Unter ungewöhnlich strengen Sicherheitsvorkehrungen hat am Dienstag vor dem Amtsgericht Kulmbach ein Drogenprozess begonnen.
Angeklagt sind zwei junge Männer aus Kulmbach und dem Landkreis Lichtenfels. Neben den üblichen Einlasskontrollen sicherten allein drei Polizeibeamte während der Verhandlung den Sitzungssaal ab. Zuhörer wurden nur gegen die Vorlage ihres Ausweises eingelassen, die Papiere wurden fotokopiert. Mobiltelefone mussten abgegeben werden, selbst der Gang vor dem Sitzungssaal durfte erst wenige Minuten vor Beginn der Verhandlung betreten werden.
Grund dafür soll dem Vernehmen nach sein, dass Prozessbeteiligte oder Zuhörer der Reichsbürgerbewegung oder ähnlichen Zusammenschlüssen zugerechnet werden. Eine Bestätigung dafür gab es allerdings nicht. Auch gab es während der Verhandlung dafür keinerlei Anzeichen.
Den beiden 26- und 27-jährigen Angeklagten wird vorgeworfen, zwischen März und August 2015 über 80 Gramm Crystal in Cheb gekauft und nach Deutschland eingeführt zu haben. Meist sollen sie das Rauschgift hälftig geteilt, einen Teil selbst konsumiert, den Rest gegen Geld oder gegen Sex weiterveräußert haben, so heißt es in der Anklage. Von den insgesamt elf aufgelisteten Fällen soll der 26-jährige Kulmbacher zwei Drogenfahrten alleine mit dem Auto seines Stiefvaters durchgeführt haben, bei den übrigen neun Fahrten sollen beide Angeklagte zusammen gehandelt haben.
Zeugin eine V-Frau?
Beide Angeklagten ließen zum Prozessauftakt über ihre Anwälte Johannes Driendl aus Bayreuth und Alexander Schmidtgall aus Kulmbach verlautbaren, dass sie zunächst keine Angaben machen werden. Hintergrund ist die Frau, die das Verfahren ins Rollen gebracht hat. Sie war angeblich nicht nur mit den beiden Männern befreundet, sondern auch als Vertrauensperson für die Polizei tätig. Beweise dafür gibt es bislang nicht, doch war sich Verteidiger Driendl sicher: "Die Zeugin hat ein Verwirrspiel betrieben und seinen Mandaten erst dazu bewogen, zum Drogenkauf nach Tschechien zu fahren." Auch Rechtsanwalt Schmidtgall sprach von möglicherweise provozierten Taten, durch Versprechungen, die Polizeibeamte der Zeugin gemacht hätten.
Die Zeugin erschien gestern jedoch nicht vor Gericht, sie hatte sogar ein Attest ihres Hausarztes vorgelegt. Ob sie beim Fortsetzungstermin greifbar ist, ist ebenfalls fraglich, da sie in den kommenden Tagen angeblich eine sechsmonatige Therapie antreten muss. Die vorsitzende Richterin Nicole Allstadt kündigte an, die Zeugin trotzdem zum Fortsetzungstermin zu laden und dabei ein hausärztliches Attest nicht mehr zu akzeptieren. Das bedeutet, sollte sich die unter Betreuung stehende Frau tatsächlich wieder krankmelden, wird der Amtsarzt losgeschickt.
Keine Auskünfte über eine mögliche V-Tätigkeit der Zeugin konnten die beiden geladenen Polizeibeamten von der Kripo in Bayreuth machen. Einer davon hatte die Frau als ganz normale Zeugin vernommen. Allerdings wussten beide auch, dass die Frau ganz tief in die Kulmbacher Drogenszene involviert ist.
Auf die beiden Angeklagten waren die Beamten durch Hinweise der Zeugin gekommen. Nach einer Telefonüberwachung sei dann am 16. August des vergangenen Jahres der Zugriff nahe Himmelkron auf der B 303 erfolgt. Im Auto fanden die Beamten zehn Gramm Crystal, verpackt in zwei Tütchen. Im weiteren Verlauf hatte der 26-jährige Kulmbacher dann insgesamt acht Beschaffungsfahrten, der Lichtenfelser fünf solcher Fahrten eingeräumt.
Das habe er nur getan, weil er von der Polizei unter Druck gesetzt worden war, sagte der 26-Jährige, der dann doch sein Schweigen brach. Er weise die Anklage vollständig zurück. "Was da drin steht, ist in keinster Weise wahr", sagte er. Angeblich hätten die vernehmenden Beamten zu ihm gesagt, wenn er keine Aussage macht, dann komme er in Untersuchungshaft, also habe er das ausgesagt, was die Beamten hören wollten. "Hier geht es nicht mit rechten Dingen zu", so der Angeklagte.
Die Verhandlung wird am 13. Dezember mit der Einvernahme weiterer Zeugen fortgesetzt.