Der Neudrossenfelder Uwe Linhardt will seine Tierhaltung erweitern und einen Stall für Weideschweine errichten. Doch der Gemeinderat lehnte die Bauvoranfrage ab.
Mit einem resignierten Kopfschütteln verließ Uwe Linhardt die Gemeinderatssitzung in Neudrossenfeld. "Sie haben meine Bauvoranfrage abgeschmettert. Damit haben sie mir jegliche Entwicklungsmöglichkeit genommen", sagt er. Linhardt ist eigentlich Kfz-Sachverständiger. Seine Frau arbeitet in der Verwaltung des Seniorenheims.
Nebenbei betreibt die Familie mitten in Neudrossenfeld eine Nebenerwerbslandwirtschaft. In sechster Generation. "Die Kinder haben Interesse, würden auch mithelfen und den landwirtschaftlichen Betrieb dann in siebter Generation weiterführen", berichtet Linhardt. Aktuell hält er 25 Hühner, 25 Hasen, acht Enten und drei Duroc-Schweine. "Mehr kann ich mitten im Ortskern einfach nicht machen. Ich kann dort nicht erweitern", klagt Linhardt.
Ziel: Ganzjährig auf die Weide
Aus diesem Grund wollte er auf einem außerhalb des Ortes liegenden Grundstück, auf dem auch schon Unterstellmöglichkeit für den Traktor gebaut werden durften, einen kleinen Stall für die Schweine errichten. "Ich möchte die Schweine ganzjährig auf die Weide lassen können. Aktuell geht es jetzt erst einmal um die drei Duroc-Schweine", sagt Linhardt. Diese Schweine werden gemästet und dann geschlachtet. Duroc-Schweine haben ein fein marmoriertes Fleisch. Eine Delikatesse", sagt Linhardt.
Nach und nach würde er die Schweinehaltung gerne erweitern: erst einmal auf zehn Schweine, später vielleicht auf maximal zwanzig. "Ich möchte keinen großen Betrieb, sondern ich würde gerne alte, seltene und vielleicht sogar bedrohte Rassen halten: das deutsche Sattelschwein oder Wollschweine", erklärt er.
"In der aktuellen Situation ist so eine Schweinehaltung auf der Weide gar nicht so einfach, vor allem dann nicht, wenn Maisfelder und der Wald direkt in der Nähe sind. Man muss jeglichen möglichen Kontakt mit Wildschweinen vermeiden. Wir haben die afrikanische Schweinepest", sagt Großtierarzt David Rossbroich zu dem Vorhaben. "Sollte ein Hausschwein im Landkreis mit afrikanischer Schweinepest infiziert werden, betrifft das alle Schweinehaltungen im Umkreis von fünfzig Kilometern. Für manche wäre das sicherlich existenzbedrohend", warnt Rossbroich und hat Verständnis dafür, dass die Genehmigung solch eines Vorhabens seitens der Ämter derzeit etwas länger dauert. Für die Stallungen gibt es ohnehin klare Vorgaben, was Größe und Ausstattung betrifft. Diese werden vom Veterinäramt geprüft.
Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat zur Beurteilung des Vorhabens noch keine klare Aussage getroffen. Das Problem ist die Privilegierung. Die bekommt ein Landwirt nur, wenn er die Futtergrundlage aus dem eigenen landwirtschaftlichen Betrieb erzeugen und er ein Mindest-Einkommen aus der Landwirtschaft erzielen kann. Nur so könne das Vorhaben von einer "reinen Liebhaberei" abgegrenzt werden.
"Ich erzeuge das Futter selbst", stellt Uwe Linhardt klar. Ob die Einkünfte, die er aus seiner kleinen Landwirtschaft erzielt, jedoch ausreichen, um die Liebhabergrenze zu überschreiten, ist noch unklar. Die Gemeinde glaubt nicht, dass eine Privilegierung erfolgen wird und lehnte deshalb diese Bauvoranfrage einstimmig ab. Auch, um den Landwirt vor kostenintensiven Weiterplanungen zu schützen.