Hoderlein tritt nach 37 Jahren aus der SPD aus

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Der ehemalige Landesvorsitzende der bayerischen SPD, Wolfgang Hoderlein, ist aus der Partei ausgetreten Foto: Peter Kneffel/dpa
Der ehemalige Landesvorsitzende der bayerischen SPD, Wolfgang Hoderlein, ist aus der Partei ausgetreten Foto: Peter Kneffel/dpa
SPD-Bezirksvorsitzende Anette Kramme: "Wie soll ich mich denn zu diesem Vorwurf äußern, wenn er ihn nicht präzisiert? Ich weiß ja gar nicht, was er meint."
SPD-Bezirksvorsitzende Anette Kramme: "Wie soll ich mich denn zu diesem Vorwurf äußern, wenn er ihn nicht präzisiert? Ich weiß ja gar nicht, was er meint."
 

Der frühere Landesvorsitzende Wolfgang Hoderlein begründet seinen Parteiaustritt mit dem politischen Stil der Bezirkschefin Anette Kramme.

Wolfgang Hoderlein hat gestern, nach 37 Jahren der Mitgliedschaft, seinen Austritt aus der SPD erklärt. Diese Nachricht löste nicht nur in Oberfranken, wo der 58-Jährige Chef der Bezirkstagsfraktion ist, Bestürzung aus. Auch in München äußerten sich Landespartei wie Landtagsfraktion betroffen, denn Hoderlein hatte in seiner politischen Karriere alle Stationen durchlaufen, die für einen bayerischen Sozialdemokraten erreichbar sind: Vom Ortsvorsitzenden in seiner Heimatstadt Stadtsteinach über den Kreisvorsitz im Kulmbach bis zum Vorsitzenden der bayerischen SPD, deren Generalsekretär er zuvor war.



Begründet hat Hoderlein seinen Schritt mit der oberfränkischen Bezirksvorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Anette Kramme, der er vorwirft, sie habe die oberfränkische SPD "politisch auf den Tiefpunkt geführt und zugleich zusammen mit einigen Helfershelfern ein System intriganter Patronage errichtet".
/>Zu einer Konkretisierung dieser Kritik war Hoderlein, der am Telefon barsch jegliches Gespräch verweigerte, gestern nicht bereit. Dementsprechend kühl fiel gegenüber unserer Zeitung die Reaktion von Anette Kramme aus: "Wie soll ich mich denn zu diesem Vorwurf äußern, wenn er ihn nicht präzisiert? Ich weiß ja gar nicht, was er meint."


Es habe an politischen Aussagen gefehlt
Zum Niedergang der oberfränkischen SPD, die bei der letzten Landtagswahl gerade noch 21 Prozent erzielte, verwies Kramme darauf, dass es nicht überall gelungen sei, "im Zuge des Generationenwechsels geeignete Nachfolgekandidaten zu finden". Das aber sei "eher Sache der Ortsvereine und nicht des Bezirks". Sie selbst fühlt sich in Oberfranken "ganz sicher getragen von einer großen Mehrheit" der Parteimitglieder."

Ihre Wiederwahl ohne Gegenkandidaten erfolgte erst am vergangenen Samstag beim Bezirksparteitag in Marktredwitz, an dessen Verlauf Hoderlein seine Kritik wohl festmacht. Hier waren etliche Delegierte der Auffassung, dass Kramme klare inhaltliche Aussagen zur Zukunft der oberfränkischen SPD schuldig blieb. Kramme aber verweist darauf, dass es keine derartigen Wortmeldungen gab, auch nicht von Hoderlein.

Allerdings meint auch die frühere Kulmbacher Oberbürgermeisterin und jetzige Landtagsabgeordnete Inge Aures, die sich dort derzeit um den stellvertretenden Fraktionsvorsitz bewirbt, dass es in Marktredwitz "an politischen Aussagen gefehlt" habe. Sie habe "etwas Anderes erwartet von der Bezirkschefin, denn uns steht das Wasser bis zum Hals in Oberfranken". Kramme hatte Aures vor vier Jahren erfolgreich den Bezirksvorsitz streitig gemacht. Hingegen sind Hoderlein und Aures, wie sie selbst sagt, "ein politisches Ehepaar seit 1990".

Ebenso wie der SPD-Fraktionschef im Landtag, Markus Rinderspacher, will nun auch Landesvorsitzender Florian Pronold noch einmal das Gespräch mit Hoderlein suchen, dessen Schritt beide völlig überraschte. Er wisse natürlich, sagte Pronold gestern, "dass es seit einigen Jahren Auseinandersetzungen in der oberfränkischen SPD gibt, die an den beteiligten Personen festgemacht werden". Solche Diskussionen müssten aber offen ausgetragen werden: "Reden ist besser, als die Tür von außen zuzumachen."