Nahwärme in Kasendorf ist machbar und zwar zu einem ähnlich hohen Preis für den Einzelnen wie für Gas. Das ist das Ergebnis der Machbarkeitsstudie, die am Montag in Kasendorf vorgestellt wurde.
Ingenieur Josef Streisselberger stellte die von der österreichischen Firma Streisselberger durchgeführte Studie und deren Ergebnisse vor.
Geprüft worden ist, wie die derzeit 38 Interessenten am besten versorgt werden können. Insgesamt müssen bis zu 4330 Meter Trasse verlegt werden. Die Machbarkeitsstudie ergibt einen Wirkungsgrad von 620 kWh/m für das Kasendorfer Netz. Um die eingerechnete Förderung der Europäischen Union und des Bundes zu erhalten, muss der Wirkungsgrad mindestens 500 kWh/m betragen.
Die Krux an der Sache: Ohne die gemeindlichen Gebäude wäre der Wert von 500 unterschritten. In diesem Fall würden Anwesen in den derzeitigen Randbereichen des Netzes wegfallen, um den Wirkungsgrad zu verbessern. Doch auch auf andere Grundstückseigentümer kommt es an.
"Es müssen sich all die zusammensetzen, die sich einen Anschluss vorstellen können, und dann müssen die Vorstellungen zusammengeführt werden", so Streisselberger.
Für die konkrete Umsetzung gibt es mehrere Varianten. In die nähere Auswahl kommt eine Variante mit Brennwertkessel, Spitzenlastkessel und Pumpspeicher. Die Investitionskosten liegen bei 1,72 bis 2,15 Millionen Euro. Die Wärmeentstehungskosten liegen bei 10,19 bis 11,53 Cent/kWh. Die Kosten für Variante 2, einen Biomassekessel, einen Spitzenlastkessel und ein BHKW mit Erdgas, sind ähnlich. Die dritte berechnete Variante mit Wärmepumpen, bei der 40 bis 60 Sonden rund 100 Meter in die Erde getrieben werden müssten, stellte sich im Laufe der Machbarkeitsstudie als unrentabel dar.
Das kostet ein Wechsel Für die Wärmekunden bedeutet der Wechsel zu einem gemeinsamen Wärmenetz
Investitionskosten von rund 8620 Euro bei 15 kW Wärmeleistung, Gaskunden müssen je nach individuellen Gegebenheiten mit ähnlichen Anschlusskosten rechnen. 15 kW ist nach Angaben des Referenten ungefähr das, was ein 150 bis 200 Quadratmeter großes Haus neuerer Bauart an Heizkraft benötigt. Dazu kommen möglicherweise erforderliche Umbaumaßnahmen an den Heizkörpern und dem Heizkreislauf im Haus. Die Investitionskosten für den Anschluss und den Einbau der Wärmeübergabestation können aber auch auf mehrere Jahre verteilt werden.
Beim Vergleich verschiedener Wärmelieferanten und Heizungsarten stellte Streisselberger dar, dass der Betrieb und Unterhalt einer Ölheizung derzeit die teuerste Variante sei. In der Beispielrechnung eines Durchschnittshaushalts liegen Gas und Nahwärme mit Kosten zwischen 2380 und 3529 Euro (10 beziehungsweise 15 kW) je ungefähr gleich auf.
Öl liegt fast sieben Prozent darüber.
"Wenn Gas und Nahwärme gleich teuer sind, dann will ich lieber die Nahwärme, das ist die nachhaltigere Variante", so ein Besucher. Viele pflichteten ihm bei. Auch Landtagsabgeordneter Ludwig Freiherr von Lerchenfeld (CSU), der selbst bei sich in Heinersreuth bei Presseck ein Nahwärmenetz aufgebaut hat, brach eine Lanze für den Rohstoff Holz und das Gemeinschaftsprojekt. " Wir haben bei uns ein echtes Wir-Gefühl entwickelt. Mittlerweile ist fast der ganze Ort dabei" freut er sich.
Der nächste Schritt in Kasendorf ist nun, dass Vorverträge geschlossen werden, damit zuverlässig geplant werden kann, im Anschluss muss eine Betreibergesellschaft gegründet werden.
Vor Waldrodungen müsse niemand Angst haben, versicherte Streisselberger, im Rahmen der Machbarkeitsstudie ist auch getestet worden, ob der Bedarf aus den heimischen Wäldern gedeckt werden könnte: Ergebnis: Es wächst bei weitem genug Holz nach.
Dennoch bleibt noch eine Rest-Unsicherheit, nämlich die, ob der Gasversorger LuK Helmbrechts sein Angebot, eine Gasleitung nach Kasendorf zu legen, zurück zieht, wenn so viele potenzielle Kunden abspringen. Das will die Gemeinde auf jeden Fall verhindern. Mit den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie werden die Verantwortlichen nun gemeinsam mit Bürgermeister Bernd Steinhäuser weitere Gespräche mit der LuK führen. "Vielleicht gibt es ja doch eine gemeinsame Lösung. Kasendorf ist groß genug für uns beide", so Geschäftsführer Hans Peter Kolb.