Fällt eine Lehrkraft aus, ist das kaum zu kompensieren, denn die mobile Reserve ist auch im Landkreis Kulmbach nicht sehr mobil. Nicht selten fällt der Unterricht aus. Dass es zu Engpässen kommen kann, weiß man auch bei der Regierung.
Lehrer, die zwischen Klassenzimmern hin und her springen, zwei Grundschulklassen unterrichten müssen, weil der Kollege krank ist. Erstklässler, die dann, wenn ihr Lehrer krank ist, mehr spielen als lernen - Schulsituationen, die im Landkreis Kulmbach, aber auch im Nachbarlandkreis Bayreuth alles andere als die Ausnahme sind. "Es gibt keinen Ersatz, die mobile Reserve ist quasi nicht existent", klagen Lehrer, die namentlich nicht genannt werden wollen, sich aber über die mangelnde Ausstattung der Schulen mit Lehrkräften im Gespräch mit unserer Zeitung beklagen.
Wenn die Grippewelle kommt? Oft muss improvisiert werden: Fällt ein Klassenlehrer aus, werden die Schüler mitunter für eine ganze Woche auf verschiedene Klassen aufgeteilt. Ein normaler Unterricht ist so nicht möglich. Nicht selten kommt es auch zum Unterrichtsausfall. "Was passiert erst, wenn eine richtige Grippewelle ausbricht?", fragen sich nicht nur die Lehrkräfte, sondern auch viele Eltern, die von unerträglichen Zuständen sprechen. Auch an der Grundschule im Markt Kasendorf macht der Lehrermangel vielen Vätern und Müttern große Sorgen. Dort wollte sich der Elternbeirat jetzt sogar in einem Schreiben an das Ministerium über die Zustände beklagen.
Situation hat sich zugespitzt Im Kulmbacher Schulamt ist man sich der Tatsache bewusst, dass es gerade bei Krankheitsfällen zu Engpässen kommen kann. Schulamtsdirektor Jürgen Vobrunn hatte schon vor Schuljahresbeginn erklärt, dass ihm die Zahl der Kollegen, die für die mobile Reserve zur Verfügung steht, Sorgen bereitet. Da viele Lehrer längerfristig krank sind, hat sich in Kulmbach die Situation extrem zugespitzt. Zur aktuellen Situation will sich Vonbrunn aber nicht äußern, verweist auf die Zuständigkeit der Regierung.
Das sagt die Regierung Für die Regierung von Oberfranken stellt Regierungsrat Stephan Doerfler fest, dass er zur konkreten Situation in Kulmbach nicht Stellung nehmen könne. Das sei Aufgabe des Schulamts. Grundsätzlich gebe es ausreichend mobile Reserven, die jedoch oft auch längerfristig etwa für erkrankte Lehrer einspringen müssten und dann eben bei kurzfristigen Engpässen fehlten.
Dass Schüler einer Klasse dann, wenn der Klassenlehrer fehlt, aufgeteilt werden, sei ein durchaus übliches Verfahren, sei es doch das vorderste Ziel, den Unterricht für alle Kinder aufrecht zu erhalten. Engpässe werde man nie ganz verhindern können. "Wir haben natürlich nicht für jeden Lehrer, der krank wird, eine mobile Reserve als Ersatz in der Hinterhand."
Förderlehrer als Klassenleiter Das bekommen Schüler und Lehrer im Bereich des Schulamts Kulmbach, aber auch in Bayreuth und Kronach zu spüren. So kommt es immer wieder mal vor, dass selbst Förderlehrer eine Klasse führen. Wie die BR erfahren hat, war das im Bereich des Schulamts Kronach im zweiten Halbjahr des vergangenen Schuljahres gleich in drei Klassen der Fall.
Der Ausfall von Kollegen, so klagen Lehrkräfte, sei kaum zu kompensieren. Sie befürchten eine Kettenreaktion, würden die Pädagogen, die den Unterrichtsausfall auffangen müssen, doch unter der Mehrbelastung erheblich leiden.
Die Reaktion Die Lehrer fordern, dass die Regierung reagiert. Und das tut sie offenbar auch. In Oberfranken sollen im Nachrückeverfahren Lehrkräfte nicht nur an Grund-, sondern auch an Haupt- und Mittelschulen eingestellt werden, die den nachträglich entstandenen Ersatzbedarf ausgleichen. Wie Regierungsrat Stephan Dörfler mitteilt, wird die mobile Reserve nicht nur im November, sondern auch im Januar und Februar verstärkt. Dass sei keine Besonderheit, sondern im Laufe eines Schuljahres eine übliche Verfahrensweise.
Zweifel bleiben Ob die Zusatzkräfte ausreichen werden, um einen geregelten Unterrichtsablauf im Schuljahr 2012/2013 zu gewährleisten? Viele Lehrer haben wenig Hoffnung. Und auch viele Eltern haben da gehörige Zweifel ...
Wird Oberfranken auch in dieser Hinsicht wieder mal abgehängt ?! Wie ist die Situation in Oberbayern ??