Mit Glück mitten ins Final-Glück

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Geschafft - im doppelten Sinn: Sascha Opel (Mitte) aus Kupferberg nach dem Schlusspfiff inmitten deutscher Fans beim WM-Endspiel in Rio. Fotos: privat
Geschafft - im doppelten Sinn: Sascha Opel (Mitte) aus Kupferberg nach dem Schlusspfiff inmitten deutscher Fans beim WM-Endspiel in Rio. Fotos: privat
Strandspaziergang an der weltberühmten Copacabana. Auch dort war Sascha Opel auf Kartensuche.
Strandspaziergang an der weltberühmten Copacabana. Auch dort war Sascha Opel auf Kartensuche.
 

Eine Serie von Zufällen beschert Sascha Opel aus Kupferberg den Last-Minute-Zutritt zum Fußball-WM-Endspiel in Rio de Janeiros Maracana-Stadion.  Seine beiden mitgereisten Freunde schaffen es nicht, einer kommt sogar in Polizeigewahrsam.

Die Nacht nach dem WM-Triumph verbringt Sascha Opel in einem Kinderzimmer in Rio de Janeiro. 24 Stunden zuvor wusste der Kupferberger noch nicht, dass er in Brasiliens Metropole überhaupt eine Bleibe haben wird. Zusammen mit Kumpel Christian Popp und einem weiteren Freund ist er in der Nacht zum Freitag "auf gut Glück" an den Ort des Finales Deutschland gegen Argentinien aufgebrochen. Eine gehörige Portion Glück beschert dem 40-Jährigen tatsächlich den begehrten Zutritt.
"Wir sind mit nichts als der Hoffnung gestartet", sagt ein hörbar übernächtigter Sascha Opel gestern der BR am Telefon. Es ist 7 Uhr Ortszeit in Brasilien, der Kupferberger hat noch keine drei Stunden Schlaf gehabt. Hinter ihm liegt "der reine Wahnsinn", wie er es ausdrückt. Über einen Lufthansa-Linienflug soll es ab München losgehen. Christian Popp arbeitet bei der deutschen Fluglinie.
Er sagt: "Lasst es uns probieren, für gewöhnlich bleiben etwa zehn Prozent der gebuchten Plätze frei, weil Leute absagen."
Mit dieser Aussicht geht es in die bayerische Landeshauptstadt. Die Auskunft am Schalter lautet: keine Chance. "Die Maschine war eigentlich voll", sagt Sascha Opel. "Logo, zum Endspiel wird so mancher kurzfristig die gleiche Idee gehabt haben wie wir." Das Trio sieht sich schon die Heimfahrt antreten - da werden plötzlich doch noch fünf Plätze frei.
Es soll nicht der einzige glückliche Umstand bleiben - jedenfalls für den Kupferberger. In Rio geht es an die nächste Herausforderung: Finaltickets bekommen. Bezahlbare. Christian Popp setzt sich als Limit 800 Euro - und geht leer aus. Sascha Opel hat einmal mehr Dusel. Inmitten von Kartenhändlern, die bis zu 3000 Dollar verlangen, gerät er an einen Verkäufer, der ihm einen "akzeptablen Preis" macht. Wie hoch der ist, will der 40-Jährige nicht verraten. "Es war in Ordnung und es mir in jedem Fall wert."

Ab auf die Wache!

Den dritten im Bunde trifft es hingegen doppelt hart. Nach Opels Angaben hat sein Kumpel schon die Hand an der Karte zur Glückseligkeit. "Der Händler und er waren sich einig - da kam die Militärpolizei." Auch wenn die Beteiligten mit Engelszungen auf die Uniformierten einreden, ihnen glaubhaft versichern, dass es sich um ein legales Ticket und damit ein legales Geschäft handelt: Der Freund kommt nicht nur nicht ins Stadion, sondern wandert zusammen mit dem Anbieter auf die nächst gelegene Wache. Dreieinhalb Stunden verbringt er dort. Und das Spiel? Das sieht er auf einem Bildschirm der Polizei.
Sascha Opel hingegen bezieht da gerade seinen Platz im Oberrang des Maracana-Stadions, schräg hinter einem Tor und mitten in einem Pulk deutscher Schlachtenbummler. "Es waren so etwa 7000 in Schwarz-Rot-Gold um mich herum, aber die waren lauter als die Argentinier, von denen 30 000 auf den Rängen waren." Die Stimmung beschreibt der Kupferberger als klasse, aber er schränkt ein: "Es waren nicht wenige Offizielle, Sponsoren und sonst irgendwelche hochrangigen Vertreter im Stadion, von denen sicher nicht alle etwas mit Fußball anfangen konnten. Die haben den wahren Fans die Plätze weggenommen."
Nach dem live erlebten Taumel über den deutschen Sieg ist der Glücksfaden aber noch nicht gerissen. Über einen früheren Geschäftsfreund Sascha Opels kommen er und schließlich auch seine beiden mitgereisten Unglücksraben noch zu einem ungewöhnlichen WM-Ausklang. "In Rio gibt es das ,Copacabana Palace', das vielleicht berühmteste Hotel Südamerikas. Dort haben wir den Titel tüchtig begossen", sagt der 40-Jährige. Vor dem 5-Sterne-Hotel schirmen Hunderte Kontrolleure das Areal ab. Die Reisegruppe aus dem Landkreis Kulmbach bleibt diesmal unbehelligt.
Dass die drei auch noch eine Bleibe für die (kurze) Nacht finden, liegt erneut an den guten Kontakten des Kupferbergers. "Ich wusste, dass ein Bekannter von mir dort mit seiner Familie lebt. Ich hatte zwar schon mehrere Jahre keinen Kontakt mehr zu ihm, aber in diesem Fall dachte ich: Kannste Dich ja mal wieder melden." Das Haus des Ausgewanderten steht ihnen offen. Sascha Opel bezieht das Kinderzimmer der Familie.
Großmächtig ausschlafen ist nicht am Tag nach der rauschenden Fußballnacht in Rio de Janeiro. Der Flug mit mehreren Zwischenstopps in die Heimat steht an. "Zürich, Madrid, Lissabon? Irgendwo werden wir ausgespuckt." Sascha Opel lacht. Das Erlebnis ist für den Bayern-Fan jede Strapaze wert gewesen. Seit über 20 Jahren ist er mit dem FCB bei Spielen live dabei. Meisterschaften, Pokalsiege, sogar der Champions-League-Hit gegen Dortmund im Wembley-Stadion in London: Überall war der Kupferberger am Spielfeldrand dabei. "Der WM-Titel hat mir noch gefehlt in der Sammlung."