen und hernach Bilanz ziehen. Popp appelliert auch an die Eltern, "die neue Spielform zu unterstützen".

Die Eltern-Regelung nennt F-Jugend-Trainer Michael Hohl weg vom JFC Thurnauer Land "definitiv" einen Vorteil, "weil sie manchmal die eigenen Kinder verrückt machen". Er rechnet damit, dass es für die Trainer schwierig werden könnte, sich zu einigen: "Sie sollten ihr Verhalten schon vor dem Spiel abstimmen." Sein Fazit: "Ausprobieren. Wir betreten Neuland und wissen alle noch zu wenig."


"Drei Tore - und aus!"
Ob mit oder ohne Schiedsrichter, ob Fair-Play-Liga oder altes Spielsystem - der kleine Nico Kraft hat ein einfaches Rezept, wie seine Fortuna Untersteinach sowieso nie in Schwierigkeiten kommt: "Wir schießen drei Tore - und aus!"

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