Die Bluttat von 1984 in der Esso-Tankstelle am Kreuzstein lässt sich wohl auch mit den modernsten kriminaltechnischen Methoden nicht aufklären. Eine geringe Hoffnung besteht aber noch.
Die Hoffnungen der Polizei haben sich nicht erfüllt, den Kulmbacher Tankstellenmörder mit neuesten kriminaltechnischen Methoden überführen zu können. Der Täter, der 1984 den Pächter der Esso-Tankstelle am Kreuzstein, Herbert Dippold, umgebracht hat, bleibt wohl unerkannt. Auch eine winzige DNA-Spur und ein Massengentest bei zirka 200 Männern, die Kontakt zum Mordopfer hatten, ist ergebnislos geblieben.
"Der Großteil der Speichelproben ist am Institut für Rechtsmedizin der Universität Erlangen-Nürnberg untersucht und ausgewertet worden. Einen Treffer hatten wir bislang nicht", erklärte auf Anfrage der Bayreuther Polizeisprecher Alexander Czech. "Aber wir wollen nichts unversucht lassen, denn Mord verjährt nicht."
Seit 30 Jahren wird der Kulmbacher Tankstellenmörder gesucht. Bei der Tat ging der Unbekannte äußerst brutal vor. Die Ehefrau fand am Abend des 10.
November 1984 im Büro der Tankstelle die blutüberströmte Leiche ihres Mannes, nachdem er nicht nach Hause gekommen war. Das Opfer wurde mit einer massiven Abschleppstange erschlagen. Anschließend stach der Mörder noch 16-mal auf den 42-jährigen Tankstellenpächter ein. Der Täter flüchtete mit 8000 Mark Tageseinnahmen und 800 Mark Wechselgeld.
Fast 500 Spuren Die Bayreuther Kripo, die eine 20-köpfige Sonderkommission einsetzte, ging im Laufe der Jahre fast 500 Spuren nach. Durch den neuen Ermittlungsansatz wurden große Erwartungen geweckt. Verschiedene Beweis stücke wurden vor 30 Jahren am Tatort gesichert und werden seitdem verwahrt, unter anderem die blutverschmierte Eisenstange und ein Lord-Extra-Feuerzeug, das dem Mörder zugeordnet wird.
An einem der Asservate fanden Gerichtsmediziner eine Spur, die noch vor wenigen Jahren nicht verwertbar gewesen wäre. Doch jetzt gelang es den Kriminaltechnikern, die Partikel so anzureichern, dass sich ein Ermittlungsansatz bot.
Ohne Details bekanntzugeben, informierte die Polizei darüber, dass männliche DNA an einer Stelle gefunden wurde, "dass die Spur vom Täter sein könnte - aber auch vom Notarzt, von einem Sanitäter oder den Polizisten". Deshalb hat man den aufwendigen DNA-Abgleich im Umfeld des Mord opfers, bei Verwandten, Freunden und Bekannten durchgeführt.
Die Betreffenden, die zum größten Teil nach wie vor in Kulmbach leben, wurden gebeten, eine Speichelprobe abzugeben.
"Die Polizei ist zu mir nach Hause gekommen, es hat fünf Minuten gedauert", sagte ein Verwandter des Ermordeten.
Dass der Täter aus dem Umfeld des Opfers kommen müsse, glaubt auch ein bekannter Kriminalpsychologe. "Das war kein Profikiller", sagte Christian Lüdke aus Essen, den man laienhaft als Profiler bezeichnen könnte. "Einiges spricht dafür, dass sich Täter und Opfer gekannt haben. Bei 16 Stichen, da muss man ganz nah ran und mit unglaub lichem Kraftaufwand vorgehen. Dieser Overkill spricht für eine unglaubliche Aggressivität, die sich über einen längeren Zeitraum aufgebaut haben muss."
Motiv Rache? Weiter meinte Lüdke: "Für mich scheinen sehr persönliche Motive eine Rolle gespielt zu haben." Bei seiner Fallanalyse vermutete der Experte Rache als Motiv.
Auch die Tatsache, dass der Mörder den Geldkoffer in dem kleinen abgelegenen Ort Baumgarten verbrannt hat, spricht dafür, dass es sich um einen einheimischen Täter handelt. Solche Ansichten hört man in Kulmbach immer wieder. Manch einer, der das Phantombild betrachtet, glaubt sogar, "dass der Täter in Kulmbach rumläuft".
Ganz abgeschlossen sind die aktuellen Ermittlungen im Mordfall Dippold allerdings nicht. "Einzelne Überprüfungen stehen noch aus", sagte Alexander Czech. Es gehe um Personen, die weggezogen sind, teilweise ins Ausland. "Das kann mehrere Wochen oder Monate dauern, bis ein abschließendes Ergebnis vorliegt." Der Polizeisprecher klang allerdings nicht so, als ob die Kripo noch große Hoffnungen hätte.