Zur Frage, ob es an Lehrkräften mangelt, äußert sich jetzt das Ministerium. Der Pressesprecher betont, dass die mobile Reserve nicht als "Ersatzbank" gedacht ist. Gudrun Brendel-Fischer (CSU) und Inge Aures sehen Oberfranken benachteiligt.
Gibt es in Oberfranken und ganz speziell im Bereich des Kulmbacher Schulamts einen Lehrermangel? Lehrer und Eltern haben im Gespräch mit unserer Zeitung über den Lehrer- und Unterrichtsausfall an Grund- und Mittelschulen und die zu geringe mobile Reserve geklagt (BR vom Mittwoch).
"Im Normalfall ausreichend" Das Kultusministerium nimmt dazu jetzt Stellung. Man nehme die Sorgen der Eltern sehr ernst, sagt Pressesprecher Ludwig Unger, betont aber, dass die Anzahl der mobilen Reserve beispielsweise im Kulmbacher Schulamtsbereich "im Normalfall" ausreichend sei.
Dem Ministerium Kontra geben die Landtagsabgeordneten Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer (CSU) und Inge Aures (SPD). Brendel-Fischer erklärt, dass sie in München mehrfach eine Verstärkung der mobilen Reserve gefordert hat, da sich Oberfranken in einer besonderen Situation befinde.
Aures spricht davon, dass das Ministerium alles schön rede. Die Lage sei bayernweit besorgniserregend, denn es gebe einen immensen Krankenstand. Auch viele junge Lehrer seien von einem Burnout betroffen.
2150 mobile Reserven Dass es das Anliegen des Ministeriums sei, dass der Unterricht entsprechend dem Stundenplan gehalten werden kann, stellt Ludwig Unger fest. "Allerdings können Lehrkräfte auch durch Krankheit oder aufgrund der Teilnahme an Fortbildungen einmal ausfallen." Damit der Unterricht bei längerfristigen Ausfällen von Lehrkräften gehalten werden kann, stelle man bayernweit für die Grund- und Mittelschulen 2150 mobile Reserven zur Verfügung.
"1900 bereits zum Schuljahresbeginn, die anderen folgen in mehreren Schritten, nämlich im November, Januar und Februar, wenn der Bedarf besonders hoch ist." Das Schulamt Kulmbach verfüge bei derzeit 167 Klassen an den Grund- und Mittelschulen über 13 Lehrkräfte und zwei Fachlehrer in der mobilen Reserve.
Die Anzahl sei im Normalfall ausreichend. Allerdings, das streitet Unger nicht ab, "kann es in ganz besonderen Situationen zu Engpässen kommen, das gilt auch für Kulmbach, wo der Unterricht in einzelnen Klassen über einen sehr begrenzten Zeitraum durch schulorganisatorische Maßnahmen sichergestellt wurde". Auch für Kulmbach sei eine Aufstockung der mobilen Reserve im Januar vorgesehen.
Kein Bundesliga-Verein Die mobile Reserve sei aber "nicht als Ersatzbank gedacht, wie sie sich offensichtlich mancher Verein in der Bundesliga leistet". Die voll
ausgebildeten Lehrkräfte, die zu ihr zählten, seien als Ersatz für ausfallende Kollegen gedacht und müssten auch im Einsatz sein. Bayernweit liege der Anteil des Unterrichts, der an Grund- und Mittelschulen ersatzlos ausfällt, bei unter einem Prozent, der Anteil der Stunden, die nicht nach Stundenplan gehalten werden, bei knapp fünf Prozent.
CSU-Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer sieht die Schulsituation in ganz Oberfranken anders. Sie sieht die Notwendigkeit für eine Verstärkung der mobilen Reserven an Grund- und Mittelschulen. Mehrmals habe sie die Tatsache dem Ministerbüro vorgetragen, dass die höhere Altersstruktur oberfränkischer Lehrkräfte mit einem höheren und längeren Krankenstand einhergehe. Die dafür eingesetzten mobilen Reserven würden dann für kurzfristige Vertretungen fehlen.
Am Ministerium argumentiere man, jüngere Lehrkräfte würden im Gegenzug gleichermaßen Ausfälle erzeugen durch Schwangerschaft und Elternzeit. Dies wolle sie nicht als Begründung gelten lassen, schließlich würde das Gros der oberfränkischen Lehramtsabsolventen im Volksschulbereich aufgrund der Bedarfslage seit Jahren nach Oberbayern versetzt. Die CSU-Politikerin will nun Daten ermitteln lassen.
"Die Reserve ist nicht mobil" Dass die SPD schon mehrfach mit ihrer Forderung, mehr Lehrer einzustellen, im Landtag abgeschmettert worden sei, sagt Inge Aures. "Die mobile Reserve ist für ganz Oberfranken ausgeschöpft. Wenn das schon kurz nach Schuljahresbeginn der Fall ist, dann kann doch etwas nicht stimmen", erklärt die SPD-Abgeordnete und führt an: "Die Zahlen, die das Ministerium präsentiert, passen nicht.
Wenn ich von mobilen Reserven spreche, die dann aber langfristig eine Klasse führen müssen, dann ist das keine Reserve, die mobil ist", erklärt die SPD-Politikerin.
Eine Million Euro zahle Bayern täglich allein an Zinsen für die Rettung der Bayerischen Landesbank. "Für mehr Lehrer hat die Staatsregierung aber kein Geld übrig."