Das baukulturelle Erbe unserer Stadt geht den Kohlenbach runter
Kulmbach blutet aus. Das baukulturelle Erbe unserer Stadt geht den Kohlenbach runter. Und meist gerade wegen der Kohle.
Wie jetzt im alten Ortsteil Weiher, wo es dem letzten noch intakten Bauernhof-Ensemble an den Kragen gehen soll.
Eine junge Familie, die das Sandsteingebäude sanieren und retten wollte, hatte gegen die Finanzkraft eines Bauträgers keine Chance. Der hat schon die Bagger anrollen lassen und die Pläne für zwei Mehrfamilienhäuser der Bauart Null-Acht-Fünfzehn in der Schublade. Wohl ein lukratives Geschäft.
Der erst 1946 eingemeindete Ortsteil Weiher wurde vermutlich im 12. Jahrhundert gegründet. Man lebte von der Fischzucht, denn der von der Tennacher Höhe kommende Weiherbach speiste einst etliche Teiche, von denen nur noch wenige beim Weiler Kessel wie der Bruckweiher oder Schwarze Weiher existieren.
Wohn-Ufos gelandet
Mit der Idylle ist es längst vorbei. So wie im Spiegel, wo die Uhr gegen den Schwanenbräukeller, eine der letzten erhaltenen Brauerei-Gaststätten Kulmbachs, tickt. Auch dort soll ein Wohn-Zweckbau entstehen. Wohl wie in der Trendelstraße, wo jüngst gleich zwei überdimensionierte Wohn-Ufos gelandet sind.
Und mit dem Abriss eines alten Stadthauses zugunsten von Parkplätzen (!) hat man ja kürzlich auch im Unteren Stadtgässchen wertvolle Kulmbacher Baugeschichte ein für allemal vernichtet.
Nur noch im Freilichtmuseum
Aber es gibt ja zum Glück die Freilichtmuseen. Denn wenn nur noch alte Burgen, Kirchen, Rathäuser oder Stadttürme stehen, können sich ja unsere Kinder und Kindeskinder wenigstens dort ein lebendiges Bild davon machen, wie typisch fränkische Bürger- oder Bauernhauser einst ausgesehen haben.
Guter Kommentar!
Derartige Substanzverluste zeigen ihre Folgen langfristig, wenn es immer weniger Mosaiksteinchen gibt, die die Schönheit und Attraktivität einer Stadt wie Kulmbach ausmachen. Auch auch - siehe Schwanenbräukeller - die Identität. Wenn man Statistiken Glauben schenkt, nach denen Kulmbach und Umgebung in den nächsten 20-30 Jahren schrumpfen wird, fragt man sich schon, welchen langfristigen Sinn all diese neuen Wohnbauten und Parkplätze machen. Von den Flächenzerstörung an den Stadträndern (bei Leerständen in der Innenstadt) ganz zu schweigen.
Vielleicht sollte man diesen wunderschönen Bauernhof zum Weltkulturerbe vorschlagen!