Nach dem fünften Brand in sechs Monaten ist die Verunsicherung in Untersteinach groß. Viele fragen sich: Ist doch ein Feuerteufel am Werk? Auch der Feuerwehr-Kommandant hat ein mulmiges Gefühl. Die Ursache des Brands vom Samstag, bei dem ein Bienenhaus in Schutt und Asche gelegt wurde, steht laut Polizei noch nicht fest.
Fünf Brände, weit über 400 000 Euro Sachschaden - und das innerhalb von gerade mal sechs Monaten: Untersteinach kommt nicht zur Ruhe, die eigene Wehr befindet sich - bei Großeinsätzen immer unterstützt von vielen Nachbarwehren - im Dauereinsatz. Nach der Grampp-Scheune, einem Feld bei Hummendorf, einer Wiese beim Industriegebiet und dem Schützenheim, das bis auf die Grundmauern abgefackelt ist, wurde am Samstag nun ein versteckt gelegenes Bienenhaus Opfer der Flammen.
Das Gerücht macht die Runde In der Gemeinde gibt es immer mehr Zweifel, dass es sich um technische Defekte handelt, die die Brände verursacht haben.
"Im Ort heißt es, da geht ein Brandstifter rum", weiß auch Kommandant Daniel Nöske, der den Leuten keine Angst machen will, sie aber auch nicht richtig beruhigen kann, hat er doch selbst "ein mulmiges Gefühl". "Weil wir zuletzt so oft ausrücken mussten. Da macht man sich schon seine Gedanken. Wenn die Polizei nichts findet, heißt es immer, es hat sich um einen technischen Defekt gehandelt", stellt der Feuerwehr-Kommandant fest.
Auf der Suche nach Brandbeschleuniger Von Verschwörungstheorien hält Brandfahnder Günter Kraut von der Kripo in Bayreuth nichts. Er kennt die Mutmaßungen, die nach solchen Feuerserien schnell die Runde machen, und stellt fest: "Wenn es Brandbeschleuniger gegeben hat, dann finden wir die auch." Kraut ist sich sicher, dass etwa beim Feuer in der Grampp-Scheune Ende März keine solchen Brandbeschleuniger
verwendet wurden. Beim Feuer im Schützenhaus Anfang September war er nicht im Dienst. Aber auch da waren Spürhunde im Einsatz. "Wäre Brandbeschleuniger verwendet worden, hätten ihn die Hunde mit Sicherheit entdeckt", sagt Kraut, der bei der Erforschung der Ursache für das Feuer im zerstörten Bienenhaus mit größter Akribie vorgeht.
Panzersicherung fehlt Kraut schaut zunächst, "wie die Brandzehrungen verlaufen", und stellt fest, dass die Schäden auf der Gebäudeinnenseite am größten sind. Vor allem im hin teren Bereich, dort, wo die Honigschleuder und der Motor standen und offenbar der Honig produziert wurde. "Das Gebäude hat von innen nach außen gebrannt", ist sich der Experte schon nach wenigen Minuten sicher. Kraut fotografiert jedes Detail.
Er nimmt den Smoker, der versteckt unter den Trümmern des Holzhauses liegt, unter die Lupe, aber auch die Kabel. "Hier fehlt die Panzersicherung", stellt der Ermittler fest und zeigt auf einen wahren Kabelsalat. Trotzdem könnte noch Strom vorhanden gewesen sein. "Der Strom läuft ja auf. Das muss man klären."
Strom war abgemeldet Dass der Strom abgemeldet war, erklärt Besitzer Ludwig Schmidt (58). "Ich brauche ja nur ein halbes Kilowatt im Jahr. Und mir war die Grundgebühr zu hoch, deshalb habe ich im August den Strom abgemeldet", sagt Schmidt, der mitteilt, dass er zuletzt den Automotor zum Antrieb der Honigschleuder genutzt hat. Vier Bienenvölker hatte er. "Die waren in der Wintertraube und sind kaputt." Noch am Samstagmittag war Schmidt in Untersteinach: aber nicht im Bienenhaus, sondern beim Fischteich, der nur ein paar Meter dahinter liegt.
Da war die Welt noch in Ordnung.
"Leute haben sich rumgetrieben" Auch Nachbar Bernhard Laaber schaut Brandfahnder Kraut bei der Arbeit zu. Vor drei Wochen war bei Laaber, der auch eine kleine Fischzucht betreibt, eingebrochen und Werkzeug gestohlen worden. "Hier haben sich öfters Jugendliche oder andere Leute rumgetrieben", sagt Laaber. Auch Ludwig Schmidt weiß, dass sich in dem Bereich oft Lkw-Fahrer aufhalten, ihre Pause verbringen. "Im Anbau habe ich zwei Kisten mit Zeitungen und CDs gefunden, die mir nicht gehören. Oft lagen Bierflaschen und Plastikgeschirr herum und andere menschliche Hinterlassenschaften. Das war schon ein bisschen gruselig", sagt das Brandopfer.
Das ungute Gefühl, dass ein Feuerteufel sein Unwesen treibt, bleibt.
Schützenhaus: nicht geklärt Darauf, dass das Feuer am Samstag im Bienenhaus gelegt wurde, gibt es aber bis dato keine Hinweise. "Zur Brandursache können wir noch nichts sagen", sagt Sabine Michalke, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Oberfranken. Es gebe keine Hinweise, dass es bei den Bränden der vergangenen Monate irgendwelche Zusammenhänge gibt. Beim Brand der Scheunen der Familie Grampp habe es sich mit Sicherheit um einen technischen Defekt gehandelt. Auch beim Brand des Schützenhauses habe vieles darauf hin gedeutet, doch habe sich die Ursache letztlich nicht klären lassen.
Ausgeschlossen werden könne , so Michalke, eine "Brandstiftung von außen".
Schaden: 15 000 Euro Dass die Ursache des Brandes seines Bienenhauses bald geklärt wird, hofft Ludwig Schmidt. Ob er seine Hütte wieder aufbauen wird, weiß er noch nicht. Den Sachschaden, der am Samstag entstanden ist, beziffert die Polizei auf 15 000 Euro.