Eine Zusammenarbeit mit dem Nachbar-FC hätte Popp noch vor ein paar Jahren für "undenkbar" gehalten. Doch da es immer weniger Fußballer gebe, bliebe den Vereinen nichts anderes übrig. Der 39-Jährige gesteht aber auch: "Es wurden natürlich im Verein auch Fehler gemacht." So habe in der abgelaufenen Saison in der Mannschaft "einiges nicht mehr zusammengepasst", so Popp, der die SG nicht als Übergangslösung sieht: "Wenn Du einmal diesen Schritt gemacht hast, kann ich mir nicht vorstellen, dass man wieder zur Eigenständigkeit zurückkehrt."
SG als "Pilotprojekt"
Für Jürgen Holhut ist die SG gar ein "Pilotprojekt" für eine größere Einheit, die einmal mit dem SV Fortuna Untersteinach und dem TV Guttenberg entstehen könnte. Die vier Gemeinden bilden ja schon auf kommunaler Ebene eine Verwaltungsgemeinschaft. Gespräche zwischen den Fußball-Vereinen gab es schon im Frühjahr, verrät Holhut. Denkbar sei auch eine gemeinsame Jugendarbeit auf VG-Basis.
Die 2. Mannschaften des FC Kupferberg und FC Ludwigschorgast bilden mit denen des TV Guttenberg und VfR Neuensorg eine B-Klassen-Mannschaft. Guttenberg und Neuensorg spielen mit ihren ersten Teams gemeinsam in der A-Klasse.
Kommentar des Autors
Dem Kulmbacher Fußball geht es wie den Nadelbäumen: Es ist der Wurm drin. Vor allem im Frankenwald greift die Seuche um sich. Immer mehr Vereine funken S.O.S. - die Spieler fehlen. Wer seine Herrenmannschaft nicht ganz aufgab wie der FC Tannenwirtshaus oder SV Mannsflur, sieht sich zur Kooperation genötigt - und sei es mit dem einstigen Erzrivalen. Der TSV Presseck, SV Grafengehaig, FC Marktleugast, FC Hohenberg, SV Marienweiher, TV Guttenberg, VfR Neuensorg, TSV Wirsberg oder die SG Gösmes/Walberngrün haben es schon getan, jetzt machen der FC Kupferberg und FC Ludwigschorgast gemeinsame Sache.
Fusionen oder Spielgemeinschaften sind zwar meist alternativlos, beschleunigen den Abstieg des Fußballsports aber noch. Denn mit der Eigenständigkeit gehen auch die Derbys flöten. Und wenn statt dem Verein aus dem Nachbarort künftig einer aus dem Bayreuther Hinterland aufkreuzt - wen interessiert's? Also bleiben Zuschauer und Einnahmen aus.
Die Probleme alleine auf den demografischen Wandel und die Abwanderung junger Leute zu schieben, wäre zu billig. Wie fähige Funktionäre mit den richtigen Ideen und Visionen einen Verein auch ohne dicken Geldbeutel erfolgreich führen können, sieht man am Beispiel des FC Neuenmarkt. Der hat heuer - gemeinsam mit dem TSV Wirsberg - sogar eine vierte (!) Herrenmannschaft gemeldet. Währenddessen man im Nachbarort Ludwigschorgast nicht mal mehr eine Mannschaft auf die Beine stellen kann...
Paradoxerweise hat der Bayerische Fußball-Verband (BFV) einen Teil der Probleme erst selbst geschaffen. Statt vielleicht die Zahl der Altersklassen von mittlerweile sieben wieder zu reduzieren - früher gab es nur Schüler und Jugend - oder kleinere Mannschaften zu bilden, führte der BFV vor einigen Jahren die Jugendfördergemeinschaften (JFG) ein. Eigentlich waren sie dazu gedacht, die Top-Talente in der Region zu bündeln bzw. zu halten. Doch durch die Fördergemeinschaften hat sich die Zahl der Trainer, Funktionäre und auch Spieler eher noch reduziert. Nach dem Motto: Wenn der Partnerverein seinen Trainer einbringt, kann ich mich ja zurückziehen. Und statt Derbys gibt es jetzt Weltreisen - welches Kind hat schon Lust, für ein Spiel knapp 100 Kilometer vom Franken- in den Steigerwald zu reisen? Wenn sich da ein Junge oder Mädchen ein anderes Hobby sucht, kann man es ihnen nicht verdenken.
Wenigstens gibt es noch optimistische Funktionäre im Oberland. Wie beim FC Kupferberg, die allen Zukunftsängsten zum Trotz weiter am Bau eines Kunstrasenplatzes festhalten - nur ein Pfeifen im kranken (Franken-)Walde?
Dass neben den Fußballvereinen auch die Wirts- und Gotteshäuser der Region verwaisen, ist wieder ein anderes Thema...
Traurig. Aber es ist halt auch nicht mehr so wie früher. Computer, Smartphones, die "Familien-Sonntage", natürlich die Arbeitsstelle ( wo der Chef Druck macht: entweder spielst du Fußball oder du kannst dir eine andere Arbeit suchen ), etc....Das sind die Hauptgründe, warum in vielen Vereinen nichts mehr läuft und daher notgedrungen zwangsfusioniert werden muß. Zu meiner Zeit spielte die Reserve am Sonntag um 13.15 Uhr, die erste Mannschaft um 15 Uhr. Da bist du um 12.30 Uhr am Sportgelände gewesen, hast gespielt. Um 15 Uhr hat man die erste angefeuert und hinterher hat man noch 1,2 Bierchen gezwitschert. Und die "Fußballerfrauen" waren auch mit dabei. Das war Kult und sozial. Und....keiner hatte ein Wischkästla dabei oder einen Laptop, etc...Und das Wort "Familiensonntage" kam bei keinem vor. Die Familie war automatisch mit dabei!