Ursula Schmidt ist 91 Jahre alt und lebt nach einem Schlaganfall im Stadtsteinacher Seniorenheim. Ihr fällt das Sprechen schwer, doch beim Fasching ist sie dabei - mit Hütchen und Blumenkette. Denn in diesem Jahr gilbt im Seniorenheim das Motto "Es gibt kein Bier auf Hawaii".
Außerdem nahm Ursula Schmidt zur Einladung der Faschingsgesellschaft ihren automatischen Applaudierer mit. Denn so kann sie ihrer Freude über die Narretei Ausdruck verleihen. Fasching gehörte für Ursula Schmidt immer dazu. Sie war in Ludwigsstadt aktiv, nähte für die Rugendorfer Gymnastikdamen an Fasching sogar die Kostüme.
Auch ihre Tischnachbarin Friedel Graf (74) hat sich viel Mühe gemacht. "Ich habe in der Therapiegruppe gebastelt", erzählt Friedel Graf. Sie hat eine venezianische Maske auf, die sie wirklich unkenntlich machen. Die Maske harmoniert perfekt mit dem Königsblau der Bluse. Und als Krönung ist sie mit einer Pfauenfeder verziert.
"Eigentlich kein Faschingsnarr" "Ich bin eigentlich nicht so ein Faschingsnarr", gibt Friedel Graf offen zu. Und sie war es eigentlich auch nie.
"Aber das mach mir jetzt schon Spaß", staunt sie über die Auftritte. "Was die Kinder auf die Beine stellen, das ist ganz bemerkenswert. Die sind eben voll und ganz dabei", lacht Friedel Graf und kommt vor allem bei den ganz Kleinen aus dem Schwärmen nicht heraus. Die Purzels, die jede Bewegung von den Trainerinnen Isolde Ortlieb und Julia Hain vor der Bühne vorgemacht bekommen, verzaubern ihr Publikum. Denn sie sind voll konzentriert. Stolz filmen und fotografieren die Omas und Opas.
Manchmal vergessen die Kleinen sogar das Lächeln. Und als dann auch noch eine fürsorgliche Tänzerin den einzigen Jungen in der Reihe der Garde - namens Lasse - bei der Verbeugung den Kopf nach unten drückt, damit die "Verbeugungskette" weitergehen kann, lassen sich selbst die eingefleischtesten Faschingsmuffel begeistern und lachen.
"Ich bin nur wegen den Purzels da.
Meine Enkelin Nelly ist auch dabei", sagt Karl-Dieter Hirschmann (67). "Manchmal hat sie mir schon im Wohnzimmer etwas gezeigt, aber die Kleinen waren die Allerbesten. Was die machen, ist einfach sagenhaft", fällt Karl-Dieter Hirschmann sein Urteil, das natürlich nicht ganz neutral ist. Und damit die Enkelin den Opa von der Bühne auch leicht erkennen kann, hat er sich eine Hühnchen-Mütze auf den Kopf gesetzt.
Aber Karl-Dieter hat ohnehin eine rheinische Ader, denn seine Mutter stammt aus der Eifel. Immer wurde bei ihm zu Hause Fasching gefeiert, er selbst hat auch Karnevalsveranstaltung für Kinder und Erwachsene organisiert. Und das soll sich auch als Senior nicht ändern, sagt er.
Seniorenbeauftragter Franz Schrepfer und Bürgermeister Roland Wolfrum sowie Präsident Andy Sesselmann jedenfalls freuten sich über den Andrang der Senioren - und über die gute Laune, die sie mitgebracht hatten.
Denn die Senioren klatschten, schunkelten und waren voll dabei. Von der ersten Minute. Jeder so, wie er konnte.
"Sind die gelenkig" Die Tanzmariechen Lea Buß, Alina Sautner und Nicole Gomer sowie das Tanzpaar Hanah Hendel und Anton Gomer begeisterten die Senioren. "Ach, sind die gelenkig", stöhnte so manche über Siebzigjährige, wenn die Mädchen in den Spagat sprangen. Das Prinzenpaar und das Kinderprinzenpaar gaben sich die Ehre.
Herzallerliebst waren auch die Schautänze: Die Minigarde ließ ein Kinderzimmer nachts erwachen - und das Spielzeug tanzte. Die Mickigarde hatte sich als Ameisen verkleidet und begeisterte mit funkelnden Kostümen. Aber auch das Weiberballett konnte sich sehen lassen. Und ihr Motto "Es war einmal" passte hervorragend zum Seniorennachmittag. Außerdem gab sich die Midigarde die Ehre.
Und natürlich durfte auch die Hugo-Crew nicht fehlen.
Bürgermeister mit Narrenkappe Ganz besonders fein herausgeputzt hatte sich Bürgermeister Roland Wolfrum beim Seniorenfasching. Denn er trug eine rote Narrenkappe mit dem Frankenrechen. Goldene Bordüren verleihen dem edlen Stück ein bisschen Glanz. "Das ist die offizielle Kopfbedeckung des Franken-Stammtisches. Diese Mützen sind nicht von der Stange, die haben wir extra in Mannsflur anfertigen lassen", lacht der Bürgermeister. Denn auf diese Narrenkappe ist er besonders stolz. Bislang gibt es nur sechs solcher edlen fränkischen Kopfbedeckungen. Und die roten Kappen sind auch nur den Männern vorbehalten. "Frauen dürfen die nicht tragen", sagt Wolfrum.