Organisierte Banden haben Premiumfahrzeuge wie den Audi A4 Avant im Visier. Nach dem Diebstahl in Kulmbach-Weiher: nächster Tatort Pegnitz.
Déjà-vu in Pegnitz: Wie am Wochenende im Kulmbacher Stadtteil Weiher und zwei Wochen vorher in Drosendorf bei Bamberg hatten es Autodiebe wieder auf Audi A4 Avant abgesehen. Die Premiumfahrzeuge des deutschen Herstellers mit den vier Ringen scheinen derzeit bei organisierten Banden ganz oben auf der Wunschliste zu sehen. Audi-Fahrer sollten sich in diesen Tagen ernsthaft Gedanken machen. "Audi ist bei den Dieben eine beliebte Marke und der A4 ein beliebter Fahrzeugtyp", sagt Polizeisprecherin Anne Höfer.
Die Polizei vermutet, dass in der Nacht zum Donnerstag in Pegnitz eine Tätergruppe dreimal zugeschlagen hat. Von einem schwarzen A4 Avant - Zeitwert 45.000 Euro, Kennzeichen N-AQ 465 - fehlt seitdem jede Spur. Bei einem weiteren schwarzen sowie einem silbernen A4 kamen die Diebe nicht zum Ziel. Sie richteten einen Schaden von mehreren tausend Euro an, aber die Autos ließen sich nicht wegfahren.
Der
Kulmbacher Fall hat im Internet für erhebliches Aufsehen gesorgt. Matthias W. bat die Facebook-Gemeinde um Mithilfe, als er Montagfrüh den Diebstahl seines fünf Jahre alten schwarzen A4 Avant - Zeitwert 20.000 Euro - entdeckt hatte.
Über 5000-mal wurde sein Aufruf geteilt, aber, so Matthias W., "rausgekommen ist nichts". Er habe auch nicht mehr viel Hoffnung, seinen Wagen wiederzubekommen. "Audi ist eine Premiummarke. Es ist verwunderlich, dass man keine vernünftige Wegfahrsperre einbauen kann, die etwas hilft. Einfach nur traurig", mein Matthias W., der bemerkt hat, dass die Menschen in seiner Nachbarschaft "extrem verunsichert" sind.
Was sagt Audi?
Beim Audi-Spezialisten Motor Nützel, der auch in Kulmbach eine Niederlassung unterhält, sind die A4-Diebstähle unerklärlich. "Aus fachlicher Sicht ist es unbegreiflich", erklärt Geschäftsführer Alfred Garcia Gräf, "die Wegfahrsperre kann man normal gar nicht überlisten." Von Motor-Nützel-Kunden seien derartige Probleme bisher nicht bekannt. Auch vom Hersteller gebe es keinerlei Information, dass man die Kunden auf einen Fehler in der Technik ("Ein Auto ist heute wie ein Laptop") aufmerksam machen solle.
Kommt mit den auf Autodiebstahl spezialisierten Banden ein neues Problem auf die Polizei im Landkreis Kulmbach zu? Bisher hielt sich die Zahl der geklauten Fahrzeuge in Grenzen: 2015 waren es sechs Autodiebstähle im Kreis Kulmbach, 2016 acht.
"Gezielt ausspioniert"
Im Polizeipräsidium Bayreuth geht man von organisierter Kriminalität aus. "Es deutet viel darauf hin, dass hier osteuropäische Banden am Werk sind", so Anne Höfer. Die Täter seien gut vorbereitet, die Taten gut geplant. "Die Autos werden von den Dieben gezielt ausspioniert", sagt die Polizeisprecherin. Die Ermittlungen müssten zeigen, ob in Drosendorf, in Kulmbach und in Pegnitz dieselben Täter am Werk waren. Nach ihren Worten werden die Spuren abgeglichen, und die Fachkommissariate arbeiten auch bereichsübergreifend zusammen.
Laut Höfer nimmt die Polizei die Entwicklung sehr ernst: "Die Kollegen sind sensibilisiert und geschult." Man habe deshalb die Streifentätigkeit in den Wohngebieten - auch wegen der Einbrüche - intensiviert. Im Blick der Polizei sind besonders Gemeinden in Autobahnnähe, die es den Dieben ermöglicht, schnell vom Tatort zu verschwinden, sowie die bayerische Ostgrenze. Der Einsatz von Schleierfahndern an der Grenze zu Tschechien sei "ein erprobtes Mittel gegen die Kfz-Verschiebung nach Osteuropa".
Auf Mithilfe angewiesen
Bei ihrer Arbeit ist die Polizei auf Mithilfe der Bevölkerung angewiesen. "Es ist wichtig, dass die Leute die Augen offen halten. Wem etwas komisch vorkommt, wer verdächtige Geräusche hört, Personen oder Fahrzeuge bemerkt, die in seiner Straße nichts zu suchen haben, der sollte sich nicht scheuen, die Polizei anzurufen", betont Höfer. Ein Kfz-Kennzeichen oder eine Personenbeschreibung seien wichtige Bausteine für die Ermittlungen der Polizei.
Die Kriminalpolizei rät
• Parken Sie hochwertige Fahrzeuge wenn möglich nicht am Straßenrand oder in ungesicherten Carports.
• Im Bereich des Kfz-Stellplatzes ist ein Bewegungsmelder an einer Außenlampe eine gute Investition. Steht das Auto zur Nachtzeit plötzlich in einem hellen Lichtschein, ist das Entdeckungsrisiko für Diebe höher.
• Nutzen Sie eine abschließbare Garage oder stellen Sie Ihr Fahrzeug an gut beleuchteten und belebten Straßen ab.
• Achten Sie auf Personen oder Autos mit auswärtigen Kennzeichen, die mehrmals langsam durch die Straße fahren und notieren Sie sich das Kennzeichen. Informieren Sie anschließend die Polizei.
• Achten Sie auch auf Personen, die Fahrzeuge fotografieren. Dies kann bereits eine Vorbereitungshandlung für einen späteren Diebstahl sein.
• Lassen Sie das Lenkradschloss immer einrasten.
• Ist Ihr Fahrzeug mit einer Diebstahlwarnanlage ausgestattet, nehmen Sie diese auch in Betrieb.
• Achten Sie darauf, dass Ihr Fahrzeug das Verriegeln der Türen mit der Funkfernbedienung durch ein optisches Signal quittiert. Funkblocker können das Funksignal Ihrer Fernbedienung stören, so dass Ihr Fahrzeug dann nicht verschlossen ist.
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Weitere Tipps gibt es kostenlos bei der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle Bayreuth; Telefon 0921/506-2500.