Das Schlimmste ist geschafft, der Mega-Umbau im Dr.-Julius-Flierl-Seniorenheim in Marktleugast geht in die Schlussphase.
Momentan sind die Arbeiter im letzten Wohnbereich tätig. Trockenbauarbeiter ziehen Wände ein, Elektriker verlegen Stromkabel, im Aufenthaltsraum stehen noch Mörtelkübel und Leitern. Doch alle sind zuversichtlich, dass auch die letzte Wohngruppe in wenigen Wochen fertig ist. Denn bei allen anderen hat das Umbaukonzept auch funktioniert.
Das Marktleugaster Seniorenheim wird grundlegend umgestaltet - nach den neuesten Richtlinien des Pflegewohn- und Qualitätsgesetzes. "Es muss bis 2016 umgesetzt sein oder man muss eine Umgestaltung in Angriff genommen haben oder eben einen Aufschub beantragt haben. Aber wir wollten als BRK vorausgehen", erklärt Maximilian Türk vom BRK-Kreisverband dazu. Türk ist stolz darauf, dass das Seniorenheim Marktleugast nach dem Umbau das erste Haus im gesamten Landkreis Kulmbach ist, das nach den neuesten Richtlinien gestaltet ist: mit Farb- und Lichtkonzept und allem drum und dran.
Fünf Wohnbereiche
Aus bislang drei Stationen werden fünf Wohnbereiche. "Damit begrenzen wir die Bewohnerzahl auf maximal 15. Früher hatten wir auf einer Station 36 Bewohner", erklärt Pflegedienstleiter Stefan Tippner. In der Praxis bedeutet das, dass sich die Bereiche für das Pflege- und Servicepersonal grundlegend ändern. "Die Wege werden kürzer. Und das Personal kann sich mehr auf die Pflege und den Service konzentrieren", erklärt Tippner. Änderungen auf die Anzahl der Mitarbeiter hat die Neukonzeption nicht. Allerdings werde die Arbeit effektiver und angenehmer.
Die Bewohner sind - wie bisher auch - in Ein- und in Zweibettzimmern untergebracht, die individuell mit persönlichem Mobiliar aufgewertet werden können. "Wir haben zur Zeit 78 Bewohner, können aber bis zu 86 Bewohner unterbringen. Nach dem Umbau werden es 87 Bewohner sein. Es ändert sich von der Kapazität eigentlich nichts", sagt Tippner.
Doch die Art des Betreuungskonzeptes ändert sich grundlegend. Jede Wohngruppe bekommt ihren eigenen Aufenthaltsraum und eine eigene kleine Küche. "Es geht nicht darum, dass wir die Bewohner in dieser Küche versorgen wollen, aber wir können das sogenannte ,Finish Cooking' anbieten und den Bewohnern auch den Geruch und die Vorfreude auf Essen bieten", erklärt Tippner.
In der Praxis heißt da, dass beispielsweise ein Mittagessen in der Küche gekocht wird, um den Bewohnern die Lust auf den Geschmack zu bieten. In der Küche kann Frühstück und Abendessen ideal vorbereitet werden, mittags können Salate angerichtet werden. Oder Bewohner können einmal einen Kuchen backen, wenn sie das wollen.
Ohne Schwellen und Engstellen
Doch nicht nur die Gemeinschaftsräume ändern sich grundlegend, auch die Zimmer. "Wir haben die Zimmer gestrichen, wir haben neue Fußböden verlegt", erklärt Tippner. Und natürlich wurde bei der Neukonzeption großer Wert darauf gelegt, dass es keine Schwellen gibt und die Türbreiten auch für Rollstuhlfahrer ideal sind. Sogar die Lichtschalter wurden teilweise versetzt - auf eine Höhe von 85 Zentimetern, so dass sie "auch für Rollstuhlfahrer bequem erreichbar sind", betont Maximilian Türk.
Möglich geworden ist die Neukonzeption durch einen Anbau an das Seniorenheim. Und auch der Außenbereich wurde neu gestaltet. In Zukunft können die Senioren selbstständig auf Wegen durch den Garten laufen oder fahren. Es gibt ein Hochbeet, das mit Erdbeeren, Kräutern und Blumen bepflanzt ist. "Das Hochbeet ist so angelegt, dass es sowohl für Rollstuhlfahrer erreichbar ist als auch für andere", erklärt Tippner.
40 000 Euro pro Bewohner
3,5 Millionen Euro sind in das Seniorenheim investiert worden. "Bei 88 Zimmern macht das 40 000 Euro pro Bewohner", erklärt Maximilian Türk. Natürlich werden die Verbesserungen in die Kostenkalkulation einfließen müssen. "Wir müssen über die Regierung verhandeln, wir wollen in jedem Fall nur eine moderate Kostenerhöhung für die Bewohner - und auf jeden Fall kommt die Kostenerhöhung nicht vor 2016", sagt Türk.
Pflegestufe entscheidet
Momentan kostet ein Einzelzimmer - je nach Pflegestufe - zwischen 1400 Euro und 1660 Euro, Doppelzimmer zwischen 1250 und 1400 Euro. "Am teuersten sind die Zimmer natürlich ohne Pflegestufe", erklärt Pflegedienstleiter Stefan Tippner. Auch solche Bewohner gibt es in Marktleugast: vier an der Zahl.
"Für mich ist das Beleuchtungskonzept sehr schön. Wir haben jetzt überall 240 Lux, alles ist hell und freundlich - sehr angenehm", sagt Pflegedienstleiter Tippner.
Auch Maximilian Türk ist glücklich über die Neukonzeption. "Uns geht es ja darum, etwas für die Senioren zu tun."