Das letzte Rennen bei der Ski-WM der Junioren war wohl auch das letzte der Saison für den Eppenreuther. Er zieht schon mal Bilanz.
Jacob Schramm kann die Rennski wohl einmotten. Wegen der Corona-Krise glaubt der Frankenwälder nicht, dass in diesem Winter noch irgendwo auf dieser Welt ein internationales Skirennen stattfinden wird. "Beim Europacup-Finale in Saalbach-Hinterglemm ab nächsten Montag wollte ich noch fahren, aber das schaut wohl schlecht aus", sagt der 21-Jährige. Zumal Österreich gestern seine Grenzen schloss.
So hatte Schramm am Montag seine wahrscheinlich letzten Start in dieser Saison. Beim Kombinations-Slalom der Junioren-Ski-Weltmeisterschaft in Narvik (Norwegen) kam er Platz 42. Diese hintere Platzierung war aber keine große Enttäuschung für den Oberfranken, denn Slalom trainiert der Geschwindigkeits-Liebhaber nur noch äußerst selten.
Ärgerlich jedoch, dass der zweite Teil der Kombination, seine geliebte Abfahrt, gestern wegen zu weicher und deshalb unpräparierbarer Piste abgesagt wurde. "Es wäre weder die Sicherheit der Rennläufer, noch ein faires Rennen gewährleistet gewesen", hieß es von Seiten des Skiweltverbandes FIS.
"Ich hätte schon noch gerne ein paar Punkte für die Weltrangliste gesammelt", sagt Jacob Schramm, den wir am Telefon im 2800 Kilometer von Kulmbach entfernten Narvik erreichen, einem 18 000-Einwohner-Städtchen, nördlich des Polarkreises gelegen. Heute fliegt er über Oslo nach München, von dort geht es erstmal für ein paar Tage in die alte Heimat zu den Eltern nach Eppenreuth (Gemeinde Grafengehaig).
Seine persönliche WM-Bilanz fällt gar nicht so schlecht aus. Immerhin war Jacob Schramm vor den abschließenden WM-Rennen im Damen-Riesenslalom und im Teamwettbewerb einer von nur drei Deutschen, die überhaupt unter die besten Zehn der Welt gekommen sind. "Platz 8 im Super-G war schon sehr gut, damit waren auch die Trainer äußerst zufrieden", erklärt Jacob Schramm.
Ärger über verkorkste Abfahrt
Über die verkorkste Abfahrt wird er sich aber wohl noch ein bisschen ärgern. Denn die schnellste aller Alpin-Wettbewerbe war in diesem Winter seine Paradedisziplin, in der Herren-Weltrangliste hat er sich immerhin bis auf Platz 165 vorgearbeitet. Doch bei der Abfahrt in Narvik schied er nach etlichen Fehlern aus - Jacob Schramm hatte sich einfach zu viel vorgenommen. "Ein Top-Ten-Platz wäre auch hier drin gewesen, aber ich habe mir selbst zu viel Druck gemacht, das haben auch meine Trainer gemerkt", weiß der 21-Jährige, der für sich folgende Lehre gezogen hat: "Man sollte jede Fahrt gleich angehen, egal ob Training oder WM und nicht denken, etwas Besonderes machen zu müssen."
So können auch Negativerlebnisse einem Sportler weiterhelfen, wenn er wie Jacob Schramm nach wie vor von ganz oben träumt. "Der Weltcup ist auch weiter mein Ziel, aber dafür muss ich mich natürlich erst einmal in den FIS- und Europacup-Rennen anbieten", sagt Schramm.