Oberbürgermeister von Kulmbach kassiert über 2400 Euro

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Michael Breitenfelder erstand im dm-Markt Energieriegel für den Urlaub in den Bergen - und noch ein bisschen mehr. Auch eine Überraschung für den Sohn gab es. Oberbürgermeister Henry Schramm konnte schließlich 54,90 Euro kassieren. Fotos: Sonja Adam
Michael Breitenfelder erstand im dm-Markt Energieriegel für den Urlaub in den Bergen - und noch ein bisschen mehr. Auch eine Überraschung für den Sohn gab es. Oberbürgermeister Henry Schramm konnte schließlich 54,90 Euro kassieren. Fotos: Sonja Adam
5000 Euro hat die Aktion des Oberbürgermeisters letztendlich eingebracht, weil der dm-Markt sein Ergebnis noch aufstockte.
5000 Euro hat die Aktion des Oberbürgermeisters letztendlich eingebracht, weil der dm-Markt sein Ergebnis noch aufstockte.
 
Auch Kindergartenleiterin Monika Hoffmann ging mit gutem Beispiel voran. Sie kaufte für 98,50 Euro ein.
Auch Kindergartenleiterin Monika Hoffmann ging mit gutem Beispiel voran. Sie kaufte für 98,50 Euro ein.
 
Nach der Einarbeitungszeit fand der OB sogar noch nette Worte für die Kunden. Aber nur kurz, denn er wollte möglichst viel umsetzen...
Nach der Einarbeitungszeit fand der OB sogar noch nette Worte für die Kunden. Aber nur kurz, denn er wollte möglichst viel umsetzen...
 
Filialleiterin Nadine Litt vom dm-Markt stand natürlich hinter dem Oberbürgermeister und half im Fall eines Falles weiter.
Filialleiterin Nadine Litt vom dm-Markt stand natürlich hinter dem Oberbürgermeister und half im Fall eines Falles weiter.
 
Henry Schramm kam ganz schön ins Schwitzen: Schon bald krempelte er die Ärmel hoch, doch die Scannerkasse piepte unaufhörlich
Henry Schramm kam ganz schön ins Schwitzen: Schon bald krempelte er die Ärmel hoch, doch die Scannerkasse piepte unaufhörlich
 
Kathrin und Christian Kolb mit Sohn Toni haben lauter Dinge gekauft, die sie gar nicht gebraucht hätten - nur um zu spenden.
Kathrin und Christian Kolb mit Sohn Toni haben lauter Dinge gekauft, die sie gar nicht gebraucht hätten - nur um zu spenden.
 
Exakt 20 Euro brachte der Einkauf von Elke Wuthe ein.
Exakt 20 Euro brachte der Einkauf von Elke Wuthe ein.
 
Natürlich kam auch Rita Reuschlein. Sie wohnt gegenüber dem Kindergarten. "Das ist doch toll, dass dm spendet", fand sie.
Natürlich kam auch Rita Reuschlein. Sie wohnt gegenüber dem Kindergarten. "Das ist doch toll, dass dm spendet", fand sie.
 
Saskia Günther aus Presseck hat für 80 Euro eingekauft - auf Vorrat. Ihre Mutter war selbst im Paul-Gerhardt-Kindergarten.
Saskia Günther aus Presseck hat für 80 Euro eingekauft - auf Vorrat. Ihre Mutter war selbst im Paul-Gerhardt-Kindergarten.
 
Gisela Findeisen hat Toilettenpapier im Großpack gekauft. "Die Aktion ist toll und die Hilfsbereitschaft auch", sagte sie.
Gisela Findeisen hat Toilettenpapier im Großpack gekauft. "Die Aktion ist toll und die Hilfsbereitschaft auch", sagte sie.
 
Lasse Seiffert (4) hat Saubär-Sachen in seinen kleinen Einkaufwagen gepackt. Er selbst geht auch in den Kindergarten.
Lasse Seiffert (4) hat Saubär-Sachen in seinen kleinen Einkaufwagen gepackt. Er selbst geht auch in den Kindergarten.
 
Anke, Stephan und Smilla (1) Seiffert haben richtig zugeschlagen und mehr als einen Wagen vollgepackt.
Anke, Stephan und Smilla (1) Seiffert haben richtig zugeschlagen und mehr als einen Wagen vollgepackt.
 
Juhuu, geschafft - als letztes zog Oberbürgermeister Henry Schramm eine Flasche Wasser über die Scannerkasse.
Juhuu, geschafft - als letztes zog Oberbürgermeister Henry Schramm eine Flasche Wasser über die Scannerkasse.
 

Eine Stunde lang saß Henry Schramm am Freitag im dm-Markt an der Kasse - zugunsten des Paul-Gerhardt-Kindergartens. Als "Kassiererin" wäre er nur guter Durchschnitt, in Sachen Sympathiewert aber spitze. Sein Einsatz hat sich letztlich aber richtig gelohnt.

Am Anfang klang das Piep-Piep-Piep der Scannerkasse noch unregelmäßig. "Oh Gott, ist das heiß hier. Wie lange hab' ich schon?", fragte Oberbürgermeister Henry Schramm, kaum dass die ersten fünf Minuten vergangen waren. Schon nach kurzer Zeit krempelte er sich die Ärmel hoch.

Wird er wirklich eine Stunde lang an der Kasse des dm-Marktes ausharren und alle Waren übers Band ziehen?, fragte sich so mancher Kunde und blieb amüsiert stehen. Sicherheitshalber stand dm-Filialleiterin Nadine Litt hinter dem OB, um ihm moralisch beizustehen. Doch es war ausgemacht: Schramm soll eine Stunde lang an der Kasse sitzen. Und er dachte nicht daran, die Benefiz-Aktion frühzeitig abzubrechen.

"Ich habe so was ja noch nie gemacht. Das ist wirklich anstrengend", räumte er ein. "Ich habe mich aber vorher informiert, denn ich dachte, ich muss vielleicht noch tippen. Aber das hier ist eine ganz moderne Scannerkasse. Man muss die Waren wirklich nur drüberziehen", so der Oberbürgermeister, der sich auch schlau gemacht hat, was es sonst alles für Anforderungen gibt. Offen gab er zu, dass ihm seine Frau im Vorfeld eine große Hilfe war. "Ich war doch schon ewig nicht mehr einkaufen. Meine Frau hat mir dann das Punktesystem und alles erklärt", verriet Schramm.

Dumm stellte sich der Oberbürgermeister beileibe nicht an. Er konnte die Kasse bedienen, er schaffte es auf Anhieb, Mehrfachbuchungen zu tätigen, und er konnte sogar Kartenzahlungen akzeptieren. Unaufhörlich zog er Toilettenpaoier und Küchenrollen, Wattestäbchen, Nagellack, Knabbergebäck, Energieriegel, Kosmetik und Shampoo übers Band - eben alles, was es in einem Drogeriemarkt zu kaufen gibt.

"Ich muss ehrlich sagen, dass ich sehr verwundert war, wie viele gekommen sind", sagt der Oberbürgermeister. Denn die Schlange an seiner Kasse reichte im Nu durch den halben Markt.
"Ich habe bei den Babygläschen, die manche gekauft haben, daran gedacht, wie lange das bei mir schon her ist. Aber ich habe die Gläschen selbst immer gerne gegessen - Birne-Banane", erzählt Schramm und muss lachen. "Aber ich könnte jetzt wirklich nicht sagen, wer was gekauft hat. Das kriegt man gar nicht so mit, wenn man an der Kasse sitzt."

Mancher Kunde stellte den OB vor Herausforderungen. Einmal verschwand ein Shampootütchen im Laufband. Doch auch diese Situation meisterte Schramm. Kurz musste die Kasse angehalten werden, das verschwundene Päckchen wurde wieder herausgezogen - fertig. Und schon ging das muntere Scannen für einen guten Zweck weiter. Nach der ersten ungewohnten Viertelstunde hatte der OB seinen Rhythmus gefunden. Unaufhörlich und regelmäßig piepste der Scanner. "Zahlen Sie bar oder mit Karte?", flötete Schramm wie beim schönsten Kaufladenspiel. "Kommen Sie bald wieder!", forderte er die Kunden auf und schmunzelte - vielleicht auch, weil er dann nicht mehr an der Kasse sitzen muss. "Ich habe mich wirklich beeilt, weil ich ja viel Geld zusammenbekommen wollte. Aber wenn man langsamer kassiert, dann kommt man mehr mit den Kunden in Kontakt", sagte Schramm, der die Aktion als sehr gelungen empfand. "Aber ich bleibe trotzdem lieber OB."

Natürlich kamen viele Kindergartenkinder und ihre Eltern zum Einkaufen. Lasse aus der "Hasengruppe" schnappte sich einen eigenen Einkaufwagen und füllte ihn mit Saubär-Shampoo-Sachen. Der Bub, der bis zu dem Großbrand den Paul-Gerhardt-Kindergarten besuchte, wird jetzt mit seiner Gruppe ins Gemeindehaus der Kreuzkirche ausquartiert.

Die einjährige Smilla soll nächstes Jahr in den Kindergarten, verraten ihre Eltern Anke und Stephan Seiffert. Sie haben durch Facebook von der Aktion erfahren, und da war sofort klar, dass am Freitagnachmittag groß beim dm eingekauft wird.

Auch Stadtrat Alexander Meile kaufte für 136,15 Euro ein. Damit war er einer derjenigen, die dem OB den größten Umsatz bescherten. Und noch ein Extra hatte der Stadtrat: Er steckte dem Oberbürgermeister das Wechselgeld als "Trinkgeld" in die Hemdtasche.
Das sei natürlich bei einer normalen Kassiererin nicht drin, erklärte Filialleiterin Nadine Litt. Doch Henry Schramm reagierte prompt und spendierte das Geld ebenfalls für den Kindergarten. Immerhin 16,20 Euro betrug das "Trinkgeld".
"Ich habe die ganze Woche kein Toilettenpapier gekauft - weil ich ja heute groß einkaufen wollte", lachte die Bereichsleiterin der Die Kita gGmbH, Elke Wuthe. Auch sie ging mit gutem Beispiel voran.
Kindergartenleiterin Monika Hoffmann kaufte für die ganze Familie ein: Wattestäbchen, Nagellack, Parfum, Düfte. "Wir haben die Aktion auch fleißig per Facebook gepostet - auch privat", erzählte sie.
Schlussendlich hat der Kulmbacher Oberbürgermeister bei seiner Aktion innerhalb einer Stunde Waren im Wert von 2440,50 Euro verkauft. "Ich stocke den Betrag auf - wir spenden 5000 Euro für den Paul-Gerhardt-Kindergarten", verkündete dann dm-Filialleiterin Nadine Litt und überreichte Elke Wuthe und Monika Hoffmann auch prompt den symbolischen Scheck.
Das Geld wird für die Ausstattung des Kindergartens verwendet. "Zum Beispiel haben wir kein Magnetspielzeug. Wir nehmen das Geld für besondere Sachen", sagte Monika Hoffmann und freute sich riesig über Henry Schramms Einsatz. Auch wenn die Filialleiterin den OB als "durchschnittliche Kassiererin" einstufte, so war eins doch klar: In Bezug auf die Sympathiewerte war er spitze - Henry Schramm hat die Herzen der Kunden erobert.