Lieber Liegestuhl als Arbeit und Stress

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Die Kulmbacher Sonntagsallianz - von rechts: Marietta Schmidt (Katholische Arbeitnehmer-Bewegung/KAB), Matthias Hahn (Deutscher Gewerkschaftsbund/DGB) und der katholische Betriebsseelsorger Eckhard Schneider - demonstriert in der Fußgängerzone für den gemeinsamen arbeitsfreien Sonntag. Fotos: Stephan Tiroch
Die Kulmbacher Sonntagsallianz - von rechts: Marietta Schmidt (Katholische Arbeitnehmer-Bewegung/KAB), Matthias Hahn (Deutscher Gewerkschaftsbund/DGB) und der katholische Betriebsseelsorger Eckhard Schneider - demonstriert in der Fußgängerzone für den gemeinsamen arbeitsfreien Sonntag. Fotos: Stephan Tiroch
Dekan Hans Roppelt (links) mit Plakat: Der Sonntag ist für den Menschen da - und nicht für die Wirtschaft.
Dekan Hans Roppelt (links) mit Plakat: Der Sonntag ist für den Menschen da - und nicht für die Wirtschaft.
 
Das Karussell zieht die Kleinsten beim Jahrmarkt auf dem Zentralparkplatz magisch an ...
Das Karussell zieht die Kleinsten beim Jahrmarkt auf dem Zentralparkplatz magisch an ...
 
... während die Erwachsenen - hier Spezialitäten aus Italien - anderweitig auf ihre Kosten kommen.
... während die Erwachsenen - hier Spezialitäten aus Italien - anderweitig auf ihre Kosten kommen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Ein verkaufsoffener Sonntag fast wie immer. Anders ist, dass in Kulmbach ein Bündnis von Gewerkschaften und Kirchen gegen Sonntagsarbeit demonstriert.

Tausende von Menschen in der Stadt unterwegs, die Geschäfte voll und das Wetter trocken, dass Hartgesottene ihren Cappuccino schon im Freien trinken. In der Langgasse, im "Fritz"-Einkaufszentrum oder beim Jahrmarkt am Zentralpark platz drängeln sich die Massen - eigentlich ein verkaufsoffener Sonntag wie immer.

"Zeit haben für andere"

Aber nur beinahe: Das ungestörte Shoppingvergnügen wird gestört von eine Gruppe, die sich Sonntagsallianz nennt. Rund 25 Frauen und Männer, die schon durch ihre schwarzen Zylinder auffallen, demonstrieren mit Liegestühlen und tragen Plakate. "Ohne Sonntag gibt es nur noch Werktage. - Der Sonntag ist für die Menschen da und nicht für die Wirtschaft. - Der gemeinsame arbeitsfreie Sonntag ist ein Kulturgut. - Stoppt den Stress.
- Sonntag Zeit haben für andere, ausruhen, kuscheln, Gottesdienst feiern", lautet die Botschaft.

Diskussionen zwischen den Passanten und der Sonntags allianz gibt es kaum. "Dazu ist die Zeit zu kurz", sagt Marietta Schmidt (Katholische Arbeitnehmer-Bewegung/KAB), "wir bleiben nur sieben Minuten an einem Ort." Und schon geht es weiter zur letzten Station in der Langgasse, nachdem man zuvor am Marktplatz, in der Klostergasse und im "Fritz"-Einkaufszentrum gewesen ist.

Der katholische Betriebsseelsorger Eckhard Schneider beschreibt die Reaktion der Leute so: "Sie fühlen sich ertappt, weil wir ihnen den Spiegel vorhalten. Wir machen darauf aufmerksam, dass die Sonntagsarbeit immer mehr zunimmt."

Dennoch, so Marietta Schmidt, "sind die Reaktionen überwiegend positiv. Wir haben auch Zuspruch von der Islamischen Gemeinde bekommen."

Der evangelische Pfarrer aus Mainleus, Michael Schaefer, betont, dass es der Sonntagsallianz nicht um die Arbeit geht, die gemacht werden muss, also die Arbeit von Krankenschwestern, Pflegekräften oder Polizisten. Sonntags einkaufen zu gehen, dass die Angestellten in den Geschäften arbeiten müssen, gehört da allerdings nicht dazu.

Deshalb bekundet Matthias Hahn vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) Solidarität mit den Verkäuferinnen, die bei solchen Anlässen eine Sieben-Tage-Woche haben und meist nicht mal besonders entlohnt werden. "Früher hat es auch ausgereicht an Wochentagen bis sechs und am Samstag bis Mittag einzukaufen."

Rabatte locken Menschen an

Was den Sonntag so besonders macht, erläutert der katholische Dekan Hans Roppelt aus Stadtsteinach: "Der Sonntag ist für die Familien da und dafür, um auszuruhen. Denn Gemeinschaft kann nur entstehen, wenn die Menschen am selben Tag frei haben." Roppelt kritisiert, dass der Handel die Menschen durch gezielte Rabattaktionen in die Stadt lockt. Da will das Bündnis von Kirchen und Gewerkschaften gegensteuern. Denn auch 72 Prozent der Deutschen, so eine Umfrage, ist gegen verkaufsoffene Sonntage.