In der Straße Mehltauer in Ködnitz soll ein Erd-Damm die Grundstücke und Garagen vor Hochwasser schützen. Anlieger Thomas Wollnik ist einer der Befürworter, Gemeinderat und Wasserwirtschaftsamt hingegen sehen das Projekt als zu teuer an.
Thomas Wollnik kniet in seiner Garage in der Mehltauer in Ködnitz, hält einen Zollstock an die Wand und deutet mit dem Zeigefinger auf 27 Zentimeter. "Das war der Höchststand 2006, mittlerweile steht das Hochwasser in unschöner Regelmäßigkeit auf dem Grundstück oder kurz davor." Der Main als Verursacher liegt etwa 100 Meter entfernt, eine Wiese trennt das Anwesen 17, in dem er wohnt, sowie fünf weitere Grundstücke respektive Garagen. Die Anliegerstraße endet in einer Sackgasse.
In eine solche fühlt sich der Ködnitzer buchstäblich manövriert, weil die Gemeinde seinen Vorschlag zur Entspannung der Lage nicht goutiert hatte. "Es war als Idee gedacht. Die Eigeninitiative von mir und meinen Nachbarn ist aber leider ins Lächerliche gezogen worden." Der Plan: ein aufgeschütterter Erdwall, etwa 200 Meter lang und einen Dreiviertelmeter hoch.
Der Gemeinderat und auch das Wasserwirtschaftsamt in Hof lehnten ab. "Dabei hätte ich nicht nur das Erdmaterial inklusive Anfahrt mit Lastern organisiert, sondern dazu den Bagger samt Fahrer für den Bau und den Fachmann zur Ausführung. Einfacher, schneller und billiger wären wir - und damit die Kommune - nicht an einen funktionierenden Hochwasserschutz gekommen, zumal die für den Bau nötigen Flächen bereits Gemeindeeigentum sind."
Wollnik erklärt sein Vorhaben so: "Ich stehe in engem Kontakt zu einem ausgewiesenen Fachmann für Hochwasserprojekte. Er bestätigte mir, dass wir als Anlieger problemlos die benötigten 60 Lkw-Ladungen mit dem geeigneten Erdaushub von diversen Baustellen herangeschafft bekämen." Um das Hochwasser von der Mainseite abzuhalten, würde der Damm mit mechanischen Klappen versehen, die das Oberflächenwasser ableiten.
Das System würde keinerlei Kosten verursachen.
"Was zugegeben am teuersten kommt, das ist ein Schacht samt Pumpe, gelegen am tiefsten Punkt der Straße auf Höhe des Wendehammers." Die Vorrichtung ist nötig, um die Binnenentwässerung zu gewährleisten, sprich: Das Wasser, das bei Starkregen vom Hang hinter den Gebäuden zusammenfließt, über das Deichbauwerk zu befördern. "Ich weiß, dass da einiges an Wasser zusammenkommt. Ich rede hier aber von außergewöhnlichen Regenmassen, die Pumpe würde sonst natürlich nicht anspringen und müsste auch nicht laufen."
Mit genehmigter Planung An einen Damm respektive Hochwasserschutz Marke Eigenbau habe der Ködnitzer nie gedacht, wie er sagt. "Meine Mitstreiter und ich wurden so hingestellt, als würden wir einfach Erde hinkippen und gut ist.
Natürlich würde das Projekt nach Stand der Technik und von einem Ingenieurbüro geplant und ausgeführt. Und natürlich würde das Ganze vor dem Hintergrund einer vom Amt genehmigten Gewässerplanung vonstatten gehen."
Warum aber die herbeigezogenen Experten des Wasserwirtschaftsamt bei der Gemeinderatssitzung am 20. Oktober dem Ansinnen von vornherein eine klare Absage erteilten, bleibt dem Ködnitzer ein Rätsel. "Ich war leider nicht in der Sitzung, das war ein Fehler." Dann, so sagt er, hätte er sofort auf die Ausführungen reagieren können. "Wenn etwa ein Günther Hugel vom Wasserwirtschaftsamt erklärt, eine Erhöhung der Straße um 40 Zentimeter sei die bessere Alternative, dann trifft das nicht zu. Die nachträgliche Niveauanhebung steht in keinem Preisverhältnis zur Damm-Lösung. Zudem reicht die Anhebung gar nicht aus, denn selbst diese Marke war ja schon überflutet.
Und eine Anhebung unserer Einfahrten auf das neue Straßenniveau wäre nachträglich unmöglich oder mit exorbitanten Kosten verbunden."
Apropos Kosten: "Einige Nachbarn und ich wären bereit, aus eigener Tasche etwas beizusteuern - freilich im entsprechenden Rahmen, denn eigentlich ist Hochwasserfreilegung ja Kommunalaufgabe." Wollnik aber weiß auch, dass es keine Zuschüsse vom Freistaat gibt, wenn das Wasser nicht unmittelbar Häuser bedroht. "Was das angeht, so möchte ich betonen: Es geht ja nicht nur um zehn Garagen, sondern auch darum, dass wir im Ernstfall nicht trockenen Fußes ins Haus kommen."
Und das mittlerweile mehrmals im Jahr. "Die zunehmende Versiegelung in Gemeinden flussaufwärts wie etwa Himmelkron ist sicher ein Problem, dass in den nächsten Jahren noch bedeutender wird. Dazu kommt die Verbreiterung der A70 bei Waldau mit einer Zunahme von Oberflächenwasser.
Das muss ja irgendwo hin, und die Vergangenheit hat gezeigt, dass die geplanten Regenüberlaufbecken nicht immer das nötige Fassungsvermögen hatten, zumal wenn in den klassischen Hochwassermonaten zur Schneeschmelze im Fichtelgebirge auch noch ein Starkregen über mehrere Tage dazu kommt."
Frage der Verhältnismäßigkeit Bürgermeister Stephan Heckel äußert Verständnis für die Anlieger und sagt: "Das Thema kommt sicher nochmals auf die Tagesordnung." Den Knackpunkt sieht er in den Kosten. "Ich habe ein Gespräch mit einem Ingenieurbüro geführt. Ein korrektes Planungsverfahren ist unabdingbar. Genehmigung plus Ausführung - da wurde mir als Hausnummer eine Summe um die 80.000 Euro genannt. Das wäre der Gemeindeanteil. Und da stellt sich natürlich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit.
Die wäre so nicht gegeben."
Für Thomas Wollnik und die anderen Anlieger bliebe dann nur noch: privat vorsorgen, beispielsweise mit einer Schützen-Vorrichtung. "Wenn die Damm-Lösung nicht doch noch eine Mehrheit findet, müssen wir in der Mehltauer zwangsweise auf solche Maßnahmen zurückgreifen." Wollnik gibt aber zu bedenken, dass nicht jeder immer zu Hause ist, wenn das Wasser kommt. "2006 stieg der Pegel binnen 20 Minuten um 40 Zentimeter. Wenn das mitten in der Nacht geschieht, ist es zu spät, die Bretter einzuhängen."