Seit März gab es 781 Kurzarbeits-Anzeigen im Raum Kulmbach

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Die Kurzarbeit wurde und wird in der Corona-Krise von vielen Unternehmen genutzt, um Kündigungen zu vermeiden. Foto: Jens Büttner/dpa
Die Kurzarbeit wurde und wird in der Corona-Krise von vielen Unternehmen genutzt, um Kündigungen zu vermeiden.  Foto: Jens Büttner/dpa
Evelyn Kannhäuser von der Arbeitsagentur Bayreuth-Hof
Evelyn Kannhäuser von der Arbeitsagentur Bayreuth-Hof
 

Die Corona-Krise blieb auch für den Kulmbacher Arbeitsmarkt nicht ohne Folgen. Im ersten Monat des Lockdowns arbeiteten 261 Betriebe kurz.

Die Corona-Krise ist am Arbeitsmarkt nicht spurlos vorbeigegangen, viele Menschen hatten und haben Angst um ihren Job. Ein für etliche Betriebe hilfreiches Instrument, um die Pleite abzuwehren, war und ist die Kurzarbeit. Doch wie viele Unternehmen in der Region Kulmbach mussten Kurzarbeit anmelden und wie sieht die aktuelle Situation aus? Wir haben nachgefragt bei Evelyn Kannhäuser, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit Bayreuth-Hof, die auch für Kulmbach zuständig ist.

Frau Kannhäuser, wie viele Betriebe und Arbeitnehmer im Landkreis Kulmbach sind aktuell von Kurzarbeit betroffen und wie viele waren es zum Höhepunkt der Krise?

Evelyn Kannhäuser: Für die Region Kulmbach gingen seit März insgesamt 781 Anzeigen für Kurzarbeit bei der Arbeitsagentur ein. Im schlimmsten Fall könnten also bis zu 8729 Beschäftigte betroffen sein. Unternehmen haben aber aufgrund der Unwägbarkeiten auch vorsorglich Anzeigen abgegeben. Ein realistisches Bild über das tatsächliche Ausmaß der Kurzarbeit während der Krise gibt es erst mit deutlicher Zeitverzögerung. Wir müssen abwarten, bis alle Abrechnungen der ersten drei Monate vollständig ausgewertet sind. Zwischenzeitlich liegen für den Landkreis Kulmbach erste Hochrechnungen für die tatsächlich realisierte Kurzarbeit im Monat März vor. Danach wurde für 261 Betriebe mit insgesamt 1612 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Kurzarbeitergeld ausgezahlt. Der Höhepunkt der Krise war im April, die Zahlen bilden also noch nicht die ganze Wucht des Lockdowns ab.

Für die Gesamtagentur liegen dazu bereits hochgerechnete Zahlen auch für April vor: Im ersten vollen Monat der Krise rechneten 3723 Betrieb für 41 069 Personen Kurzarbeit ab. Insgesamt ist es nicht ganz so schlimm gekommen, wie anfangs befürchtet worden war.

Welche Branchen waren und sind besonders betroffen?

Am stärksten betroffen sind nach wie vor Betriebe aus dem verarbeitenden Gewerbe, dem Handel und Dienstleistungsbereich sowie der Gastronomie und dem Gesundheitswesen. Welche Bedeutung hat die Kurzarbeit für den regionalen Arbeitsmarkt?

Die Agentur für Arbeit Bayreuth-Hof hat seit März über 54 Millionen Euro an Kurzarbeitergeld ausgezahlt. So unterstützen wir die Unternehmen, während der anhaltenden Pandemie ihre Mitarbeiter im Betrieb zu halten. Besonders qualifizierte Fachkräfte mit abgeschlossener Ausbildung sind für Betriebe ein wichtiges Kapital. Für die Arbeitnehmer hat das natürlich den Vorteil, dass sie weiterhin in Beschäftigung sind und sich nicht arbeitslos melden müssen. Das Kurzarbeitergeld bleibt nach wie vor ein wichtiges und bewährtes Instrument zur Sicherung der Arbeitsplätze in der Region.

Sind die schlimmsten Auswirkungen der Corona-Krise auf dem Arbeitsmarkt bereits überstanden oder kommt das dicke Ende noch?

Das Gros der Neu-Anzeigen auf Kurzarbeitergeld ging im April ein. In den Folgemonaten ging die Zahl der Anzeigen dann wieder deutlich zurück: agenturweit waren es im Juli noch 131 Neu-Anzeigen, in Kulmbach 22. Wir hoffen, dass - auch durch die Verlängerung der Bezugsdauer für Kurzarbeitergeld bis Ende 2021 - der Großteil der Arbeitsplätze in Kulmbach Bestand hat. Im Verhältnis zur Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist der Landkreis Kulmbach im Agenturbezirk sogar unterdurchschnittlich von Kurzarbeit betroffen. In wie weit sich verzögerte Auswirkungen auch in weniger betroffenen Branchen wie zum Beispiel im Handwerk, etwa als Folge von Verdienstausfällen, zeigen werden, bleibt - natürlich auch immer in Abhängigkeit zur weiteren Entwicklung von Pandemie und Maßnahmen - abzuwarten.

Wie steht es um befristete Arbeitsverträge, und wie ist die Lage bei Arbeitslosen?

Seit Beginn der Corona-Krise mussten sich rund 100 Personen mehr nach Beendigung einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung arbeitslos melden als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Das entspricht einem Anstieg um rund 14 Prozent. Auch hier waren Personen aus dem Gastgewerbe und dem Handel besonders betroffen. Beim Einstellungsverhalten ist Zurückhaltung zu spüren. Im August blieben die Stellenmeldungen deutlich hinter der Nachfrage des Vorjahres zurück, Arbeitsverträge werden gerne befristet abgeschlossen, mit kurzer Laufzeit. Ausbildungsabsolventen wurden zum Teil nur befristet übernommen oder Wiedereinstellungen werden zugesichert, sobald sich die wirtschaftliche Lage wieder bessert. Welche Auswirkungen hatte die starke Zunahme der Kurzarbeit eigentlich auf die Arbeit der Agentur selbst? Die Bearbeitung der zahlreichen Anzeigen und Anträge war ein immenser Mehraufwand. Es musste intern massiv umgeschichtet und alles, was an Personal und Kompetenz da ist, eingesetzt werden, um den Aufwand zu bewältigen. Wir hatten ja auch keinen offenen Parteienverkehr mehr, aber an speziell eingerichteten Telefon-Hotlines konnten etliche Fragen geklärt und zahlreiche Menschen beraten werden. Mittlerweile wurden flexible Strukturen aufgebaut, die bei Bedarf genutzt werden können. Wir kehren nun aber langsam wieder zur Normalität zurück.